
My Lai, Vietnam (1968). Dem Massaker vom 16. März fielen 504 Zivilisten zum Opfer – zumeist Frauen, Kinder, auch Babys, und ältere Menschen. Verübt wurde es im Rahmen des Vietnamkrieges (1955 bis 1975) von der US-amerikanischen, sogenannten "Charlie"-Kompanie. Als "Charlie" bezeichneten die US-Soldaten den Vietcong, die Befreiungsfront Südvietnams. Offiziell nach Vietcong-Kämpfern fahndend vergewaltigten die Soldaten Frauen und ermordeten fast alle Dorfbewohner. Auch sämtliche Tiere wurden getötet. Nur wenige Soldaten verweigerten den Tötungsbefehl. Erst eine mutige US-Hubschrauberbesatzung auf Aufklärungsflug stoppte das Morden – auch unter Drohung, auf die eigenen Kameraden zu schießen. 30 Jahre später wurden die Helikopter-Besatzung dafür ausgezeichnet, nachdem sie zwischenzeitig Vorwürfen, Beschimpfungen und Todesdrohungen ausgesetzt waren. Die US-Armee vertuschte das Massaker, erst durch die 1970 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Reportage des Journalisten Seymour Hersh mit den Fotos des Armeereporters Ron Haeberle wurde das Geschehen in vollem Umfang öffentlich bekannt. Die Veröffentlichung veränderte die öffentliche Meinung zum Vietnamkrieg in den USA und im gesamten Westen und trug entscheidend zur Antikriegsbewegung bei. Nur vier am Massaker beteiligte Soldaten wurden vor ein Militärgericht gestellt, lediglich der befehlshabende Offizier wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. US-Präsident Richard Nixon milderte diese einen Tag nach dem Urteil zu Hausarrest ab. 1974 folgte die vollständige Begnadigung.
© Picture Alliance