Die USA fürchten einem Pentagon-Geheimdienstbericht zufolge, dass Nordkorea wahrscheinlich Nuklear-Raketen abfeuern kann. Wie aus der Studie des US-Verteidigungsministeriums von vergangenem Monat hervorgeht, kann das kommunistische Land durchaus dazu in der Lage sein. Allerdings könnten die Raketen unzuverlässig sein. Eigentlich sollte die Bewertung geheim bleiben, wurde aber in einer Debatte im Repräsentantenhaus öffentlich. Zuletzt galt es in den USA als sicher, dass Nordkorea noch nicht in der Lage ist, mit atomaren Langstreckenraketen Amerika zu erreichen.
Ein Pentagon-Sprecher relativierte den Bericht später. Es sei nicht richtig anzunehmen, dass Nordkorea schon bewiesen hätte, Nuklear-Raketen vollständig getestet, entwickelt und abgefeuert zu haben.
Obama fordert Einhaltung der grundsätzlichen Regeln
Die USA hatten zuletzt angesichts zunehmender Hinweise auf einen bevorstehenden Raketentest Nordkoreas ihre Warnungen gegen das international fast vollständig isolierte Land verschärft. US-Verteidigungsminister Chuck Hagel sagte, Nordkorea bewege sich nahe einer gefährlichen Linie. US-Präsident Barack Obama hat die Führung in Pjöngjang aufgefordert, die Kriegsrhetorik gegen den Westen zu beenden.
Obama tat dies nach einem Treffen mit UN-Generalsekretär Ban Ki-moon. "Es ist wichtig, dass Nordkorea wie jedes andere Land der Welt grundsätzliche Regeln und Normen einhält", sagte Obama am Donnerstag im Weißen Haus. "Die Vereinigten Staaten werden alle notwendigen Schritte unternehmen, um ihre Bevölkerung zu schützen und den Verpflichtungen gegenüber den Verbündeten in der Region nachzukommen", sagte der US-Präsident. Ban zeigte sich "zutiefst besorgt" über das Säbelrasseln auf der koreanischen Halbinsel. Zugleich lobte der aus Südkorea stammende UN-Generalsekretär die "gemäßigte Antwort" der USA auf die Provokationen aus Pjöngjang.
Kerry nimmt China in die Pflicht
US-Außenminister John Kerry brach unterdessen von London aus zu einem Besuch in Sükorea auf. Ein US-Vertreter aus Kerrys Delegation sagte unterwegs, China müsse dazu beitragen, Nordkorea vom Weg der "destabilisierenden" Handlungen abzubringen. Nordkoreas Streben nach dem Besitz von atomwaffenfähigen Raketen sei "der Feind der Stabilität", sagte der US-Vertreter.
Nach Einschätzung der US-Geheimdienste ist China zunehmend "fristriert" über das nordkoreanische Säbelrasseln. Das verarmte, aber hochgerüstete Nordkorea hängt wirtschaftlich am Tropf von China. Peking hat damit als einzige ausländische Kraft direkten Einfluss auf Pjöngjang. Einen Machtwechsel im Nachbarland wolle die chinesische Führung aber vermeiden, hieß es. Peking brauche Nordkorea als "Pufferstaat" zum US-Verbündeten Südkorea und fürchte sich vor Instabilität an seinen Grenzen.