In der zwei Wochen lang von Aufständischen kontrollierten irakischen Stadt Falludscha sind am Dienstag die ersten Polizisten auf ihre Posten zurückgekehrt. Zuvor hatten die US-Truppen und Vertreter der Stadt die Rebellen aufgerufen, ihre Waffen abzugeben. Die Amerikaner ließen wie versprochen 50 Flüchtlingsfamilien in die Stadt zurückkehren, wiesen aber rund 150 weitere Personen ab. Nach Spanien kündigte auch Honduras einen Abzug seiner Truppen an, die bislang unter spanischem Kommando in Nadschaf stationiert sind.
Heimkehr "so schnell wie möglich"
Die 370 honduranischen Soldaten sollten "so schnell wie möglich" heimkehren, sagte Präsident Ricardo Maduro am Montagabend in einer Fernsehansprache. Ursprünglich sollten sie wie die spanischen Soldaten bis 1. Juli bleiben. Der spanische Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero kündigte am Montag jedoch einen Truppenabzug binnen sechs Wochen an.
US-Außenminister Colin Powell warf Zapatero vor, er habe noch im März "angedeutet, dass die Soldaten bis Ende Juni bleiben würden" und dass er abwarten wolle, ob die Besatzungstruppen ein Mandat der Vereinten Nationen erhielten. Der neue spanische Außenminister Miguel Angel Moratinos wird am Mittwoch in Washington erwartet.
Abzugs-Diskussion auch in Thailand
Auch in Thailand entbrannte eine Diskussion über den Abzug der 443 in Irak stationierten Soldaten. Ministerpräsident Thaksin Shinawatra lehnte einen Rückzug am Dienstag ab, erklärte aber, wenn sich die Lage weiter verschärfe, müsse die Regierung den Abzugstermin im September überdenken. Die Außenminister von Rumänien und Bulgarien versicherten Powell telefonisch, ihre insgesamt rund 1.000 Soldaten würden in Irak bleiben.
Eine Mehrheit der Briten ist trotz wachsender Kritik am Irak-Krieg dafür, die britischen Truppen solange wie nötig am Golf zu halten. Dafür sprachen sich in einer am Montag veröffentlichten Guardian/ICM-Erhebung 60 Prozent der 1.002 Befragten aus. 48 Prozent erklärten gleichzeitig, der Irak-Krieg sei ungerechtfertigt gewesen, ein Anstieg um sieben Prozentpunkte gegenüber Februar.
Powell dementiert Berichte über Differenzen mit Bush
In den USA wird die Debatte über die Rechtmäßigkeit des Kriegs durch ein neues Buch des Journalisten Bob Woodward angeheizt. Außenminister Powell wies die Darstellung zurück, der Irak-Krieg sei von Präsident George W. Bush schon lange im Voraus beschlossen worden. Woodward schreibt in seinem Buch "Plan of Attack" (Angriffsplan), Powell selbst habe dies berichtet. Der US-Außenminister erklärte jedoch, zwischen ihm und Bush habe es in der Irak-Frage keine Differenzen gegeben.
Freilassung der verbleibenden drei italienischen Geiseln möglich
Unterdessen kehrten die beiden letzten japanischen Ex-Geiseln von Irak in ihre Heimat zurück. Die Chefin der italienischen Besatzungsverwaltung in Nassirija äußerte sich am Dienstag "sehr optimistisch" über eine Freilassung der verbleibenden drei italienischen Geiseln. Sie sei überzeugt, dass man mit den Entführern verhandeln könne, sagte Barbara Contini der Tageszeitung "Corriere de la Sera". Sie deutete gleichzeitig an, dass die italienische Regierung ein Lösegeld zahlen könnte: "Alle zahlen. Das geht schon seit Jahrhunderten so", sagte Contini. Die italienische Nachrichtenagentur Apcom hatte am Montagabend berichtet, mit einer Freilassung der drei Italiener sei noch am Dienstag oder Mittwoch zu rechnen.
21 Häftlinge bei Angriff auf Gefängnis getötet
Bei einem Mörsergranaten-Angriff auf ein Gefängnis in Bagdad sind am Dienstag nach Angaben der US-Armee 21 Häftlinge getötet worden. US-Militärsprecher Mark Kimmitt sagte vor der Presse in der irakischen Hauptstadt, 120 weitere Menschen seien verletzt worden, als 18 Granaten auf dem Gelände des Gefängnisses einschlugen.
Nach Angaben des arabischen Nachrichtensenders El Dschasira griffen Unbekannte das Gefängnis von Abu Ghoreib im Westen Bagdads an. Die von den Amerikanern geführte Haftanstalt, in der auch mutmaßliche anti-amerikanische Kämpfer festgehalten werden, war in den vergangenen Monaten mehrfach von Aufständischen beschossen worden. Dabei starben auch US-Militärpolizisten, die in dem Gefängnis arbeiten und wohnen. Mehrere irakische Häftlinge hatten nach ihrer Freilassung aus dem Abu-Ghoreib-Gefängnis die Aufständischen kritisiert, weil sie bei ihren Angriffen gegen die US-Militärs auch den Tod von Häftlingen, die sich nicht in Sicherheit bringen können, riskierten.
AP/DPA