Seehofers neuer Job Horsts nebenparteiliche Opposition

Im Streit um das Gesundheitskonzept der Union hatte CSU-Vize Horst Seehofer das Nachsehen. In Zukunft kann er CDU-Chefin Merkel als mächtiger Lobbyist gängeln.

Der im Gesundheitsstreit der Union zurückgetretene Fraktionsvize Horst Seehofer übernimmt den Vorsitz beim Sozialverband VdK Bayern.

Nach wochenlangen Spekulationen gab der frühere Bundesgesundheitsminister dem Landesverband am Donnerstag seine Zusage. Der CSU-Vize soll am 23. April in Nürnberg in das Ehrenamt gewählt werden, teilte der Verband mit.

Seehofer kündigte an, sein Hauptanliegen werde sein, eine Sozialpolitik für die "kleinen Leute" einzufordern. "Deshalb wird auch die Gesundheitsprämie der Union, die ich als Politiker ablehne, auch vom VdK als falsch abgelehnt werden", sagte er dem in Ingolstadt erscheinenden "Donaukurier".

Massiv Front gegen Kopfpauschale gemacht

Im unionsinternen Streit um ein gemeinsames Konzept von CDU und CSU für eine Gesundheitsreform hatte Seehofer eine herbe Niederlage einstecken müssen. Im Zunächst hatte er über Monate hinweg massiv Front gegen die von der CDU favorisierte Kopfpauschale gemacht. Nach einer Einigung der Parteivorsitzenden Angela Merkel (CDU) und Edmund Stoiber (CSU) auf das Konzept gab Seehofer schließlich seinen Posten als Fraktionsvize im Bundestag auf. Der VdK-Job ermöglicht ihm nun, sich als eine Art außerparteilicher Oppositioneller zu profilieren. Er dürfte diese Chance nutzen, um die seiner Auffassung nach zu liberale Merkel in der Gesundheitspolitik weiter zu gängeln.

Stärkster Sozialverband Deutschlands

Seehofer gilt auch als potenzieller Nachfolger von VdK-Bundeschef Walter Hirrlinger. Der hatte den CSU-Politiker selbst ins Gespräch gebracht. Daraufhin war über einen Ausstieg des in der Union umstrittenen Sozialexperten aus der Politik spekuliert worden.

Der VdK ist nach eigenen Angaben mit 1,4 Millionen Mitgliedern der größte Sozialverband Deutschlands. Der bayerische Landesverband ist mit fast einer halben Million Mitgliedern die stärkste Untergliederung.

Auch in der CSU ist Seehofer wegen seiner Alleingänge umstritten. Dennoch begrüßte CSU-Generalsekretär Markus Söder die Entscheidung. "Das ist gut für den VdK und die CSU. Das stärkt beide", sagte er. Das Amt sei in jedem Fall mit dem stellvertretenden CSU-Vorsitz zu vereinbaren. Seehofer hatte ankündigt, als künftiger VdK-Landeschef sein Bundestagsmandat und den stellvertretenden CSU-Vorsitz behalten zu wollen. Auch Stoiber hatte deutlich gemacht, dass dem nichts entgegensteht.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Der VdK erklärte, er erhoffe sich von dem "politischen Schwergewicht" Seehofer, dass er der Stimme des Sozialverbands ein noch größeres Gehör verschaffe. "Seehofer zählt zu den beliebtesten Politikern Deutschlands, weil er sich durch Geradlinigkeit, Rückgrat und ein ausgeprägtes soziales Gewissen auszeichnet", hieß es in der Mitteilung.

DPA
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