Libanon Schüsse über deutschem Schiff?

Offenbar hat die israelische Luftwaffe über einem Schiff der deutschen Marine vor der Küste des Libanon zwei Schüsse in die Luft gefeuert. Israel dementiert dies und hat eine völlig andere Version des Vorfalls.

Die israelische Luftwaffe hat offenbar über einem Schiff der deutschen Marine vor der libanesischen Küste Schüsse abgefeuert. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin, Thomas Raabe, bestätigte einen entsprechenden Bericht des "Tagesspiegel". Sechs israelische F-16-Jäger hätten am Dienstagvormittag ein deutsches Marineschiff der UN-Flotte in geringer Höhe überflogen und "Infrarot-Täuschkörper" abgeworfen. Aus einer der Maschinen seien aus der Bordkanone zwei ungezielte Schüsse in die Luft abgefeuert worden. Es gebe bereits Gespräche mit Israel auf Regierungsebene, sagte Raabe. Beide Seiten seien an einer weiterhin guten Zusammenarbeit interessiert.

Über den Zwischenfall, an dem zwei israelische Kampfflugzeuge des Typs F 16 beteiligt gewesen seien, habe der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, Christian Schmidt (CSU), den Verteidigungsausschuss unterrichtet, berichtete das Blatt. Der Ausschuss tagt hinter verschlossenen Türen. Welches deutsche Schiff betroffen war, konnte das Ministerium noch nicht sagen. Auch aus Kreisen der libanesischen Streitkräfte wurde der Vorfall bestätigt.

Israel dementiert

Eine israelische Armeesprecherin sagte, der Zwischenfall habe sich nahe der israelisch-libanesischen Grenze auf der Höhe des nordisraelischen Ortes Rosch Hanikra ereignet. Ein Hubschrauber sei von einem deutschen Schiff aufgestiegen, ohne dass dieser Flug mit Israel abgestimmt gewesen sei. Israelische Kampfflugzeuge seien daraufhin eingesetzt worden. Sie hätten den deutschen Helikopter zur Umkehr und Landung auf dem Marineschiff gezwungen. Die Sprecherin bestritt entschieden, dass irgendein Schuss auf das Schiff abgegeben worden sei. Bisher habe man auch keine Kenntnis, dass Leuchtsignale über dem Schiff abgefeuert worden seien.

Das israelische Verteidigungsministerium bestätigte, dass Ressortchef Amir Peretz telefonischen Kontakt mit seinem deutschen Amtskollegen Franz Josef Jung hatte. Er habe klargestellt, dass die israelische Luftwaffe nicht auf das Schiff geschossen habe. Israel habe keine Absicht, in irgendeiner aggressiven Art gegen die deutschen Streitkräfte vorzugehen. Zugleich habe sich Peretz dafür ausgesprochen, die Zusammenarbeit in direkter Form und im Rahmen der UN-Mission im Libanon zu verstärken. Jung wird Anfang kommenden Monats in den Nahen Osten reisen. Für den 3. November ist ein Besuch in Israel geplant.

"Besorgt" über Militärflüge

Der französische Kommandeur der UN-Truppen im Libanon, Alain Pellegrini, äußerte sich unterdessen "ernsthaft besorgt" über die zunehmende Zahl von israelischen Militärflügen über dem Libanon. Fast alle Einheiten der UN-Truppe im Libanon hätten über Verletzungen des Luftraums in ihrem Einsatzbereich geklagt, sagte Pellegrini nach Angaben eines UN-Sprechers vom Mittwoch. Allein an einem Tag seien neun solcher Flüge beobachtet worden.

Die Deutsche Marine fährt seit dem 16. Oktober mit sechs Schiffen und rund 1500 Mann im Auftrag der Vereinten Nationen Patrouille vor der Küste des Libanons, um einen Waffenschmuggel für die radikalislamische Hisbollah im Libanon zu unterbinden. Zu der von den Deutschen geführten UN-Flotte gehören Schiffe aus Schweden, Norwegen, den Niederlanden und Dänemark.

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DPA/AP