US-Vorwahlen Clintons wertloser Sieg

Hillary Clinton hat zwar die Vorwahlen der Demokraten in Puerto Rico gewonnen - doch freuen darf sich ihr parteiinterner Konkurrent Barack Obama. Er könnte am Ende der Woche, in der noch zwei Vorwahlen anstehen, der große Sieger sein.

Hillary Clinton hat die US-Vorwahl der Demokraten auf der Karibikinsel Puerto Rico mit großer Mehrheit gewonnen. Dennoch liegt ihr Konkurrent Barack Obama nach 48 Vorwahlen bei den Delegiertenstimmen praktisch uneinholbar vorn. US-Medien gehen fast übereinstimmend davon aus, dass Obama bis Ende dieser Woche die notwendige Anzahl der Delegierten zu seiner Nominierung hinter sich bringen kann. Die letzten beiden Vorwahlen sind am Dienstag in den Bundesstaaten South Dakota und Montana.

Der 46-jährige Senator aus Illinois gewann bei seiner Niederlage 17 weitere Delegiertenstimmen, damit fehlen ihm nur noch 47 Stimmen, um erster dunkelhäutiger Kandidat einer großen amerikanischen Partei für den Posten des amerikanischen Präsidenten zu werden. Clinton kam in Puerto Rico auf rund 68 Prozent der Stimmen, Obama lediglich auf 32. Allerdings können die Bewohner der Insel, die mit den USA assoziiert ist, bei der Präsidentenwahl nicht abstimmen. Nach Berechnungen der Nachrichtenagentur AP hat Obama derzeit 2071 Delegierte auf seiner Seite, die New Yorker Senatorin inklusive der 38 in Puerto Rico gewonnenen lediglich 1915,5. Obama rechne noch in dieser Woche "ganz fest" mit seiner Nominierung zum US-Präsidentschaftskandidaten, erklärte sein Sprecher Robert Gibbs.

Weshalb darf Puerto Rico mitwählen?

Puerto Rico (spanisch: reicher Hafen) ist ein "Vorposten" der USA in der Karibik. Die östlichste Insel der Großen Antillen ist mit knapp 9000 Quadratkilometern nicht einmal halb so groß wie Rheinland-Pfalz. Die meisten der etwa vier Millionen Einwohner sprechen Spanisch. 85 Prozent sind katholisch. Hunderttausende Einwanderer aus Puerto Rico leben in New York und weiteren US-Städten. Stars wie Jennifer Lopez oder Ricky Martin machten ihre Heimat auch in Europa bekannt.

Christoph Kolumbus beanspruchte die Insel 1493 für Spanien. Im Spanisch-Amerikanischen Krieg 1898 ging Puerto Rico an die USA. Als assoziierter Freistaat haben die Puertoricaner die US- Staatsbürgerschaft. Sie haben kein Stimmrecht bei den Präsidentenwahlen, dürfen sich aber an den parteiinternen Vorwahlen beteiligen.

Staatsoberhaupt der Insel ist US-Präsident George W. Bush, Regierungschef der Ende 2004 für vier Jahre gewählte Gouverneur Anibal Acevedo Vila. Puerto Rico ist eines der wirtschaftsstärksten Gebiete Lateinamerikas. Neben Fischerei und Tourismus sorgen Industriezweige wie Textilproduktion und Maschinenbau für ein jährliches Bruttoinlandsprodukt von 10 224 US-Dollar pro Kopf (zum Vergleich: Dominikanische Republik 4147, Haiti 630 Dollar).

Obama, der Clinton zu ihrem Wahlsieg gratulierte, äußerte sich optimistisch, dass er seine Partei in die Wahlen führt. Es komme darauf, John McCain zu stoppen, der "die Politik der Regierung Bush um weitere vier Jahre verlängern" wolle. Obama wäre der erste Schwarze, der in der US-Geschichte bei einer Präsidentenwahl antritt. Bei den Republikanern ist so gut sicher, dass der 71-jährige McCain bei der Präsidentenwahl am 4. November antritt.

Clinton meldet Anspruch auf Kandidatur an

Allerdings meldete auch Clinton ihren Anspruch auf die Kandidatur an. Zwar habe Obama mehr Delegierte für sich gewonnen, sie habe dagegen bei den fast 50 Vorwahlen mehr Wählerstimmen erhalten. Zudem sei sie am besten in der Lage, bei den Präsidentenwahlen im November McCain zu schlagen. Dies müssten sich die "Superdelegierten" klar machen, die bei der Nominierung das letzte Wort haben. "Lasst uns weiterkämpfen", rief sie der jubelnden Menge in San Juan zu.

US-Medien gehen allerdings davon aus, dass Obama die weitaus besten Chancen zur Nominierung hat. Möglicherweise werde Clinton nach dem Ende der Vorwahlen am Dienstag das Handtuch werfen, hieß es.

Die frühere First-Lady vermied bei ihrer Rede im Unterschied zu früher jeden direkten Angriff auf ihren Rivalen Obama. Auch ging sie nicht auf die jüngste Entscheidung der Parteiführung über die für sie ungünstige Bewertung der Delegiertenstimmen aus Florida und Michigan ein.

Erst am Samstag hatte die Parteiführung den Bemühungen Clintons einen schweren Schlag versetzt. In einer streckenweise turbulenten Sitzung einigte sich der Regelausschuss bei der Wertung der US- Vorwahlen in Florida und Michigan zugunsten Obamas. Demnach werden die Delegierten beider Staaten beim Nominierungsparteitag nur die Hälfte ihres Stimmrechts erhalten. Experten meinten, damit habe Obama die Präsidentschaftskandidatur praktisch in der Tasche.

Allerdings behielt sich Clinton, die die Vorwahlen im Januar in Florida und Michigan klar gewonnen hatte, auch die Option weiterer, parteiinterner Beschwerden vor. Empörte Clinton-Anhänger sprachen von einer "Entführung von Wählerstimmen" und von einem "Verbrechen". Clinton hatte verlangt, dass alle Stimmen voll gezählt werden.

Die Entscheidung des Regelausschusses war notwendig geworden, weil Florida und Michigan ihre Vorwahlen entgegen den Parteiregeln auf Januar vorgezogen hatten. Darauf hatte die Parteiführung den Delegierten das Stimmrecht für den Parteitag Ende August entzogen.

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DPA/AP