Vierte Corona-Welle "Was muss eigentlich noch passieren, damit ihr es kapiert?" Spahn platzt wegen Ungeimpften der Kragen

Spahn: So zynisch es klingt, Ende des Winters sind alle "geimpft, genesen oder gestorben"
Spahn: So zynisch es klingt, Ende des Winters sind alle "geimpft, genesen oder gestorben"
© Tobias Schwarz / AFP
Sehen Sie im Video: Jens Spahn mahnt – Ende des Winters sind alle "geimpft, genesen oder gestorben".




Jens Spahn (CDU), amtierender Bundesgesundheitsminister: "Ich würde manch einen einfach mal auf die Intensivstation zerren, damit sie sehen, was dieses Virus anrichtet und gerade einmal mehr auch bedeutet für die Kliniken, für die Pflegekräfte, für die Ärztinnen und Ärzte, für alle, die dort arbeiten, aber auch welches Leid ist für die Patienten und ihre Angehörigen bringt. Auch das kommt ja noch dazu. Und man fragt sich wirklich, was noch passieren muss, bis wirklich der letzte versteht, dass diese Impfung einen selbst zuerst einmal schützt, aber eben vor allem auch für uns alle als Gesellschaft dann auch Sicherheit gibt. Insofern sehe ich eine unbedingte moralische Verpflichtung, sich impfen zu lassen. Und ich habe die Tage auch von führenden Politikern des Deutschen Bundestages einmal mehr gehört, das wäre keine Frage von Solidarität, ob man sich impfen lässt oder nicht, sondern eine persönliche Frage. Das stimmt einfach nicht. Die Frage, ob man sich impfen lässt oder nicht, betrifft immer auch andere. Schon jenseits der Pandemie, aber in dieser Pandemie ganz besonders. Und das gehört schon zu meinem Verständnis von Freiheit, dass ich einfach Verantwortung übernehme, mit dieser Freiheit und mit dieser freien Entscheidung. Und deswegen, damit es auch klipp und klar ist. Ja, aus meiner Sicht gibt es eine solidarische Pflicht, sich impfen zu lassen. Was zum Zweiten ja bleibt, ist ein Umstand, den wir schon seit Monaten beschreiben. Wahrscheinlich wird am Ende dieses Winters so ziemlich jeder in Deutschland, das wird manchmal schon etwas zynisch genannt, geimpft, genesen oder gestorben sein. Aber es ist tatsächlich ja so. Mit der sehr ansteckenden Delta-Variante ist das sehr, sehr wahrscheinlich. Und deswegen empfehlen wir ja so dringlich die Impfung, auch die Erstimpfung weiterhin. Dass wer nicht geimpft ist, sich ohne Schutz infizieren wird in den nächsten Monaten. Es sei denn, man passt wirklich sehr, sehr, sehr, sehr gut in jeder Lebenslage auf. Und insofern Immunität wird immer erreicht. Die Frage ist, ob durch Impfung oder durch Infektion. Und wir empfehlen ausdrücklich den Weg über die Impfung."
Deutschland steckt tief in der vierten Corona-Welle. CDU-Politiker Friedrich Merz fordert, dass Ungeimpfte nur noch in den Supermarkt oder zum Arzt dürfen. Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn verliert die Geduld mit den Ungeimpften.

Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich frustriert über die noch immer hohe Zahl der Corona-Impfunwilligen gezeigt. Es gebe immer noch Menschen, "die glauben, das Virus könne ihnen nichts anhaben", sagte Spahn der "Rheinischen Post" (Mittwochausgabe). Diese Menschen würde er "am liebsten auf eine Intensivstation zerren und sie im Angesicht des Leids fragen: Was muss eigentlich noch passieren, damit ihr es kapiert?".

Es frustriere ihn, dass mit der Corona-Impfung ein sicheres und hochwirksames Mittel gegen die Pandemie vorliege, das aber "zu viele Erwachsene trotzdem nicht nutzen" wollten.

Merz: Ungeimpfte "nur noch zur Apotheke, in den Supermarkt und zum Arzt"

Der CDU-Politiker schloss ein Vorziehen der für den 9. Dezember geplanten nächsten Ministerpräsidentenkonferenz zur Corona-Lage nicht aus. "Wir sehen ja, dass in Sachsen, Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen die Lage sehr ernst ist", sagte Spahn der "Rheinischen Post". "Wir müssen wohl erstmals Patienten in großem Stil innerhalb Deutschlands verlegen. Das haben wir so noch nicht gehabt in der Pandemie. Das wird noch eine große Herausforderung werden."

Angesichts der vierten Corona-Welle hat sich der CDU-Politiker Friedrich Merz für einen weitgehenden Lockdown für Ungeimpfte ausgesprochen. Wer nicht geimpft oder genesen sei, solle "nur noch zur Apotheke, in den Supermarkt und zum Arzt" können, sagte Merz dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Mittwoch). Eine solche Regelung sei verhältnismäßig und könnte auch sofort umgesetzt werden. Der ehemalige CDU/CSU-Fraktionschef bewirbt sich nach zwei gescheiterten Versuchen wieder um den Parteivorsitz der CDU.

Friedrich Merz skeptisch gegenüber Impfpflicht

Merz verwies darauf, dass Beschäftigte ohne Impfung bei einem solchen Lockdown dann auch nicht mehr arbeiten könnten. "Mit konsequenter 2G-Regelung wäre der Zugang zum Betrieb und zur Arbeitsstelle auch nur noch für Geimpfte und Genese möglich – mit allen Konsequenzen." Es müsse gelten: "Kein Ungeimpfter mehr im Büro, kein ungeimpfter Fußballspieler mehr auf dem Rasen, kein ungeimpfter Abgeordneter mehr im Bundestag, kein ungeimpfter Student mehr im Hörsaal."

Skeptisch bewertete Merz dagegen abermals eine Impfpflicht. "Ich bin dafür, staatliche Anordnungen nur zu treffen, wenn man sie auch durchsetzen kann", sagte er.

DPA
rw