Rainer Zietlow und der Fotograf Franz Janusiewicz haben mehr als 100.000 Kilometer voller Gas hinter sich. Nach der EcoFuel World Tour im vergangenen Jahr folgte mit demselben Auto, einem serienmäßigen VW Caddy EcoFuel, die 32.000 Kilometer lange EcoFuel Asia Tour von Berlin nach Bangkok zur Erdgasmesse ANGVA. Wir sprachen mit Rainer Zietlow nach seiner Rückkehr.
Sie haben mit Erdgas die Welt umrundet. Wo kann man am günstigsten tanken - und wo wird richtig zugelangt?
Die teuerste Zapfstation hatten wir bei der EcoFuel World Tour in Kanada - das Kilogramm Erdgas hat dort umgerechnet 1,20 Euro gekostet. Im Iran dagegen mussten wir pro Kilogramm weniger als 1 Cent bezahlen.
Ihre letzte Tour verlief nun quer durch Asien. Hat die Erdgasversorgung immer reibungslos geklappt?
Bis auf Tibet und die Türkei gab es keine Probleme. Von Tibet wussten wir vorher, dass es dort kein Erdgas gibt, der Caddy hatte deshalb einen kleinen Benzintank. Auf den mussten wir auch in der Türkei ausweichen, denn dort waren bis auf eine Station in Ankara zu diesem Zeitpunkt alle Erdgastankstellen defekt.
Man kann eine deutsche Erdgastankstelle also nicht mit einer in Istanbul, Delhi oder Shanghai vergleichen?
Die deutschen Tankstellen arbeiten äußerst zuverlässig. Und die Erdgas-Zapfsäulen sehen bei uns so aus wie normale Benzinsäulen - so etwas haben wir auf unserer ganzen Tour nie gehabt. Nicht gerade einladend sehen übrigens Erdgas-Tankstellen in Russland aus: Man tankt in riesigen Betonboxen, der Tankwart verbarrikadiert sich hinter Panzerglas. Offenbar traut man der Erdgas-Betankung nicht so recht über den Weg. Es fahren dort außerdem fast nur große LKW mit Erdgas.
Haben Sie viele private Erdgas-PKW während Ihrer Touren gesehen?
Auf unserer EcoFuel World Tour haben wir in Pakistan oder im Iran sehr viele getroffen. In anderen Ländern wie China oder Indien beschränkt sich Erdgasantrieb dagegen auf den öffentlichen Nahverkehr. Das liegt auch an den Umrüstungskosten und den oft noch günstigen Benzinpreisen. Insgesamt erkennt man aber ganz klar, dass Erdgas auf dem Vormarsch ist. In vielen Ländern gibt es eine Art Konkurrenzsituation zwischen Erdgas und Autogas. In Indien und China fahren Taxen und Busse mit Gasantrieb - auch deshalb, weil es gesetzlich vorgeschrieben ist und nicht unbedingt, weil vielen Menschen die Umweltproblematik bewusst ist.
Spielt die Diskussion über Klimawandel und CO2-Problematik in den Schwellenländern keine große Rolle?
Allenfalls bei den höher gebildeten Schichten. Die breite Masse ist am Thema Umwelt praktisch nicht interessiert. Zum einen ist das Informationsangebot für viele Menschen nicht so groß wie bei uns, zum anderen haben die Leute andere, viel essenziellere Probleme - zum Beispiel, wie sie über die Runden und vielleicht zu ein bisschen Wohlstand kommen können. Auch der persönliche Horizont vieler Menschen geht über das eigene Land kaum hinaus: Dieser globale Gedanke, der für viele Europäer mittlerweile selbstverständlich ist, spielt in den Straßen von Delhi oder Shanghai kaum eine Rolle.
Und wie nehmen die Menschen in den Schwellen- und Entwicklungsländern Deutschland wahr?
Wir haben eigentlich nur positive Erfahrungen gemacht. Wo auch immer unser Caddy auftauchte, war er sofort von neugierigen Menschen umringt. Natürlich interessierten die sich auch für die Technik. Beim Autohersteller Tata Motors in Indien zum Beispiel hat man das Auto sofort auf die Bühne gehoben und alle Details fotografiert. Doch auch unser Land hat vielerorts einen guten Ruf. Mitten in Kathmandu haben wir einen Mann gesehen, der ein Deutschland-Trikot trug.
Wurden Sie an den Grenzen auch immer so freundlich empfangen?
Ab und zu gab es Probleme. In Russland kamen wir wegen einer Umleitung zu einem kleinen Grenzübergang, an dem wir zwei Stunden warten mussten. In der dritten Stunde teilten uns die Beamten dann mit, dass sie gar nicht mit den Einreiseformalitäten für unseren Erdgas-Caddy vertraut waren. Also mussten wir auf einen anderen Übergang ausweichen. In Israel wurde uns der Grenzübertritt verwehrt. Eine offizielle Begründung haben wir nicht bekommen. Wahrscheinlich hatten die Israelis Angst, dass unser Wagen mit seinen Gastanks in einen Anschlag verwickelt werden könnte.
Aber die Technik hat Sie nie im Stich gelassen?
Ich war überrascht, wie gut ein normales Serienauto die Strapazen einer solchen Tour wegsteckt. Wir hatten vier Reifenpannen und eine kaputte Windschutzscheibe, doch der Erdgasantrieb hat immer funktioniert wie ein Uhrwerk. Selbst auf dem anstrengendsten Teil der Tour hatten wir keine Probleme: In Tibet mussten wir mit dem Auto durch knietiefe Flüsse waten und über Geröllstrecken klettern. Mit unseren beiden Erdgastouren hat der Caddy jetzt mehr als 100.000 Kilometer abgespult - und wir damit bewiesen, wie zuverlässig Erdgasautos sind.