NRW-Wahl AfD-Mann Pretzell wird in "Wahlarena" ausgebuht

Marcus Pretzell, Spitzenkandidat der AfD für die NRW-Wahl, sorgte mit seiner Äußerung in der WDR-"Wahlarena" für Empörung
Marcus Pretzell, Spitzenkandidat der AfD für die NRW-Wahl, sorgte mit seiner Äußerung in der WDR-"Wahlarena" für Empörung
© Herby Sachs/WDR/DPA
Mit einer umstrittenen Äußerung zog Marcus Pretzell, AfD-Sitzenkandidat für die NRW-Wahl, den Unmut der Studiozuschauer auf sich. Im Wahlprogramm seiner Partei zeigte er sich wenig sattelfest.

Rund anderthalb Wochen vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen trafen die Spitzenkandidaten von SPD, CDU, Grünen, Piraten, Linken und AfD in der WDR-Sendung "Wahlarena" aufeinander. 

"Wir hoffen auf gute Argumente", sagte Moderatorin Sabine Scholt gleich zu Beginn der zweistündigen Live-Sendung. Die gab es dann auch, die Politiker stritten hitzig über Straßenbau, das Turbo-Abi, Polizistenstellen und Zuwanderung - typisch Landtagswahlkampf eben. In Erinnerung dürfte aber insbesondere der Auftritt von Marcus Pretzell, dem Spitzenkandidaten der AfD für die kommende Wahl, bleiben. Er sorgte gleich für zwei denkwürdige Momente.

Marcus Pretzell widerspricht seinem Wahlprogramm

Beim Thema "Kita-Betreuung" geriet der Ehemann von Parteichefin Frauke Petry ins Schlingern. Angesprochen auf das Programm seiner Partei, das die Betreuung von unter Dreijährigen durch Erzieher anstatt durch die Mutter als nicht sinnvoll darstellt (der entsprechende Abschnitt findet sich ab Seite 20 des AfD-Wahlprogrammes), äußerte Pretzell eine völlig gegensätzliche Meinung: "Ich habe das bei meinen Kindern so gehandhabt, dass die auch in jüngeren Jahren schon fremd betreut wurden, das hat ihnen (...) nicht geschadet." Pretzell relativierte auf Nachfrage der Moderatorin, dass es seiner Partei um Wahlfreiheit gehe und der Staat nicht das eine Erziehungsmodell dem anderen vorziehen dürfe.

Nun ist Pretzell nicht der einzige AfD-Politiker, dessen Lebensweise sich vom Ideal der Partei unterscheidet (lesen Sie dazu unter anderem "Die AfD und ihre lesbische Spitzenkandidatin Alice Weidel: Wie passt das?" im stern) und solche Fälle gibt es sicherlich auch in anderen Parteien, dennoch sorgte Pretzells Schlingerkurs für Gelächter im Publikum.

"Le Pen wird Präsidentin von Frankreich"

Gar nicht mehr zum Lachen zumute war den Studiozuschauern aber nach einer anderen Äußerung des 43-jährigen Europaabgeordneten: Während eines Wortfgefechts mit CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet zur inneren Sicherheit, wehrte sich dieser gegen den Vorwurf Pretzells, sich zum "Mann der inneren Sicherheit aufzuschwingen". "Ich schwinge mich gar nicht auf, ich mache parlamentarische Arbeit", konterte Laschet, "und sie sitzen auch in einer Parlamentsfraktion und die Vorsitzende heißt Frau Le Pen." Die französische Präsidentschaftskandidatin ist zurzeit Vorsitzende der Fraktion der Rechtspopulisten und Rechtsextremen im EU-Parlament, der auch Pretzell angehört.

"Ja, die wird am Sonntag Präsidentin von Frankreich", sagte Pretzell seiner Fraktionschefin siegessicher voraus. Die Zuschauer im Studio reagierten mit ungläubigem Kopfschütteln, entsetztem Aufschauen und lauten Buhrufe auf die offensichtliche Sympathiebekundung für die rechte Stimmenfängerin aus Frankreich.

Äußerung sorgt für Empörung

Während die Äußerung von Pretzell im weiteren Diskussionsverlauf keine Rolle mehr spielte, sorgte sie in den sozialen Netztwerken teils für Empörung:Ob der fahrige Auftritt ihres Spitzenkandidaten der AfD im Landtagwahlkampf nun geholfen hat oder kontraproduktiv war, steht am Sonntag in einer Woche fest: Im aktuellen Wahltrend der ARD liegt die Partei zurzeit bei acht Prozent, allerdings wurden die Teilnehmer vor der umstrittenen Äußerung Pretzells zu Marine Le Pen befragt.

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