Polizei muss eingreifen Vier Verletzte bei Gerangel an Salafisten-Stand

Neue Ausschreitungen bei Koran-Verteilung: In Berlin musste die Polizei einschreiten, um radikalislamistische Salafisten von Gegendemonstranten zu trennen. Dabei gab es vier Verletzte.

Bei einem Gerangel an einem salafistischen Informationsstand sind in Berlin vier Menschen verletzt worden. Nach Polizeiangaben waren am Samstag etwa 50 Anhänger der radikalislamischen Salafisten am Potsdamer Platz zusammengekommen, um dort Koran-Exemplare zu verteilen. Ihnen standen etwa 20 Gegendemonstranten gegenüber. Einen Übergriff der Salafisten auf ihre Gegner konnte die Polizei nach eigenen Angaben vom Sonntag nur durch den Einsatz von Pfefferspray und körperlicher Gewalt verhindern. Dabei wurden drei Polizeibeamte leicht verletzt, einer der Salafisten erlitt eine Platzwunde am Kopf.

Erst vor rund einer Woche waren beim Aufeinandertreffen der rechtsgerichteten Organisation Pro NRW und salafistischen Demonstranten in Bonn zwei Polizisten durch Messerstiche verletzt worden. Am Rande einer weiteren antiislamische Demonstration von Pro NRW wurden wenige Tage danach in Köln zehn Salafisten festgenommen.

Verfassungsschutz rechnet mit mehr Gewalt

Nach Einschätzung des Verfassungsschutzes muss Deutschland in Zukunft regelmäßig mit Gewalt auf der Straße durch radikal-islamische Salafisten rechnen. "Wir gehen davon aus, dass es weitere Auseinandersetzungen der Salafisten mit dem politischen Gegner und der Polizei geben wird", sagte ein Sprecher der Behörde der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Bislang seien salafistische Gruppen vor allem deshalb gefährlich gewesen, weil sie eine Rolle als Durchlauferhitzer für islamistische Terroristen spielten. "Nun kommt die politisch motivierte Straßengewalt hinzu, die es bei diesen Gruppen in Deutschland bisher nicht gegeben hat. Das ist die neue Dimension", sagte der Sprecher.

Die Zahl der Videos, die sich mit gewalttätigen Aktionen solidarisierten oder zu solchen aufriefen, habe zugenommen, heißt es laut Bericht beim Verfassungsschutz. Zu den Gewalttätern hätten Leute gehört, die der Verfassungsschutz bislang nicht zum harten Kern der gewaltbereiten Salafisten, sondern zum politischen Umfeld gezählt habe. Laut Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) ist von etwa 4000 Anhängern der Salafisten in Deutschland auszugehen. Sie hätten ohne Frage "eine ideologische Nähe" zum Terrornetzwerk al-Kaida, sagte er kürzlich.

DPA · Reuters
cjf/AFP/DPA/Reuters

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