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Janina Kugel "Männer wollen ihre Macht nicht abgeben"

Janina Kugel
Die Beraterin Janina Kugel fordert die gesetzliche Frauenquote
© stern
Die Beraterin und Ex-Siemens-Personalvorständin Janina Kugel erklärt, warum die gesetzliche Quote in ihren Augen nichts Schlimmes ist und erzählt, woran sie gemerkt hat, dass der Umgang mit Frauen nicht normal ist.

Frau Kugel, warum brauchen wir die Quote? 

Strukturen werden nur selten von denen verändert, die sie geschaffen haben. Viele Männer sind sich ihrer Privilegien oft gar nicht bewusst. Die meistens heterosexuellen, weißen Männer haben nie gespürt, was es eigentlich bedeutet, unabhängig von Qualifikation, nicht Teil einer Gruppe zu sein. Wir brauchen eine Quote, damit sich Bilder verändern, damit sich Wahrnehmung verändert, damit sich Rollenvorbilder verändern und damit auch tatsächlich kultureller Wandel stattfinden kann. Seit über zehn Jahren gibt es die Selbstverpflichtung der Unternehmen zu mehr Vielfalt, aber wir sehen kaum Fortschritte. Bei keinem anderen Projekt in der Wirtschaft verläuft die Entwicklung so schleppend.  

Es heißt, die 2020er seien das Jahrzehnt der Frauen. Stimmt das? 

Es wäre schön, aber noch sehe ich nicht, dass wir eine kritische Masse erreicht hätten, dass wir an einem Wendepunkt wären, einem so genannten Tipping Point, der bedeuten würde, dass jetzt alles von allein läuft. Es sind weitere Kraftanstrengungen nötig. Wenn Frauen überall repräsentiert sind, dann wird die Quotendiskussion hoffentlich obsolet. 

Haben Sie deswegen die Kampagne #ichwill für mehr Frauen in Führung gestartet? 

Ja, wir haben viel zu lange gehofft, dass etwas von alleine passiert. Wir können nicht länger warten. Gleichzeitig haben die vergangenen Jahre gezeigt, dass Mädchen und Frauen wichtige Anstöße geben können, ganz ohne Amt und Funktion, als gesellschaftliche Influencerinnen. Ich denke nur an Greta Thunberg und die Fridays-for-Future-Bewegung oder die Proteste in Belarus. 

Janina Kugel

Wann hört Diskriminierung auf? 

Alle Studien zeigen, erst wenn 30 Prozent von einer bestimmten Minderheit in einer Gruppe vertreten sind, hören die kleinen Diskriminierungen auf, dann werden beispielsweise keine rassistischen, frauen- oder schwulenfeindliche Witze mehr gerissen. Wenn sie ein Drittel Betroffene am Tisch sitzen haben, dann ist das nicht mehr lustig, wenn sie aber nur einen, eine von 100 haben, findet der Rest es okay und akzeptabel sich lustig zu machen. 

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