"Die Höhle der Löwen" Selbst Joey Kelly kann nicht alles verkaufen – und manchmal ist ein Löwe besser als drei

"Die Höhle der Löwen" Dagmar Wöhrl, Janna Ensthaler und Judith Williams
Ein Kosmetikprodukt und drei Frauen, die großes Interesse haben – klare Sache, könnte man meinen. Falsch gedacht.
© RTL / Bernd-Michael Maurer
Beauty, Grillfleisch, Bubbletea, Technik und Fahrräder – die neueste Folge "Die Höhle der Löwen" bietet alles, was das Investorenherz begehrt. Eigentlich. Gleich zwei Deals scheitern – und bei der Naturkosmetik müssen die Löwinnen eine herbe Niederlage einstecken.

Die dritte Folge der mittlerweile dreizehnten Staffel von "Die Höhle der Löwen" startet mit einem Medizinprodukt und einer reinen Männerrunde. Jaqueline Schaupp und Simon Greschl hatten schon im Studium Mitleid mit ihren Vätern und wollten etwas erfinden, was den Tinnitus der beiden Herren beim Einschlafen abmildert und gleichzeitig niemanden stört – "Tinus One" war geboren. Das Kissen ist in der Lage, Musik über eine Flüssigkeit zu übertragen. Es ist also nur dann zu hören, wenn man draufliegt. Geniale Idee, denken die Investoren. Doch dann der Zahlenschock: 799 Euro verlangen die Gründer pro Kissen, bisher hat man nur winzige Mengen an Teilnehmer einer klinischen Studie verkauft.

Voll des Lobes steigen Nils Glagau und Neu-Löwe Tillmann Schulz aus. 350.000 Euro für zehn Prozent erscheint ihnen offenbar zu viel. Wenig überraschend schließt sich Ralf Dümmel der Meinung an – für den Preis kauft das seiner Meinung nach keiner. Aber Carsten Maschmeyer und der Regal-Regent sind sich einig – das Kissen kann was! Die Löwen stecken die Köpfe zusammen und fragen an, ob man das Kissen aus der Luxus-Nische holen könnte und es für weit weniger Kohle produzieren kann. Falls ja, bieten sie 350.000 Euro für 25 Prozent. Überraschend werfen die Gründer das Konzept über den Haufen und halten es für möglich, ein Massenprodukt daraus zu machen. Aber: Die Löwen bekommen nur dann 20 Prozent, wenn sie bestimmte Umsatzziele mit dem Start-up erreichen. Zähneknirschend willigen Sie ein: Deal!

So richtig gelohnt hat sich das aber offenbar nicht – denn wie "Gründerszene" berichtet, ist das Unternehmen schon seit September 2022 pleite. Die Aufzeichnung der Folge ist demnach wohl älter. Warum es der Beitrag in die Sendung geschafft hat und keinerlei Hinweise auf die erfolgte Liquidierung zu sehen waren, ist nicht bekannt.

Joey Kelly in "Die Höhle der Löwen" – ohne Effekt

Szenenwechsel: Nils Glagau, Ralf Dümmel, Judith Williams, Carsten Maschmeyer und Neu-Löwin Janna Ensthaler sollen Fahrräder kaufen – aus Holz, wahlweise mit Elektroantrieb. Es geht um das österreichische Unternehmen "My Esel". Dieses baut maßgeschneiderte Bikes aus Holz, auf Wunsch auch mit Elektromotor. Preislich geht es ab 2000 Euro los, für Investoren bietet sich die Chance, 15 Prozent der Firmenanteile für 675.000 Euro zu kaufen. Alle Löwen finden daran zunächst Gefallen, haben aber allesamt einen Grund, nicht zu investieren. Da hilft es auch nicht, dass Extremsportler und Familien-Barde Joey Kelly dem Esel-Rad Bestnoten ausstellt und es sogar für wettbewerbstauglich hält.

Ennsthaler schiebt andere Hersteller vor, die sich bereits in ihrem Portfolio befinden – Konkurrenz also. Dümmel hat ein logistisches Problem: Fahrräder passen so schlecht ins Kaufhausregal. Raus. Williams meldet sich mangels Expertise ab, Maschmeyer grübelt am längsten. Leider hat er mit Fahrrädern schlechte Erfahrungen gemacht, also ist auch er raus. Mit leeren Händen müssen die Gründer aber nicht gehen: Maschmeyer gibt die Zusage, sieben Esel für seine Mitarbeitenden kaufen zu wollen. Immerhin.

Die wohl größte Überraschung erleben die Löwen beim dritten Deal. Als Zuschauer scheint nach wenigen Sekunden klar zu sein, wohin die Reise geht. Mit Ensthaler, Wöhrl und Williams sitzen gleich drei Frauen in der Höhle und es geht um Kosmetik – was soll da schon groß passieren. Selbst die Bewertung ist nicht astronomisch: Das Start-up "Viva Maia" ist bereit, 20 Prozent der Anteile für 150.000 Euro abzutreten. Bei dem Jungunternehmen handelt es sich um einen Hersteller von mexikanischer Naturkosmetik mit Ureinwohner-Touch. Die meisten Produkte sind sogenannte "Solids", also feste Produkte, die sich mit Wasser lösen. Das soll Müll und Verpackungsmaterial reduzieren.

