Eigentlich lief alles glatt: Die Gründer von "DasKaugummi" pitchten überzeugend in der siebten Folge von "Die Höhle der Löwen", Ralf Dümmel stieg bei dem Start-up ein. Der Unternehmer hatte für 20 Prozent der Firmenanteile 250.000 Euro geboten. Doch schon einen Tag nach der Ausstrahlung der Sendung war klar: Der Deal kam so wie er in der Show geschlossen wurde nicht zustande.
Geplatzte Deals ziehen sich durch sämtliche Staffeln der Start-up-Show von Vox. Immer wieder steigen die Investoren doch nicht in die Firmen ein. In der vergangenen Staffel, die 2015 im TV lief, waren es 26 von 35 geschlossenen Deals, die abgeblasen wurden, so "Gründerszene". Für das Sendeformat ein Glaubwürdigkeitsproblem, denn der Vorwurf wiegt schwer: Alles nur Show, die Deals sind unverbindliches Blendwerk für den Zuschauer.
DHDL-Gründer werden genau geprüft
Bei Vox verweist man auf die Due Diligence, die Tiefenprüfung des Start-ups. "Die Due Diligence ist ein teilweise mehrmonatiger Prozess, in dem sich mein Team das Unternehmen im Detail ansieht. Das Start-Up der Gründer wird im Hinblick auf wirtschaftliche, rechtliche, steuerliche und finanzielle Stärken und Schwächen geprüft", so Jochen Schweizer zum stern. Und dabei stolpern die Investoren regelmäßig über Probleme.
Laut Jochen Schweizer gibt es drei Eskalationsstufen bei der Prüfung. "Nach meiner Erfahrung stoßen wir leider relativ häufig auf drei verschiedene Formen von Unwahrheit. Die erste, mildeste Form: Wir finden etwas sehr Negatives heraus, dass dem Gründer selbst nicht einmal bewusst ist. Zum Beispiel, dass sein Produkt gegen ein gültiges Patent eines Wettbewerbers verstößt oder er nicht im Besitz erforderlicher Rechte ist. Dies lässt sich in manchen Fällen heilen und es kommt doch noch ein Deal zustande", sagt Schweizer.
"Zweitens, der Gründer weiß um eine bestimmte Sache, zum Beispiel am Jahresende wird ein Kredit fällig oder die Firma ist massiv überschuldet, aber er hat es nicht gesagt. Das nenne ich eine passive Unwahrheit. Die dritte Form ist die aktive Unwahrheit. Das heißt, der Gründer behauptet etwas, von dem er weiß, dass es schlicht gelogen ist. Zum Beispiel, dass er die unbefristeten, unlimitierten Vermarktungsrechte an einer Idee oder einem Produkt besitzt."
Auch Frank Thelen prüft die Gründer genau. "Wenn ich in der Show einen Deal zusage, möchte ich diesen nach bestem Wissen und Gewissen umsetzen. Ich nehme das sehr ernst", sagt Frank Thelen dem stern.

Jochen Schweizer, Ralf Dümmel und Frank Thelen checken Deals
Zwar haben die Gründer viel mehr Zeit, um für das eigene Unternehmen zu werben, als dem Zuschauer bewusst ist. Die zehn- bis zwanzigminütigen Auftritte der Gründer sind nur ein clever von den Show-Produzenten zusammengeschnittener Extrakt des gesamten Auftritts, der mitunter deutlich über eine Stunde lang sein kann. Dennoch bleiben dort im Studio viele Fragen offen, die erst geklärt werden können, wenn die Investoren Einsicht in die Bücher bekommen.
"Wir setzen uns immer sehr schnell nach der Aufzeichnung zusammen mit den Gründern an einen Tisch und dann werden alle Karten offen gelegt. Die Gründer sind sehr unterschiedlich aufgestellt und im Rahmen so einer Due Dilligence wird alles auf Herz und Nieren geprüft. Mein Ziel ist es grundsätzlich bei auftretenden Problemen eine Lösung zu finden", sagt Ralf Dümmel zum stern.
Wenn "Die Höhle der Löwen"-Deals platzen
Ralf Dümmel hat bislang 15 Deals in der Show abgeschlossen, 12 sind davon auch umgesetzt worden - eine gute Quote. In der vergangen Staffel platzten bei Jochen Schweizer sieben der vereinbarten zehn Deals, bei Frank Thelen waren es vier von sechs Deals und bei Judith Williams drei von sechs Investments. "Da wir als strategischer Partner viel mehr als nur Geld geben wollen, ist keine gemeinsame Ausrichtung gefunden worden. Wir sind im Guten auseinander gegangen", sagt Ralf Dümmel zur "Gründerszene".
Frank Thelen: "Ich investiere wirklich mein Geld"
Auch seine Jury-Kollegen nehmen die Deals ernst. "Wenn ich in der Sendung einen Handshake mache, dann immer mit dem Ziel, den vereinbarten Deal auch wirklich abzuschließen. Trotzdem kann es dazu kommen, dass aus den vorher genannten Gründen ein Deal nicht zustande kommt", sagt Jochen Schweizer. Dass die Deals in der Sendung nur Show seien, weisen alle Juroren zurück.
Allerdings: Wer investiert, will auch genau checken, ob sich das Investment lohnt. "Wenn alles passt, haben wir bisher immer deutlich mehr Kapital als zugesagt investiert. Ich investiere wirklich mein Geld und meine Zeit. Deals sind kein Spaß für mich, sondern mein einziges Geschäft. Ich lebe also mit den Gründern von Ihrem Erfolg", sagt Frank Thelen.
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