Ukraine-Krieg Dutzende Tote bei russischem Raketenangriff nahe Lwiw, wo sich Flüchtlinge sammeln

Ukraine-Krieg: Flüchtlinge in Lwiw
Flüchtlinge am Bahnhof des westukrainischen Lwiw
© Ukrinform / DPA
Russland weitet seinen Angriffskrieg in der Ukraine immer mehr in Richtung Westen des Landes aus. Erstmals schlugen Raketen nahe der Stadt Lwiw ein. Der Ort liegt nur kurz vor der polnischen Grenze, weswegen sich dort Flüchtlinge aufhalten.

Russland hat bei seinem Krieg in der Ukraine erstmals auch einen folgenreichen Raketenangriff in unmittelbarer Nähe der polnischen Grenze verübt. Am Morgen starben mindestens 35 Menschen bei der Attacke auf einen Truppenübungsplatz unweit der Stadt Lwiw. 134 weitere wurden nach ukrainischen Angaben verletzt. 

Viele Flüchtlinge in Lwiw

Der Angriff bei Lwiw hat eine besondere Brisanz. In der Stadt sammeln sich viele Flüchtlinge. Der Übungsplatz Jaworiw ist nur rund 15 Kilometer von der Grenze zu Polen entfernt. Auf ihm waren zumindest vor dem Krieg viele Nato-Ausbilder aktiv. Videos und Fotos zeigten schwere Zerstörungen. Gebietsgouverneur Maxym Kosyzkyj zufolge wurden mehr als 30 Raketen abgefeuert. Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow forderte nach dem Angriff erneut eine Flugverbotszone über dem Land.

Rund um die ukrainische Hauptstadt gab es nach ukrainischen Angaben heftige Kämpfe in den Ortschaften Irpin und Makariw. Ähnlich sei die Lage auch in anderen Dörfern, die humanitäre Lage werde immer schlechter. Allein am Samstag seien etwa 20.000 Menschen evakuiert worden. Im Südosten versuchen russische Einheiten den Angaben zufolge weiter eine Erstürmung der tagelang belagerten Hafenstadt Mariupol mit rund 400.000 Einwohnern. Nach ukrainischen Angaben starben in Mariupol bereits mehr als 1500 Zivilisten. Im Süden sammele sich russisches Militär an der Industriegroßstadt Krywyj Rih mit über 600.000 Einwohnern. Die Angaben waren unabhängig nicht überprüfbar.

Nato: Lage wird sich verschlimmern

Die Nato erwartet eine weitere Verschärfung der Kämpfe und der humanitären Notlage. "Wir sehen mit Schrecken die steigenden Zahlen ziviler Opfer und die sinnlose Zerstörung durch die russischen Kräfte", sagte der Generalsekretär der Militärallianz, Jens Stoltenberg, der Zeitung "Welt am Sonntag". Die Menschen in der Ukraine widersetzten sich der Invasion mit Mut und Entschiedenheit, "aber die kommenden Tage werden wahrscheinlich noch größere Not bringen", warnte er.

Stoltenberg lehnte erneut Forderungen ab, die Nato solle eine Flugverbotszone über der Ukraine durchsetzen. Das würde bedeuten, dass russische Kräfte angegriffen werden müssten. "Und damit würde man eine direkte Konfrontation und eine unkontrollierbare Eskalation riskieren. Wir müssen diesen Krieg beenden und ihn nicht noch ausweiten." Die Nato sei eine defensive Allianz. "Wir suchen keinen Konflikt mit Russland."

nik