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Donald Trumps Sicherheitsberater John Bolton: Wer ist der Mann, der den Showdown mit dem Iran sucht?

Donald Trump John Bolton
John Bolton (M-r.) weicht Donald Trump, hier mit einem befreiten Entführungsopfer, nur ungern von der Seite
© Jacquelyn Martin/AP / DPA
Schon vor Jahren empfahl John Bolton, den Iran zu bombardieren. Nun ist er Donald Trumps Sicherheitsberater und der Konflikt zwischen den USA und dem Mullah-Regime eskaliert. Zufall? Kaum. Doch der Falke scheint den US-Präsidenten zunehmend zu nerven.

Im Juni 1987, John Robert Bolton war 38 Jahre alt, fand sein Name erstmals Erwähnung in einem größeren Medium. Der Zusammenhang war unerfreulich: Bolton assistierte damals US-Justizminister Edwin Meese, der in einem Korruptionsskandal verwickelt war. Als guter Untergebener versuchte er, seinen Chef zu verteidigen, was der britische "Economist" so beschrieb: "Herr Bolton nahm sein Thema mit so viel Elan in Angriff, dass selbst das Weiße Haus seine Bemerkungen als 'unangemessen' empfand." Jetzt, mehr als 30 Jahre und eine Reihe einflussreicher Posten später, verfolgt John Bolton wieder ein Thema mit so viel Schwung, dass das Weiße Haus genervt reagiert.

Der Iran – John Boltons Lebensthema

Boltons aktuelles Thema ist auch sein Lebensthema: der Iran. Besser gesagt, der "Regime Change" im Iran, ein, wie auch immer gearteter, Regierungs- oder eher Systemwechsel in Teheran. Gerne auch militärisch. Doch die Idee, die Mullahs aus ihren Regierungssesseln zu bomben, scheint Trump nicht zu behagen. Laut US-Medien herrscht deshalb dicke Luft zwischen dem US-Präsidenten und seinem hartleibigen Sicherheitsberater. Nicht zuletzt auch deshalb, weil der Chef des Weißen Hauses oft genug erklärt hat, die US-Truppen weitgehend nach Hause holen zu wollen. "Dumme Kriege" wolle er vermeiden. Dennoch entsandte Donald Trump vor einigen Tagen einen Flugzeugträger und eine Bomberstaffel in die Region. Verwirrende Signale, an denen Bolton nicht unschuldig sein dürfte.

Es hat lange gedauert, bis aus dem Sohn einer Hausfrau und eines Feuerwehrmanns ein Präsidentenflüsterer wurde. 1948 in Baltimore geboren, engagierte er sich als Jugendlicher, wie auch Trumps Ex-Berater Roger Stone, für den rechten Präsidentschaftskandidaten Barry Goldwater und studierte später Jura an der Eliteuni Yale – zusammen mit Hillary und Bill Clinton. Als die neokonservative Regierung um George W. Bush 2001 ins Weiße Haus einzog, war der Falke Bolton schon ein gefragter Mann. Er wurde US-Botschafter bei der Uno und trommelte laut für die Militärinvasion im Irak. Damals begann auch sein Unbehagen gegenüber dem Iran. Über die Rolle der USA in der Welt sagte er, internationale Verträge seien für sein Land höchstens politisch, niemals jedoch rechtlich verbindlich.

Atomabkommen für Donald Trump ein Graus

Nach diesem Verständnis war es auch keine Überraschung, als Trump vergangenes Jahr den Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran verkündete. Der Präsident hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er den Vertrag für grundfalsch hält, doch erst nachdem er John Bolton zu seinem nationalen Sicherheitsberater gemacht hatte, kündigten die USA den aufwändig ausgehandelten internationalen Deal – es war der erste Triumph für Bolton, der nur wenige Jahre zuvor öffentlich gefordert hatte: "Bombardiert den Iran, um Irans Bombe zu stoppen."

Mittlerweile fühlt sich auch Teheran nicht länger an Aspekte des Atomabkommens gebunden und seitdem spitzt sich die Lage in der Region zu. Plötzlich warnen die Amerikaner vage vor einer wachsenden Gefahr durch den alten Gegner, es ist sogar die Rede von 120.000 Soldaten, die sich demnächst Richtung Naher Osten aufmachen sollen. Der US-Verbündete und iranische Erzfeind Saudi-Arabien meldete danach einen Drohnenangriff auf eine Pipeline, hinter der die Mullahs oder deren Helfershelfer stecken sollen. Vieles deutet daraufhin, dass die Lage nicht nur eskaliert, sondern eskalieren soll.

John Bolton, der Kriegstreiber

In den USA machen Beobachter John R. Bolton dafür verantwortlich, das Wort "Kriegstreiber" fällt längst nicht mehr nur halböffentlich in sozialen Medien. Erst kürzlich stieß er die martialische Drohung aus, dass die USA jeden "Angriff" mit "unerbittlicher Kraft" beantworten würden. Diese Rigorosität war es, die Trump überzeugt hatte, den Hardliner zu einem seiner wichtigsten Mitarbeiter zu machen. Hinter verschlossenen Türen soll Trump Bolton im Scherz einmal davor gewarnt haben, einen Krieg vom Zaun zu brechen. Der Sicherheitsberater, von dem es heißt, er weiche Trump nie von der Seite, spielt seinen Einfluss selbst herunter. "Ich bin nicht der Nationale-Sicherheits-Entscheider", sagte er kürzlich.

Das mag sein. Aber seitdem mit Boltons Vorgänger H.R. McMaster und Ex-Verteidigungsminister James Mattis die "letzten Erwachsenen" das Weiße Haus verlassen haben, hat nun Falke Bolton ungestörten Zugang zum außenpolitisch eher ungelenken wie unerfolgreichen US-Präsidenten. Sogar der gescheiterte Gipfel mit Nordkoreas Diktator Kim Jong Un soll auf Boltons Konto gehen. Angeblich bevorzuge er auch hier eine militärische Lösung, so dass er das Spitzentreffen derart schlecht vorbereiten ließ, dass es nur platzen konnte, schreibt die "Los Angeles Times" unter der unfreundlichen Überschrift: "Es ist John Boltons Welt. Trump lebt nur darin."

Überspannt Bolton den Bogen?

Vielleicht aber ist Bolton auch gerade dabei, den Bogen zu überspannen. Die Gerüchte am schiefen Segen im Weißen Haus jedenfalls ließ Trump nicht unkommentiert, oft ein Zeichen dafür, dass an ihnen etwas dran ist. "Es gibt überhaupt keinen internen Streit", schrieb er trotzig auf Twitter. Und weiter: "Unterschiedliche Meinungen werden ausgetauscht und am Ende treffe ich eine entschiedene und finale Entscheidung." Angeblich sei Trump zunehmend genervt von dem ständigen "Regime-Change"-Gerede in seiner Nähe. Wenn es in der Vergangenheit hieß, Trump sei "genervt", dann folgte meist ein Rücktritt. Mit 13 Monaten jedenfalls hält es John Bolton bereits auffällig lang an der Seite von Donald Trump aus.

Quellen: "The Economist", "Los Angeles Times", "Washington Post", CNN, "Newsweek", Donald Trump auf Twitter

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