US-Bürgerrechtler Jesse Jackson "In Deutschland gibt es keine Hitler-Statuen"

US-Bürgerrechtler Jesse Jackson
Kämpft seit Jahrzehnten gegen Rassimus: US-Bürgerrechtler und Baptistenprediger Jesse Jackson (75)
© Scott Olson/AFP
Die Gewalt von Charlottesville hat in den USA einen Streit über Bürgerkriegsdenkmäler entfacht. In die Debatte hat sich auch der prominente US-Bürgerrechtler Jesse Jackson eingeschaltet - und Unterstützung von unerwarteter Seite bekommen.

In der Debatte über Statuen von Befehlshabern der Südstaaten-Konföderation, die durch die Demonstration von Rechtsextremisten in Charlottesville angefacht wurde, hat sich jetzt auch der Bürgerrechtler Jesse Jackson zu Wort gemeldet. Die Existenz dieser Monumente repräsentiere "das unerledigte Geschäft unseres Landes", sagte der Baptistenprediger, dem britischen Sender Sky News.

Jackson will Statuen ins Museum verbannen

"In Deutschland gibt es heutzutage keine Hitlerstatuen oder herumschwirrendes Neonazi-Material", erklärte Jackson, der sich in den 80er-Jahren zweimal für die Präsidentschaftskandidatur der Demokratischen Partei beworben hatte. "Diese Typen wollten sich von unserer Union abspalten, und die Sklaverei und Sezession und Segregation und Volksverhetzung erhalten, und daher fallen diese Statuen, und sie sollten fallen."

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Die Konföderierten Staaten von Amerika hatten sich 1861 vom Rest der Vereinigten Staaten losgesagt. Die Vereinigung aus den Bundesstaaten South Carolina, Mississippi, Florida, Alabama, Georgia, Louisiana, Texas, Virginia, Arkansas, Tennessee und North Carolina kämpfte im Amerikanischen Bürgerkrieg zwischen 1861 und 1865 gegen die Nordstaaten für den Erhalt der Sklaverei.

"Wenn du den Krieg verlierst, überwindest du auch deine Symbole", sagte Jackson dem Sender weiter. "Ihre Symbole sollten irgendwo in einem Museum existieren."

Nachfahre von General Lee unterstützt Jackson

Rückendeckung für diese Forderung bekommt Jackson ausgerechnet von einem Nachfahren des wohl bedeutendsten Generals der einstigen Südstaaten-Armee, Robert E. Lee. Der Abbau der Statuen seines Ahnen sei für ihn in Ordnung, erklärte Robert Lee V. in einer Stellungnahme. "Wenn die Entscheidung fällt, diese Statuen zu entfernen, dann ist es gut." Sie seien vielleicht besser in Museen aufgehoben als auf öffentlichen Plätzen, weil in einem Museum der historische Kontext besser erklärt werden könne. Robert E. Lee hätte niemals den Hass von Rassisten, Neonazis oder Mitgliedern des Ku-Klux-Klans gutgeheißen, sagte sein Nachfahre.

General Lee wird von der rechten Szene in den USA als Held verklärt. Mittlerweile sind die Lee-Denkmäler zum Sammlungsort für rassistische Gruppierungen geworden. Deswegen werden sie von Mitgliedern der linken Szene demontiert. Auch Städte wie zuletzt Baltimore in Maryland beschließen inzwischen, derartige Denkmäler zu entfernen.

Charlottesville will Lee-Statue abbauen

Die Bürgerrechtsorganisation Southern Poverty Law Center (SPLC) geht nach einer Studie von April 2016 von mehr als 1500 Symbolen aus, die landesweit an Schlüsselfiguren der Südstaaten-Konföderation erinnern. Darunter seien mehr als 700 Statuen und auch etwa 100 Schulen, die Namen von Kämpfern und Politikern auf der Seite der Südstaaten tragen.

Die Statue in Charlottesville im Bundesstaat Virginia, für deren Erhalt Neonazis und Ku-Klux-Klan-Anhänger am Samstag demonstrierten, ist eine von ihnen. Auch sie erinnert an General Lee. Die Verwaltung der als liberal geltenden Universitätsstadt plant, das Denkmal entfernen zu lassen - doch rechtsgerichtete Politiker bezeichnen den Abriss der Denkmäler als Auslöschen von Geschichte.

Der Streit um die Monumente ist Ausdruck der Spaltung der US-Gesellschaft in ein rechtes und ein liberales Lager. Die Spannungen zwischen beiden Seiten entladen sich immer häufiger in wütenden Auseinandersetzungen und auch Gewalt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die wenig entschlossene Verurteilung der Ereignisse von Charlottesville durch US-Präsident Donald Trump die Polarisierung verschärft.

mad, mit DPA/AFP

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