Al-Sadr-Milizen Die Waffen ruhen nicht mehr

Die Waffenruhe scheint vorüber: Die Besatzungstruppen im Irak liefern sich heftige Gefechte mit Milizen des Schiiten-Predigers Al Sadr. Seine kampfbereiten Anhänger kämen in Busladungen nach Bagdad, berichten Augenzeugen.

Blutige Kämpfe zwischen Anhängern des schiitischen Predigers Muktada al Sadr und Sicherheitskräften im Irak bedrohen zunehmend die ohnehin brüchige Waffenruhe. Bei Gefechten in und um Nadschaf wurden sieben Zivilisten, acht Kämpfer Al Sadrs und ein US-Soldat getötet. Mehr als 50 Menschen wurden verletzt. Zu Gewalt kam es auch in Bagdad, Amara und Basra. Bei einem Anschlag auf eine Polizeiwache wurden unterdessen fünf Menschen getötet und 27 verletzt.

Ein Vertrauter Al Sadrs in Bagdad, Scheich Abdul Hadi al Daradschi, machte die ausländischen Truppen für die neue Gewalt verantwortlich. "Die Waffenruhe ist auf Grund der Aktionen der Besatzungstruppen vorbei", sagte er. Die Kämpfe in der heiligen Stadt Nadschaf entzündeten sich offenbar an einem Angriff von Al Sadrs Mahdi-Armee auf eine Polizeiwache. US-Marineinfanteristen hätten eingegriffen, um die Wache und die Stadt zu schützen, sagte der Gouverneur von Nadschaf, Adnan al Surufi, dem Fernsehsender Al Dschasira.

US-Hubschrauber abgeschossen

22 Kämpfer Al Sadrs wurden nach US-Angaben verletzt und festgenommen. Ein Krankenhaussprecher berichtete von rund 30 verletzten Zivilpersonen. Im Verlauf der Gefechte wurde auch ein Hubschrauber der US-Marineinfanterie abgeschossen, die beiden Piloten verletzt. Weiter wurde die Kuppel des Imam-Ali-Schreins leicht beschädigt, wie Augenzeugen berichteten.

Ganze Busladungen von bewaffneten Al-Sadr-Anhängern seien in die Stadt gekommen, berichteten Anwohnern. Gouverneur Al Surufi warnte vor "sehr schlimmen Konsequenzen", wenn die Militanten die Waffen nicht niederlegten und die Stadt verließen.

Im Stadtviertel Sadr City in Bagdad wurden nach Militärangaben sieben US-Soldaten bei den Zusammenstößen verletzt. In Amara im Südosten des Landes mobilisierte die Mahdi-Armee ihre Mitglieder über die Moscheelautsprecher. Laut Augenzeugen schossen Militante auf Regierungsgebäude und riegelten Straßen ab.

"1.000 Kämpfer sind bereit"

In Basra kam es zu Zusammenstößen mit britischen Soldaten. Ein Sprecher Al Sadrs erklärte, 1.000 Kämpfer seien bereit zur Konfrontation mit den britischen Truppen. Anhänger Al Sadrs hatten zuvor mit Angriffen gedroht, wenn nicht vier am Dienstag festgenommene Männer freigelassen würden.

Der Anschlag auf die Polizeiwache in der 85 Kilometer südlich von Bagdad gelegenen Stadt Mahawil am Donnerstag war außergewöhnlich koordiniert. Wie das Innenministerium mitteilte, eröffneten zuerst zwei Angreifer, die Polizeiuniformen trugen, das Feuer auf die Wache. Gleichzeitig fuhr ein Selbstmordattentäter mit einem mit Sprengstoff beladenen Fahrzeug auf das Gebäude zu und zündete die Autobombe. Den beiden Schützen gelang die Flucht. Bei einem weiteren Angriff in Mahawil wurde am Donnerstag ein Angehöriger der Nationalgarde getötet.

Türkischer Lastwagenfahrer erschossen

Im Nordirak wurde schon zu Beginn der Woche ein türkischer Lastwagenfahrer erschossen, wie der türkische Sender CNN-Turk am Donnerstag berichtete. Bewaffnete hätten einen Lastwagenkonvoi gestoppt und den Mann getötet, weil er Gebete nicht richtig habe rezitieren können. Die türkischen Spediteure hatten nach der Ermordung eines entführten Lastwagenfahrers angekündigt, ihre Geschäfte im Irak einzustellen, um zwei weitere Geiseln zu retten. Diese wurden am Donnerstag von der Gruppe Tawhid und Dschihad freigelassen.

AP · DPA
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