Anschlag in New York Usbekistan und Nord-Kaukasus - wo Islamisten ihre Attentäter erschaffen

New York Attentäter Sayfullo Saipov
Pressekonferenz zum Anschlag in New York. In der Mitte: das Foto des mutmaßlichen Attentäter Sayfullo Saipov
© Spencer Platt/Getty Images/AFP
Der Attentäter von New York kam aus Usbekistan - der aus Stockholm ebenfalls. Und die Attentäter von Boston kamen aus Tschetschenien. Warum sind die Gebiete rund um das Kaspische Meer Nährboden für Islamisten?

Was ist los in Usbekistan? Zum vierten Mal in diesem Jahr führen die Spuren eines Terroranschlags in das zentralasiatische Land. Der Anschlag auf den Istanbuler Nachtklub "Reina" in der Silvesternacht, das Selbstmordattentat auf die Metro von St. Petersburg am 3. April, der Lkw-Anschlag in der Fußgängerzone von Stockholm vier Tage später, das Fahrzeugattentat in Manhattan vom Dienstag - immer handelte es sich bei den mutmaßlichen Tätern um Usbeken.

Usbekistan - Nährboden für Radikalisierung

Warum also Usbekistan? In der früheren Sowjetrepublik in Zentralasien grassieren Armut und Korruption, das Land wird autoritär regiert, Menschenrechte und bürgerliche Freiheiten genießen wenig Schutz. Ein idealer Nährboden für Radikalisierung, sagen Experten: Junge Männer fühlen sich chancenlos - und sind empfänglich für die Heilsversprechen radikalislamischer Gruppierungen wie der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

Der spätere New Yorker Attentäter Sayfullo Saipov war 2010 legal aus Usbekistan in die USA übergesiedelt. Inwieweit er bereits in Usbekistan Kontakte zu Dschihadisten hatte, war zunächst unklar. Möglicherweise hat er sich erst in den USA radikalisiert.

Rekrutierungsgebiet für Dschihadisten

Bereits in den 90er Jahren kam in der mehrheitlich muslimischen Ex-Sowjetrepublik, deren Staatsform laizistisch ist, die radikale Islamische Bewegung von Usbekistan (IMU) auf. Sie trat unter anderem für die Einführung des islamischen Rechts, der Scharia, ein. Die IMU wurde für mehrere Bombenanschläge in Usbekistan verantwortlich gemacht.

Unter den zentralasiatischen Republiken ist Usbekistan das wichtigste Rekrutierungsgebiet für Dschihadisten, analysiert die Nichtregierungsorganisation International Crisis Group. Deren unabhängige Experten schätzen die Zahl von IS-Aktivisten aus Zentralasien auf insgesamt 2000 bis 4000.

Auch die andere Seite des Kaspischen Meeres gilt als Terrorhort, allen voran Nord-Kaukasus-Staaten wie Tschetschenien. So stammen die Attentäter des Boston-Marathons ursprünglich daher. Zu Hochzeiten des Islamischen Staats zählten sich Tschetschenen stolz zu den vier "Säulen" der Terrormiliz. Mehrere Tausend Kämpfer aus dem Land waren oder sind Tschetschenen, darunter auch viele Offiziere. Zu fragwürdiger Berühmtheit waren auch die "Schwarzen Witwen" gelangt. Selbstmordattentäterinnen, die sich für den Tod ihrer Männer während des Tschetschenien-Kriegs rächen wollten. Dutzende von Anschlägen gingen auf ihre Konten.

2007 wurde das "Kaukasus-Emirats" gegründet

Die Situation im Kaukasus und in Usbekistan unterscheidet sich zwar, was sie aber verbindet ist Experten zufolge die jahrzehntelange Unterdrückung des muslimischen Glaubens durch die Sowjetherrschaft. Nach deren Zerfall 1991 brachen im Kaukasus die jahrzehntelang unterdrückten Konflikte wieder aus. Zudem begannen viele Gläubige ihre Religion ins andere Extrem zu verfallen und lebten ihre Religion immer radikaler aus. 2007 etwa rief der tschetschenische Rebellenführer Doku Umarow das "Kaukasus-Emirat" aus - auf einem Gebiet das Teile von Tschetschenien, Inguschetien, Ossetien und Dagestan umfasst. Derartige islamistische Bewegungen sind auch ein Grund für Russlands Präsident Wladimir Putin, in den syrischen Bürgerkrieg einzugreifen. Zum einen, weil dort viele Kämpfer mit russischen Pass aktiv sind, deren Rückkehr er fürchtet, zum anderen um ganz generell die Ausbreitung des islamistischen Terrorismus zu bekämpfen.

nik mit DPA