Die neue Offensive Russlands im Osten der Ukraine läuft, bislang aber kommen die Kremltruppen nach britischer Einschätzung nicht recht voran. "Das aktuelle operative Bild legt nahe, dass den russischen Kräften in den meisten Frontabschnitten der Vormarsch befohlen wird", teilte das Verteidigungsministerium in London mit. Allerdings könnten sie an keiner Stelle genügend Kampfkraft bündeln, "um entscheidende Wirkung zu erzielen".
Selenskyj hofft auf Militärjets
Die Söldnergruppe Wagner habe zuletzt weitere Geländegewinne im Norden der heftig umkämpften Stadt Bachmut im ostukrainischen Gebiet Donezk erzielt, heißt es. Die ukrainischen Truppen leisteten jedoch Widerstand. Auch im Bereich der Städte Kreminna und Swatowe im Gebiet Luhansk würden russische Einheiten angreifen, die örtlichen Attacken seien aber zu gering, um einen wichtigen Durchbruch zu erzielen, so das britische Ministerium.
In Brüssel kommen am Dienstag die Verteidigungsminister der 30 Nato-Staaten zusammen, auch um darüber zu beraten, wie die Ukraine weiter unterstützt werden kann. Dabei wird auch die Ukraine-Kontaktgruppe zusammenkommen, die die Waffenlieferungen an Kiew koordiniert. Präsident Wolodymyr Selenskyj hofft, Zusagen für weitere Kampfpanzer vor allem aber Kampfjets zu bekommen."Wir arbeiten daran, dass sich alle unsere Verhandlungen in den Rüstungsbeschlüssen unserer Partner spiegeln", sagte er in seiner neuen Videoansprache. In Brüssel erwartet wird auch der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow.
"Frage der Zeit, dass Berlin Kampfjets stellt"
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock bekräftigt, dass die Bereitstellung von Kampfjets für die Bundesregierung derzeit kein Thema sei. "Das ist keine Debatte, die wir führen", sagte sie in der finnischen Hauptstadt Helsinki. Militärexperten zufolge sei die Ausbildung an westlichen Flugzeugen so aufwändig, dass sie sich nur lohne, wenn sich der Krieg noch über lange Zeit hinziehen sollte. Bislang schließen Staaten wie die USA oder die Niederlande die Lieferung von Militärjets zwar nicht aus, machen aber auch keine Anstalten sie der Ukraine schnell zur Verfügung zu stellen.
Wie sich die Fronten in der Ukraine seit Beginn des Krieges verschoben haben

Der ukrainische Vize-Außenminister Andrij Melnyk aber geht fest davon aus, dass auch Deutschland Kampfjets an sein Land liefern werde und fordert eine rasche Entscheidung darüber. "Auch deutsche Experten sagen, Deutschland wird die Kampfjets liefern, das ist nur die Frage der Zeit", sagte er in der ARD-Sendung "Hart aber fair". Aber je länger die Debatte darüber dauere, desto schwieriger werde es für die Ukraine, die von Russland besetzten Gebiete zu befreien.
Kommt die Kampfjet-Allianz?
"Wir hoffen, dass die Deutschen, dass die Bundesregierung keine roten Linien jetzt zieht, sondern darauf eingeht, was für uns wichtig ist", sagte Melnyk und fügte hinzu: "Der Zeitfaktor ist entscheidend." Die Ukraine gehe davon aus, dass genauso wie bei den Kampfpanzern, eine europäische-tranatlantische Kampfjet-Allianz geschmiedet werde.
Wolodymyr Selenskyj ist in seiner Videoansprache noch einmal auf sein Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron eingegangen: Das Gespräch am vergangenen Mittwoch in Paris sei "sehr intensiv" gewesen. "Wir haben zu dritt sehr offen miteinander gesprochen, und das hat es uns ermöglicht, ein gemeinsames Verständnis für die Aussichten in diesem Krieg zu finden." Er danke Macron und Scholz für die geschlossene Unterstützung der europäischen Integration der Ukraine. "Wir haben eine gemeinsame Vision vom Weg zum Sieg", so Selenskyj.
Am Rande des Treffens sagte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), dass Deutschland für die Ukraine neue Munition für die Flugabwehrpanzer vom Typ Gepard bestellt habe. "Das heißt, wir werden jetzt unverzüglich wieder eigene Produktion aufnehmen bei Rheinmetall für Gepard-Munition. Die wird unverzüglich anlaufen."