Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall beliefert offenbar Saudi-Arabien trotz eines deutschen Exportstopps weiter mit Munition, über Tochterfirmen in Italien und Südafrika. Das berichtet der stern nach gemeinsamen Recherchen mit dem ARD-Magazin "Report München". Von dem jüngsten deutschen Exportstopp in Folge des Mordfalls Jamal Khashoggi seien diese Lieferungen "nicht betroffen", bestätigte Rheinmetall-Vorstand Helmut Merch Mitte November bei einer Telefonkonferenz mit Bankanalysten laut Protokoll.
stern und "Report München": Rheinmetall-Lieferungen nach Saudi-Arabien über Tochterfirmen
Merch bezifferte den Wert der jährlichen Munitionslieferungen auf über 100 Millionen Euro pro Jahr. Der Chef der italienischen Rheinmetall-Tochter RWM Italia, Fabio Sgarzi, sprach bereits in einem Interview im Juli davon, dass es der gegenwärtig laufende Ausbau der Munitionsfabrik vom RWM Italia auf Sardinien erlauben werde, die Produktionskapazitäten zu verdreifachen.
Nach Recherchen von stern und "Report München" bewirbt das Joint Venture, das Rheinmetall in Südafrika betreibt, einige Produkte für ihre - so wörtlich - "außergewöhnliche Tödlichkeit". Laut Presseberichten versucht gegenwärtig die saudische staatliche Rüstungsholding SAMI, Anteile des südafrikanischen Partners an dem Gemeinschaftsunternehmen zu übernehmen.
Geführt wird die SAMI von dem früheren Rheinmetall-Bereichsvorstand Andreas Schwer. Neben ihm sind heute nach Recherchen von stern und "Report München" offenbar mindestens drei weitere ehemalige Rheinmetall-Manager für die SAMI tätig. SAMI-Chef Schwer war bis 2017 nebenamtlich in der katholischen Kirchengemeinde Mariä Heimsuchung in Meersburg am Bodensee als Organist tätig. Fragen nach der Vereinbarkeit dieses kirchlichen Engagements mit der Arbeit für die Rüstungsindustrie in Saudi-Arabien ließ er unbeantwortet. Mit Rücksicht auf Schwers "Privatsphäre" wollte auch die Kirchengemeinde über die Organistentätigkeit "keine Auskunft erteilen".