Letzte Woche hatte ich ein interessantes Erlebnis. Im "heute journal" lief ein Interview mit dem Generalsekretär der SPD, Lars Klingbeil. Der Mann war offenbar von seiner Chefin Andrea Nahles an die Medienfront geschickt worden, um den Deutschen die merkwürdige Beförderung des Verfassungsschutz-Chefs Maaßen zum Staatssekretär in Horst Seehofers Innenministerium als grandiose Lösung zu verkaufen. Klingbeil führte ein denkwürdiges Schauspiel auf. Er redete einfach immer das Gleiche. Völlig unabhängig von dem, was die Moderatorin fragte. Gutes Ergebnis, haben uns durchgesetzt, jetzt Rückkehr zur Sacharbeit, irgend sowas.
Jetzt passierte Folgendes: Versehentlich kam ich auf die falsche Taste der Fernbedienung. Nach ein, zwei Minuten hatte ich das "heute journal" wiedergefunden. Und da saß immer noch Klingbeil. Und sagte immer noch das Gleiche. Gutes Ergebnis, haben uns durchgesetzt, Rückkehr zur Sacharbeit. Ich dachte erst, mein Gerät ist kaputt. War es aber nicht. Das war wirklich immer noch das Interview. Ich hatte zwei Minuten verpasst, in Wahrheit aber nichts verpasst. Klingbeil reloaded, Politiker-Gequackel als gebührenfinanzierte Einschlafhilfe.

Wegzappen bei Angela Merkel und Co
Oder war es vielleicht Kunst? Und der brave Genosse Klingbeil ist in Wahrheit Dadaist? Egal, schnell weggezappt, den Sprechautomaten Klingbeil. Und am liebsten all die anderen müden Gesichter aus der müden Hauptstadt gleich mit. Merkel, Seehofer, Nahles.
Ich glaube, jeden Abend zappen Millionen Deutsche inzwischen weg, wenn Sie Euch sehen. Sie können und wollen Euch nicht mehr ertragen. Eure leblosen Sätze aus der Phrasendreschmaschine. Eure "Koalitionskrisen", die ihr bedeutungsvoll zu Staatskrisen hochjazzt, die in Wahrheit aber regelmäßig und in aller erster Linie um Eure gekränkten Egos und Eitelkeiten kreisen, dabei aber allerdings ungefähr so spannend sind wie jedes x-beliebige kleine Schulhof-Mobbing.
Beziehungscouch im Kanzleramt
Erwartet Ihr allen Ernstes, dass sich für Eure sonntäglichen Treffen auf der Beziehungscouch in Frau Merkels Kanzleramt noch irgendwer ernsthaft interessiert? Für Eure erbärmlichen Inszenierungen, wenn Ihr bedeutungsschwer aus Euren Limousinen steigt, gerne auch mal ein Aktendeckelchen in der Hand, was wohl zeigen soll, dass Ihr in tiefer Sorge seid um die Zukunft des Landes, wo Ihr doch in Wahrheit nur die Sorge habt, wie Ihr die nächsten ein, zwei Wochen ohne "Gesichtsverlust" überstehen könnt.
Mal ist es, wie im Fall Maaßen, der Chef einer "nachgeordneten Behörde" (so die Kanzlerin), der Euch dazu veranlasst, diese ungelenken Dramen aufzuführen. Mal geht es, wie vor der Sommerpause, um die Frage, ob alle drei Tage ein Flüchtling an der deutsch-österreichischen Grenze zurückgewiesen werden kann.
Die Große Koalition hat fertig
Das Volk wendet sich mit Grausen ab. Ihr habt fertig. Woher nehmt Ihr trotzdem die selbstüberschätzende Gewissheit, dass Ihr unersetzbar seid? In Euren Parteien gibt es durchaus Talente, neue Leute, die zumindest einen Hauch von Leidenschaft mitbringen und eine Idee für unser Land. Die müssen jetzt in die erste Reihe. Ihr müsst das organisieren, und zwar schnell. Sonst zappt sich das Volk in ein ganz neues, eigenes Programm. Die AfD ist in einer der letzten Umfragen deutschlandweit schon zweitstärkste Partei.