Tausende Menschen haben sich am Freitag in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek zu einer Trauerfeier für die Opfer der blutigen Unruhen der vergangenen Tage versammelt. Bei der Erstürmung von Regierungsgebäuden durch die Opposition kamen mindestens 75 Menschen ums Leben. In der Nacht kam es erneut zu Ausschreitungen mit Dutzenden Verletzten, in der ganzen Stadt war Gewehrfeuer zu hören. Am Donnerstag wurde eine Übergangsregierung gebildet, der in den Süden des Landes geflüchtete Präsident Kurmanbek Bakijew lehnt einen Rücktritt aber ab.
Bakijew sei für die Todesopfer dieser Woche verantwortlich, sagte eine der Trauernden in der Hauptstadt, Chatima Immamalijewa, am Freitag. Die Getöteten seien "Helden, die ihr Leben für die Zukunft Kirgistans geopfert haben".
Sicherheitskräfte versuchten in der Nacht zum Freitag offenbar, Plünderungen zu verhindern. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden 67 Verletzte ins Krankenhaus gebracht, einige hatten Schusswunden erlitten.
Ein Vertreter der Übergangsregierung unter der früheren Außenministerin Rosa Otunbajewa wollte am Freitag zu Gesprächen nach Moskau fliegen, wie die Nachrichtenagentur ITAr-Tass berichtete. Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin hatte am Donnerstag mit Otunbajewa telefoniert. Eine Unterstützung der Übergangsregierung dürfte den Druck auf Präsident Bakijew verstärken, zurückzutreten.
Kirgistan ist für den Westen von großem strategischen Interesse. Das Land liegt nördlich des Iran und Afghanistans und soll ein Bollwerk gegen islamische Extremisten bilden. Streit könnte es vor allem um den US-Luftwaffenstützpunkt Manas geben, über den die Nato einen Teil ihres Nachschubs für die Truppen in Afghanistan organisiert. Die Übergangsregierung erwägt die Schließung der Basis.