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Fragen und Antworten Der Wolf richtet immer mehr Schaden an – nun rückt ihm die EU auf den Pelz

"Ungewöhnliches Verhalten": Kamera filmt Wolf in Vorgarten in Sachsen
Sehen Sie im Video: "Ungewöhnliches Verhalten" – Kamera in Sachsen filmt Wolf in Vorgarten.
Videoquelle: n-tv.de

Ändert sich der Schutzstatus von Wölfen? Nachdem Wölfe in Deutschland und anderen Ländern 2022 mehr als 4000 Tiere getötet oder verletzt haben, berät die EU über einen möglichen leichteren Abschuss der Wölfe.

Inhaltsverzeichnis

Angesichts der zunehmenden Verbreitung von Wölfen beraten EU-Behörden, Bund und Länder über neue Regeln für den Umgang mit den Raubtieren. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen warnte vor einer "echten Gefahr für Nutztiere und potenziell auch für den Menschen" und kündigte an, den besonderen Schutzstatus des Wolfes in der EU zu überprüfen. Das europäische Parlament berät am Mittwoch über die Wölfe.

Wie viele Wölfe leben in Deutschland?

In Deutschland lebten nach Zählung der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes für des Wolf (DBBW) im Wolfsjahr 2021/2022 insgesamt 162 Rudel, 47 Paare und 21 Einzeltiere. Nach Angaben des Nabu besteht ein Wolfsrudel im Durchschnitt aus acht Tieren, demnach ist von einer vierstelligen Zahl von Wölfen auszugehen. Reproduzierende Wölfe gibt es in Deutschland seit 2000, ihre Zahl ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen.

Im Norden und Osten Deutschlands haben sich besonders viele Wolfsrudel angesiedelt. Die meisten von ihnen leben nach DBBW-Angaben in Niedersachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern.

Welche Schäden richten sie an?

Im vergangenen Jahr zählte die DBBW 1136 Wolfsangriffe auf Nutztiere. Mehr als 4000 Tiere wurden dabei verletzt oder getötet oder wurden anschließend vermisst, die meisten von ihnen Schafe und Ziegen. Sie sind klein und für die Wölfe leicht zu erbeuten, wenn sie wenig oder gar nicht geschützt werden.

Betroffene Weidetierhalter haben 2022 Ausgleichszahlungen für ihre Schäden in Höhe von insgesamt mehr als 600.000 Euro erhalten. Um Anspruch auf Schadenersatz zu haben, müssen die Landwirte ein Mindestmaß an Schutz für ihre Tiere sicherstellen, zum Beispiel mit Herdenschutzhunden und Elektrozäunen. Solche Schutzmaßnahmen förderten Bund und Länder im vergangenen Jahr mit insgesamt mehr als 18 Millionen Euro.

Welche Gesetze schützen die Wölfe?

Nach der Naturschutz-Richtlinie der EU – der sogenannten Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) – von 1992 genießen Wölfe als einheimische Art in Europa einen besonderen Schutz. Nach Anhang IV der Richtlinie ist Deutschland verpflichtet, Wölfen langfristig einen lebensfähigen Bestand zu garantieren.

In Deutschland regelt das Bundesnaturschutzgesetz den Umgang mit den sogenannten "streng geschützten Arten". Sie dürfen im Regelfall nicht getötet und ihre Lebensräume nicht beschädigt oder zerstört werden. Neben dem Wolf stehen 137 weitere Arten auf der Liste.

Wann darf ein Wolf trotzdem getötet werden?

Einzelne Wölfe oder ganze Rudel dürfen erschossen werden, wenn sie sich Menschen gegenüber auffällig verhalten. Das gilt außerdem auch für Wölfe, die immer wieder Nutztiere angreifen. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums ist der Weg dahin bislang allerdings zu bürokratisch.

Die Verantwortung für das Wolfsmanagement liegt bei den Bundesländern. Deren Behörden entscheiden im Einzelfall, ob ein Tier getötet werden darf. Dabei können sie mit Jägern vor Ort zusammenarbeiten.

Was könnte sich jetzt ändern?

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen stellte in Aussicht, gegebenenfalls den Status des Wolfsschutzes in der EU zu ändern. Sollte der Schutzstatus des Wolfes herabgestuft werden, wäre ein Abschuss deutlich leichter. Die Kommission will dafür bis Ende September aktuelle Daten über die Wolfspopulationen und mögliche Gefahren sammeln. Von der Leyen forderte die lokalen und nationalen Behörden auf, schon jetzt "Maßnahmen zu ergreifen, wo immer es erforderlich ist".

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat angekündigt, den Abschuss von Wölfen in bestimmten Fällen zu vereinfachen. "Mein Ziel ist klar: Abschüsse von Wölfen nach Rissen müssen schneller und unbürokratischer möglich sein", sagt sie der "Welt". Bis Ende September will Lemke konkrete Vorschläge für den Umgang mit Wölfen in Deutschland vorlegen.

mkb, Jana Hemmersmeier AFP

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