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Reaktionen in Medien und Fußball "Zombi-Apokalypse": Die Super League wird europaweit scharf kritisiert

Reaktionen in Medien und Fußball: "Zombi-Apokalypse": Die Super League wird europaweit scharf kritisiert
Sehen Sie im Video: Nach den Super-League-Plänen gibt es heftige Kritik vonseiten der UEFA und der Fans.




Die Star-Fußballer von Real Madrid könnten bald in einer neu gegründeten Super League aufs Tor schießen. Das ist jedensfall der Plan, den zwölf Vereine in einem Schreiben angekündigt hatten. Neben Real noch Atletico Madrid und der FC Barcelona - dazu sechs Top-Clubs aus der Premier League und drei aus Italien. Diese sogenannten Gründerklubs wollen für die Organisation der Super League selbst zuständig sein. Die Pläne der Vereine lösten bei der UEFA heftige Reaktionen aus. "Wir werden alle sportlichen und rechtlichen Schritte prüfen, die uns zur Verfügung stehen, um dies zu verhindern", kündigt der Verband in seiner Mitteilung an. "Die Spieler, die in der Super League spielen, werden keine WM und EM mehr spielen können, sie werden nicht mehr ihre Nationalmannschaft vertreten können", hieß es. Zudem drohte der Verband mit einem Wettbewerbsausschluss aus allen anderen UEFA-Wettbewerben. Die UEFA beschloss am Montag außerdem eine Reform der Champions League. Demnach werden ab 2024 36 statt wie bisher 32 Teams in der Königsklasse antreten und das nicht in einem System mit mehreren Gruppen, sondern in Form einer Liga. Bayern-Trainer Hansi Flick lehnte die Super-League-Pläne am Montag ab: "Auch dazu kann ich nur sagen, dass ich auch nicht alle Details weiß. Aber voll auch hinter der Aussage des Vereins und von Dortmund stehe. Ich finde einfach, das wäre nicht gut für den europäischen Fußball." Ähnlich sehen das auch die Fußballfans, die am Montag in Dortmund unterwegs waren: "Wäre eine Katastrophe für den deutschen Fußball. Aber auch für den internationalen Fußball." "Da wird einfach auf den Fußball nicht mehr richtig geachtet. Da stehen einfach wirtschaftliche Interessen rein im Vordergrund. Und die sportlichen Sachen einfach gar nicht mehr." "Und ich finde die Champions League in der Form, wie sie gelaufen ist und wie sie vielleicht auch wieder laufen wird, wenn Corona mal überwunden ist, einfach besser." Nach den Plänen der Vereine, die die Super League wollen, soll der Spielbetrieb so bald wie möglich starten. Vor der ersten Saison sollen demnach noch drei weitere Gründerclubs der Super League beitreten. Man freue sich darauf, mit der UEFA und der FIFA Gespräche zu führen, hieß es.

Die Ankündigung von zwölf europäischen Fußball-Klubs, eine geschlossene Liga zu gründen, hat für Erschütterung gesorgt – und stieß in den Medien und im Fußball auf fast einhellige Ablehnung.

DFB-Präsident Fritz Keller: "Der Fußball ist offen und für alle da. Eine geschlossene Super League dagegen nur für Superreiche und Superrücksichtslose."

DFL-Chef Christian Seifert: "Wirtschaftliche Interessen einiger weniger Top-Clubs in England, Italien und Spanien dürfen nicht die Abschaffung gewachsener Strukturen im gesamten europäischen Fußball zur Folge haben. (...) Es wäre insbesondere unverantwortlich, die nationalen Ligen als Basis des europäischen Profifußballs auf die Weise irreparabel zu beschädigen."

Bayern-Vorsitzender Karl-Heinz Rummenigge: "Wir sind nicht dabei, weil wir kein Teil davon sein wollen. Wir sind zufrieden, Champions League zu spielen und vergessen nicht die Verantwortung, die wir gegenüber unseren Fans haben, die grundsätzlich gegen so eine Reform sind. Und wir spüren die Verantwortung gegenüber dem Fußball als Ganzes."

Bayer Leverkusens Sportchef Rudi Völler: "Eine geschlossene Gesellschaft ist ein Verbrechen am Fußball". (...) Für einen Klub, bei dem die Fans "You’ll never walk alone" singen (bezogen auf Super-League-Unterstützer FC Liverpool, Anm.d.Red.), ist das beschämend. (...) "Wer ins dieser Liga mitspielen will, muss aus allen nationalen Ligen aussortiert werden. Mit allen Mannschaften. Die Jugend, die Frauen – alle müssen dann raus!"

Uefa-Präsident Aleksander Ceferin: "Wir stehen alle gemeinsam gegen dieses Nonsens-Projekt. Alle 55 Verbände sind gegen die zynischen Pläne. Solidarität ist etwas, das für immer steht. Für manche ist Solidarität, Einheit etwas, was nicht existiert. Das einzige, was für sie zählt, ist ihre eigene Tasche."

Britischer Premier Boris Johnson: "Seid versichert, dass ich alles tun werde, um diesem lächerlichen Plan die Rote Karte zu zeigen", schrieb der Regierungschef in einem Gastbeitrag für die Zeitung "The Sun".

Prinz William, Präsident des englischen Fußballverbands: "Ich teile die Sorgen der Fans über die vorgeschlagene Super League und den Schaden, der damit dem von uns allen geliebten Spiel zugefügt werden kann.

Englische Fanklubs: "Trotz des Verhaltens unserer Vereine sind wir geeint in der Opposition gegen sie und werden weiterhin alles tun, was wir können, um diese Pläne gemeinsam zu stoppen."

Griechischer Ministerpräsident: "Klipp und klar. Es ist falsch. Die Fans werden es nicht akzeptieren."

