Im Skandal um massive US-Internetüberwachung haben Chinas Staatsmedien die USA scharf kritisiert. Die Enthüllung der Spionageprogramme zeige einmal mehr die arrogante Seite der USA, schrieb die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Freitag. "Das falsche Image der USA von "Demokratie, Freiheit und Menschenrechten" fällt in sich zusammen", hieß es in dem Bericht. Der Fall zeige die "Scheinheiligkeit und Arroganz" der USA, schrieb die chinesische Tageszeitung "Global Times".
In einem Kommentar hieß Xinhua dafür den NSA-Enthüller Edward Snowden in China willkommen: "Diese Leute sind zu brillant, um eingesperrt zu werden." In dem Text wurde Snowden in eine Linie mit dem Wikileaks-Informanten Bradley Manning und Wikileaks-Gründer Julian Assange gebracht. "Sie stehen alle für den tapferen Kampf gegen das System."
Da Snowden sich mit geheimen NSA-Dokumenten nach Hongkong abgesetzt hatte, müssten letztlich die chinesischen Behörden über einen möglichen Auslieferungsantrag der USA entscheiden. US-Ermittler prüften bereits, ob Snowden mit chinesischen Geheimdiensten zusammengearbeitet habe - noch hätten sie aber keine Anhaltspunkte dafür, schrieb die Finanznachrichtenagentur Bloomberg.
China als Hacker-Hochburg gebrandmarkt
China wird von den USA als Hacker-Hochburg gebrandmarkt und immer wieder von Menschenrechtsgruppen für den Umgang mit Dissidenten kritisiert.
Seit den Enthüllungen des Informanten Snowden hatte sich China zunächst zurückgehalten. "Wir haben leider keine Informationen dazu anzubieten", sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Hua Chunying, am Donnerstag in Peking auf wiederholte Fragen von Journalisten. Chinesische Spitzenpolitiker äußern sich selten direkt zu aktuellen politischen Ereignissen. Daher werten Beobachter die Veröffentlichungen der Staatsmedien als indirektes Sprachrohr der Pekinger Regierungsspitze.
Die "Global Times" wertete den 29-Jährigen nun als Chance für China: "Die chinesische Regierung sollte mehr harte Informationen von Snowden bekommen, falls er sie hat, und die Beweise in Verhandlungen mit den USA nutzen."
"Snowden ist ein politischer Übeltäter gegen die USA"
Snowdens Wissen zu nutzen, werde die Beziehungen zwischen China und den USA nicht nachhaltig belasten, da Washington vermutlich das gleiche machen würde, vermutete "Global Times" weiter. "Snowden ist ein politischer Übeltäter gegen die USA, aber was er macht, ist von großem Nutzen für die Welt." Die öffentliche Meinung werde sich gegen Chinas Zentralregierung und die Verwaltung von Hongkong richten, falls Snowden an die USA aufgeliefert würde.
Der ehemalige US-Geheimdienstler hatte mit seinen Enthüllungen den amerikanischen Spionage-Skandal ins Rollen gebracht. Er floh in die chinesische Sonderverwaltungsregion Hongkong und hält sich derzeit an einem unbekannten Ort auf. In einem Interview mit der Hongkonger Zeitung "South China Morning Post" sagte Snowden, dass der US-Abhördienst NSA seit 2009 versucht habe, sich Zugang zu hunderten Zielen in China und Hongkong zu verschaffen.