
Ruanda (1994). Dem Völkermord im ostafrikanischen Ruanda fielen zwischen dem 6. April und Mitte Juli etwa 800.000 bis zu einer Million Menschen zum Opfer. In den insgesamt rund 100 Tagen ermordeten Angehörige der Hutu-Mehrheit etwa 75 Prozent der in dem Land lebenden Tutsi-Minderheit. Auch Hutu, die sich an den Massakern nicht beteiligen wollten oder sich aktiv widersetzten, wurden getötet. Auslöser war die Ermordung des damaligen Präsidenten Habyarimana. Sein Flugzeug wurde am 6. April beim Anflug auf die Flughafen von Kigali abgeschossen; niemand an Bord überlebte. Wer die Maschine abgeschossen hat, gilt bis heute als ungeklärt. Nur 30 Minuten später aber begannen in Kigali die Morde. Beim Völkermord an den Tutsi fielen alle Grenzen der Menschlichkeit. Es gibt Berichte über das Abhacken von Händen und Füßen vor der Ermordung, von Opfern, die ihre eigenen Ehepartner und Kinder töten mussten, von Kindern, die vor den Augen der Eltern getötet wurden, sogar von Pfählungen und dem Zwang zu Kannibalismus. Hinzu kamen Demütigungen, Vergewaltigungen und erzwungener Inzest. Während der Ereignisse und im Nachgang wurden die Vereinten Nationen, die USA, Großbritannien, Frankreich und Belgien für weitgehende Untätigkeit scharf kritisiert. Vor allem die Frage, warum keine frühzeitige humanitäre Intervention erfolgte.
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