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Reda Seyam "Einer der übelsten Hetzer": Ranghöchster deutscher IS-Terrorist ist tot

Reda Seyam im Mai 2012 vor der DITIP Zentral-Moschee in Köln Ehrenfeld
Beim Kampf um Mossul getötet: Reda Seyam, hier im Mai 2012 vor der DITIP Zentral-Moschee in Köln-Ehrenfeld, war eine Art Bildungs- und Kulturminister des sogenannten Islamischen Staates
© Geisler-Fotopress / Picture Alliance
Reda Seyam wurde deutschlandweit bekannt, als er 2009 vor dem Berliner Kammergericht das Recht erstritt, seinen Sohn Dschihad zu nennen. Später wurde der Islamist "Minister" bei der Terrormiliz IS. Nun wird sein Tod gemeldet.

"Diejenigen, die den Islam bekämpfen, wir sind aufgefordert, ihn zu bekämpfen. Bis zum letzten Atem", sagte Reda Seyam in holperigem Deutsch im Mai 2012 dem ZDF-Magazin "Report". Das hat der Berliner Islamist offenbar getan. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen wurde das ranghöchste deutsche Mitglied des sogenannten Islamischen Staates schon im vergangenen Jahr bei der Vertreibung der Terrorgruppe aus der nordirakischen Stadt Mossul getötet.

Es ist nicht das erste Mal, dass Seyams Tod gemeldet wird. Bereits im Dezember 2014 berichteten deutsche Medien unter Berufung auf die Regierung und Medien des Irak, der Deutsch-Ägypter sei bei einem Luftangriff in der Nähe von Mossul ums Leben gekommen. Recherchen des stern ergaben damals allerdings, dass das nicht stimmte und Seyam weiterhin im Nordirak für den IS tätig war. Nun liegen deutschen Sicherheitsbehörden aber offenbar glaubhafte Erkenntnisse vor, dass der Endfünfziger nicht mehr am Leben ist. Die Identität des Getöteten sei geklärt, berichtet die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf Sicherheitskreise.

Reda Seyam betrieb jahrzehntelang Hasspropaganda

Seyam galt als einer der bekanntesten deutschen Islamisten. Radikalisiert zu Zeiten des Bosnienkrieges warb er mehr als 20 Jahre lang als Propagandist für den Kampf gegen alle angeblichen Feinde des Islam. 2002 stand er in Verdacht, zu den Hintermännern des Terroranschlags auf der Ferieninsel Bali zu gehören. Die indonesischen Behörden nahmen ihn damals fest, ließen ihn jedoch nach einigen Monaten wieder frei.

Bundesweit bekannt wurde Reda Seyam 2009, als er vor Gericht das Recht erstritt, einen seiner Söhne Dschihad ("Heiliger Krieg", wörtlich: Anstrengung) zu nennen. Der "Berliner Kurier" nannte Seyam einen der "übelsten Hetzer in der Salafisten-Szene". 2012 griff er ein "Spiegel"-TV-Team an, das ihn befragen wollte. Erst die anrückende Polizei konnte ihn stoppen.

In Deutschland lebte Seyam zunächst in Neu-Ulm, wo er laut "B.Z." im so genannten Multikulturhaus verkehrte. Das islamistische Zentrum, das 2005 von den Behörden dichtgemacht wurde, erlangte internationale Bekanntheit, weil auch Mohammed Atta, Attentäter des 11. September 2001, und Said Bahaji, Cheflogistiker der Anschläge, zu seinen Besuchern zählten.

Später wohnte Seyam jahrelang mit seiner Frau und sieben Kindern in Berlin-Charlottenburg. In der Hauptstadt zählte er zum inoffiziellen Führungszirkel der salafistischen Al-Sahaba-Moschee im Stadtteil Wedding und hatte dort laut dem "Berliner Kurier" auch intensiven Kontakt zu dem früheren Gangsterrapper Denis Cuspert, der später unter dem Kampfnamen Abu Talha al Almani für den IS kämpfte und Anfang 2018 in Syrien getötet wurde.

Seyam war "Bildungsminister" in Mossul

2012 verließ Seyam Frau und Kinder, zog zunächst in sein Geburtsland Ägypten und schloss sich dann dem IS in Syrien an. Später tauchte er als eine Art Bildungs- und Kulturminister des selbsternannten "Kalifats" in Mossul auf. Dort soll er unter dem Namen Dhul al Qarnain diverse Änderungen im Bildungssystem von Iraks zweitgrößter Stadt vorgenommen haben. Dazu gehörten die Geschlechtertrennung, die Vorschrift für alle Mädchen, ab dem Grundschulalter den Gesichtsschleier Niqab zu tragen, sowie die Pflicht, dass jeder Student dem IS als Kämpfer zu Verfügung stehen müsse. Außerdem sollen zahlreiche Studentinnen auf Seyams Anweisung gegen ihren Willen mit IS-Kämpfern verheiratet worden sein.

Seyams erste Frau hatte gegenüber deutschen Behörden gegen ihren Mann ausgesagt und von dessen Kontakten zu radikalen Terroristen berichtet. Sie kam in ein Zeugenschutzprogramm und lebt unter neuem Namen irgendwo in Deutschland.

Siddhartha Dhar alias Abu Rumaysah

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