Williams ist sofort begeistert und schreit förmlich gen Publikum: "Das ist keine Seife!" Hintergrund: Es sieht aus wie Seife und laut der Expertin ist es in den Köpfen der Menschen bisher nicht angekommen, dass mehr dahintersteckt. Die Gründer legen die Zahlen offen und schnell stecken die Löwen-Ladies die Köpfe zusammen – natürlich haben sie Interesse. Während im Hintergrund getuschelt wird, merkt Nils Glagau an, dass das auch für Männer interessant sein könnte. Er meint sich, gibt den Investorinnen aber den Vortritt. Die wollen erstmal hören, was die Männer zahlen würden. Dümmel prescht vor: 25 Prozent und die geforderte Summe geht klar. Dann Glagau: Der studierte Ethnologe liebt die Maya und war etliche Male in Mexiko. Er will den Gründern geben, was sie verlangen – keine Widerworte. Gleiches wollen auch die drei Frauen, aber eben gemeinsam. Geballte Frauenpower oder Einzelkämpfer aus Leidenschaft? Für die Gründer wird es schwierig. Nach einigem Hin und Her geht das Gründerpaar mit Glagau ins Rennen. Die Löwinnen sind erkennbar fassungslos.

Dagmar Wöhrl kämpft mit Metallteilen, der Gründer mit den Tränen

Um Fassung ringt auch der Gründer im vierten Pitch. Raphael Seiler präsentiert den Löwen mit "Stack" einen selbstgebauten Grill für den mobilen Einsatz in Parks und auf Reisen. (stern-Redakteurin Anna Scheibe hat den Stack Kombi-Grill getestet. Lesen Sie hier den Artikel.) Für 80.000 Euro würde er 20 Prozent der Anteile abtreten. Nach der Kostprobe sind die Löwen erstmal angetan – aber trotz des Happens nicht weniger bissig. "Der Grill ist schön und gut, aber als atmosphärisches Licht taugt das nicht, das ist ein Blechkasten, das ist nicht romantisch", klagt Maschmeyer – "Stack" soll nach dem Grillen als eine Art Feuerschale dienen. Im Pitch gibt Seiler an, dass sein Grill 250 Euro kostet, die Herstellung beläuft sich wohl auf 130 Euro. Zweiter Casus knacksus: "Das ist keine Marge", klagt Dümmel.

Währendessen kämpft Dagmar Wöhrl sichtlich gestresst mit den vielen Einzelteilen – der "Stack" entpuppt sich als recht komplexes Produkt. Zu komplex für Wöhrl. Nach frustriertem Geklapper der Metallteile steigt sie aus. Glagau folgt, als er die niedrigen Umsatzziele hört, und Maschmeyer ist auch nicht mehr heiß auf den Grill. Mr. Regal Ralf Dümmel bleibt. Aber man kennt ihn: Mit 250 Euro ist das für seine Zwecke viel zu teuer. Er will das ändern und bietet 80.000 Euro für 30 Prozent. Der Gründer willigt ein und freut sich tränenreich. Offenbar hatte das bereits einen Effekt: Der Grill kostet inzwischen unter 100 Euro.

Zu Beginn der letzten Vorstellung ein Blick auf den Kalender: Welches Jahr haben wir? Tatsächlich folgt am Schluss Bubbletea. Richtig gelesen, denn mancher geht von einer Renaissance aus. "Kylies Bubble" will zudem einen neuen Ansatz gefunden haben, für den man 200.000 Euro braucht und 15 Prozent der Anteile abgibt. Den angeblich zweiten Frühling von Bubbletea will man bei diesem Startup mit einem Abo kombinieren. Jeden Monat gibt es eine Box, mit der man sich zuhause fünf unterschiedliche Drinks zubereiten kann. Preispunkt ab 25 Euro pro Box – oder 5 Euro pro Tee.

Müllberge sind unsexy

Es geht an die Verkostung: "Ich liebe Bubble Tea", freut sich Judith Williams. "Ich hasse Bubble Tea", kontert Ensthaler. Trotzdem lassen es alle Löwen auf den Versuch ankommen. Ensthaler bleibt dabei: Bitte keine Bubbles. Dem Rest schmeckt es. Kein Wunder: Bei 7,5 Gramm Zucker auf 100 Milliliter ist der Tee natürlich vor allem süß. Bei der Besprechung der Boxen kommt das Thema Müll auf – denn Glagau stellt fest, dass nach der Zubereitung von den Tees eine Menge Kram zurückbleibt. Die Gründer versprechen, dass sich das ändern soll. Wenig überraschend steigt Ensthaler als erste aus. Zu viel Müll und es hilft sicher auch wenig, dass sie das Produkt an sich nicht leiden kann. Wöhrl und Williams denken nach – "Kinder lieben das". Derweil meldet sich Dümmel ab. Online-Verkauf only – für ihn unvorstellbar. Glagau, der über die gesamte Zeit recht passiv war, glaubt nicht an den Trend und will auch nicht.

Dann der Schock: Auch Williams investiert nicht, ihr ist der Tee zu teuer und ihr fehlt der Unterschied zum Laden an der Ecke. Wöhrl bleibt ehrlich und steigt aus, weil sie das Produkt nicht kennt. Kein Deal, "Kylies Cuppa" muss unverrichteter Dinge wieder gehen. Der Müllberg der fünf angerührten Tees bleibt im Studio zurück.

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