Fußballprofi Toni Kroos: "Bei diesen Wettbewerben geht es darum, alles finanziell herauszusaugen. Ich bin aber großer Fan, Dinge so zu lassen, wenn sie gut sind. Die Ligen sind gemeinsam mit der Champions League, der WM und der EM schon Top-Produkte."

Fußballprofi Lukas Podolski: Die Initiative sei eine "Beleidigung für das, woran ich glaube: Fußball ist Glück, Freiheit, Leidenschaft, Fans und für Jedermann".

Ex-Nationalspieler Gary Neville: "Ich bin Manchester-United-Fan, ich bin das seit 40 Jahren - aber ich bin empört, total empört. (...) "Das ist kriminell. Das ist ein krimineller Akt gegen die Fans! Das ist eine Schande."

So urteilen Medien in Großbritannien, Spanien und Italien: 

Großbritannien

"The Sun": "Wer außer den Milliardären selbst denkt, dass eine bedeutungslose "Super League" - die die Champions League, die Premier League und unsere unteren Ligen zerstören würde, ganz zu schweigen von denen in Spanien und Italien – eine gute Idee ist?"

"The Telegraph": "Florentino Pérez, Andrea Agnelli und Joel Glazer sind nun als steuernde Kräfte der schlechtesten Idee in der Geschichte des europäischen Fußballs eingesetzt. Der Vorsitzende und die beiden Vize-Vorsitzenden der gerade entstandenen European Super League (ESL) führen den jüngsten Vorstoß der Zombie-Apokalypse des Fußballs auf der Suche nach frischem Fleisch an – denn selbst die letzten zwei Jahrzehnte mit gewaltigen Einnahmezuwächsen bei den Übertragungsrechten haben ihnen nie gereicht."

"The Independent": "Die European Super League ist ein grotesker Verrat am Fußball"

"Daily Mirror": "Diese sogenannte Super League muss nicht nur scheitern, sie muss für immer aus dem Sport verjagt werden."

"The Times": "Es gibt nichts, was die nationalen Verbände davon abhalten könnte, Spieler bestimmter Clubs nicht für ihre Nationalmannschaften aufzustellen. Das würde die Verlockung, die diese abtrünnigen Vereine für Spieler darstellen, stark mindern. Vor allem aber sind da die Fans, die wahren Hüter der Magie des Fußballs, ohne deren Unterstützung die neue Liga nicht erfolgreich sein kann."

Italien

"La Gazzetta dello Sport": "Stoppt sie! So lautet, von Draghi bis zur Uefa, die Aufforderung an die Rebellen."

"La Repubblica": "Der Sezessionskrieg im europäischen Fußball, ausgelöst durch eine in der Nacht eingereichte Erklärung von zwölf Abtrünnigen mit ernsten wirtschaftlichen Schwierigkeiten, markiert den endgültigen Bruch zwischen zwei Arten, diesen Sport zu leben und zu verstehen."

"Corriere della Sera": "Es bedurfte einer Revolution im Fußball, um eine einheitliche Reaktion aus Europa auszulösen, geschlossen in der Verurteilung einer Spaltung durch die neugeborene Super League. Gewollt ist diese von zwölf der reichsten Clubs, zum Nachteil aller anderen Mannschaften, so vieler kleiner und großer Städte, von Gemeinden und vor allem der Tradition."

Spanien

"La Vanguardia": "Dass wirtschaftliche Gründe im Vordergrund stehen, zeigt auch der Anstieg der Kurse der beteiligten englischen Clubs an der Wall Street und die von Juventus an der Mailänder Börse. Diese Vereine versuchen seit Jahren, einen halbgeschlossenen Wettbewerb im Stil der NBA zu schaffen, der ihnen Geld und finanzielle Stabilität garantiert."

"Sport": "Die durch die Pandemie ausgelöste wirtschaftliche Krise hat die mächtigsten Clubs des Kontinents gezwungen, einen wichtigen Schritt zu tun, den Status quo aufzugeben und einen Krieg mit ungewissem Ausgang auszulösen."

"abc": "Das Super League-Modell bedeutet die Abschaffung der Leistungskultur. Die weltweite Magie dieses Spiels entspringt der Tatsache, das immer zumindest die Möglichkeit besteht, dass ein kleines Team mit Glück und Geschick ein großes Team besiegen kann. Wenn dieser egalitäre Faktor durch den Ausschluss der kleineren Vereine verschwindet, bleibt nur die überwältigende Macht des Geldes, um das herum sich Talente konzentrieren werden. Die Super League zielt darauf ab, sich von den mittleren Clubs abzusetzen und ein aristokratisches Monopol zu schaffen, das sich dem Wettbewerb entzieht und daher den Grundprinzipien der Europäischen Union widerspricht. Bezahlen, zugucken (im Fernsehen) und die Klappe halten: Das erwartet Kinder, die voller Illusionen Trikots kaufen, die aber nur noch tote Leidenschaften repräsentieren."

"El Mundo": "Die Super League ist die Reaktion der großen Teams, die die meiste Aufmerksamkeit und das meiste Einkommen generieren, auf eine Situation, die sie als unfair empfinden. Sie beklagen, dass sie als diejenigen, die am meisten zu den nationalen Ligen und zur Uefa beitragen, weder im gleichen Verhältnis bezahlt werden noch an der Erstellung eines Spielplans teilnehmen. Unter der Führung von Real Madrid fördern sie jetzt eine halbgeschlossene Meisterschaft, an der derzeit zwölf Gründungsclubs – sechs britische, drei italienische und drei spanische – mit garantierter Teilnahme unabhängig von ihren sportlichen Ergebnissen."

tis

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