Es wäre nicht die erste Politiker-Karriere, die durch eine plagiierte Doktor-Arbeit beendet würde: Die Familienministerin Franziska Giffey muss sich aktuell gegen Vorwürfe wehren, in ihrer Doktorarbeit mindestens geschlampt, schlimmstenfalls aber abgeschrieben zu haben. Jetzt geht die Politologin in die Offensive und will so wohl auch ihre Chancen auf den SPD-Parteivorsitz retten.
Wie "Der Spiegel" in der Ausgabe vom Samstag berichtet, habe Giffey ihrem Anwalt bereits vor einigen Wochen das Material zu ihrer Promotion "Europas Weg zum Bürger" übergeben. Es beinhaltet mehrere Ordner mit Unterlagen und Aufzeichnungen, sowie einen USB-Stick mit E-Mail-Verläufen zu der Promotion. Ein vom Anwalt erstelltes Gutachten auf Grundlage dieser Daten wurde nun der Freien Universität Berlin übergeben. Dort untersucht eine Kommission die Plagiatsvorwürfe gegen die Ministerin.
Amerikanisches Zitat oder Plagiat?
Die Vorwürfe waren vom "Vroniplag Wiki", das wissenschaftliche Arbeiten von Politikern auf Plagiate prüft, erhoben worden. Auf aktuell 76 der insgesamt 205 Seiten wurden Stellen gefunden, die nicht oder unzureichend als aus Fremdquellen stammend markiert wurden. Meist handelt es sich um einzelne Sätze oder Absätze, bei zwölf Seiten sind die Hälfte der Seite und mehr nicht ordentlich zitiert.
Im Gutachten des Anwalts wird laut "Spiegel"-Angaben argumentiert, Giffey hätte von ihrer Doktormutter eine bestimmte, nicht näher genannte Amerikanische Zititierweise vorgegeben bekommen. Sie hätte demnach nicht plagiiert, sondern lediglich die Vorgaben umgesetzt.
Tatsächlich wird bei manchen US-Standards deutlich einfacher zitiert als es in deutschen Unis üblich ist, teilweise reichen der Autor sowie das Erscheinungsjahres des Buchs als Quellenangabe. Laut "Vroniplag" finden sich in Giffeys Arbeit aber auch Sätze, die auch nach US-Maßstäben kein korrektes Zitat wären.
Entscheidung über die Karriere
Ob Giffey deshalb der Doktor aberkannt wird, muss nun die Kommission der FU Berlin entscheiden. Eine klare Tendenz gibt es dabei noch nicht. Im Vergleich zum wohl berühmtesten Politiker-Plagiat, der Promotion von Karl Theodor zu Gutenberg, sind die Vorwürfe gegen Giffey noch relativ harmlos, Gutenberg hatte teils ganze Seiten anderer Werke ohne Zuordnung abgeschrieben.
Sollte Giffey von der Kommission aber den Titel entzogen bekommen, könnten damit auch ihre politischen Ambitionen dahin sein. Die SPD-Politikerin gilt als eine der Hoffnungsträgerinnen der leidenden Partei, auch die Nachfolge der gerade zurückgetretenen Vorsitzenden Andrea Nahles wird ihr zugetraut.
Quellen: Der Spiegel, Vroniplag
