Krieg in Nahost Israels Sicherheitskabinett stimmt Waffenruhe-Abkommen zu

Eine Wand mit Fotos von Geiseln, die die Hamas aus Israel entführt hat
Mit dem Deal zwischen Israel und Hamas sollen auch Geiseln aus dem Gazastreifen wieder nach Hause kommen
© Amir Levy / Getty Images
Nach mehr als 15 Monaten Krieg sollen die Waffen im Gazastreifen bald schweigen. Nun muss noch Israels Regierung dem Abkommen zustimmen.

Israels Sicherheitskabinett hat grünes Licht für das Abkommen mit der radikalislamischen Hamas für eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung der israelischen Geiseln gegeben. Das teilte das Büro von Regierungschef Benjamin Netanjahu am Freitag mit. Dem Abkommen muss nun noch die gesamte israelische Regierung zustimmen. Demnach ist die Sitzung für 14.30 Uhr MEZ geplant.

Mit der Entscheidung des Sicherheitskabinetts war trotz des Widerstands einiger rechtsextremer Politiker gerechnet worden. Einzig der rechtsextreme Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir und Finanzminister Bezalel Smotrich stimmten dagegen, wie die israelische Nachrichtenseite "ynet" berichtete.

Öffentlichkeit kann noch Einspruch gegen Deal einreichen

Gegner des Abkommens können zudem noch Einspruch dagegen einreichen. Nach israelischem Recht dürfen Angehörige von Terroropfern gegen die Freilassung bestimmter palästinensischer Häftlinge Einspruch einlegen. Für eine solche Petition beim Obersten Gericht haben sie 24 Stunden nach einem Regierungsbeschluss Zeit. 

Es wird erwartet, dass die Richter keinen Grund für ein Eingreifen des Obersten Gerichts gegen den Beschluss der Regierung sehen werden, im Zuge des Deals palästinensische Häftlinge für aus Israel in den Gazastreifen verschleppte Geiseln auszutauschen. 

Waffenruhe zwischen Israel und Hamas ab Sonntag

Zunächst hatte es in Berichten geheißen, die Netanjahu-Regierung werde erst am Samstagabend, nach Ende des jüdischen Ruhetags Schabbat, zusammenkommen. Dieser beginnt am Freitagabend.

An dem späteren Termin hatten unter anderem Angehörige der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln Kritik geübt, da sie eine Verzögerung des Beginns der Waffenruhe und damit auch der Freilassung der Entführten fürchten.

Planmäßig soll die Waffenruhe am Sonntag um 12.15 Uhr (11.15 Uhr MEZ) beginnen. Das Büro Netanjahus kündigte an, sie könne wie geplant in Kraft treten, sofern Sicherheitskabinett und Regierung zustimmen. Mit der Freilassung der ersten Geiseln wird demnach ebenfalls am Sonntag gerechnet. Israelischen Medien zufolge könnte dies um 16 Uhr Ortszeit (15 Uhr MEZ) passieren.

Letzte Hindernisse für Abkommen ausgeräumt

Vor der Sitzung des Sicherheitskabinetts hatte Netanjahu nach Angaben seines Büros noch mit dem aus Katar zurückgekehrten Verhandlungsteam über Sicherheitsaspekte und die Umsetzung des Abkommens gesprochen.

Das Sicherheitskabinett sollte ursprünglich bereits am Donnerstagmorgen zusammentreten. Netanjahu machte für den Verzug die Hamas verantwortlich. Sie verweigerte nach dessen Darstellung ihre Zustimmung zu Teilen der Vereinbarung. Israelischen Medien zufolge forderte die Hamas die Freilassung mehrerer Gefangener, die Israel auch wegen der Schwere ihrer Straftaten nicht freilassen will.

In der Nacht meldete Netanjahus Büro schließlich, dass die letzten Hindernisse für ein Abkommen ausgeräumt seien. Israels Ministerpräsident sei von seinem Verhandlungsteam informiert worden, dass eine Einigung erzielt worden sei. Dies hatte Netanjahu zuvor als Bedingung für das Zusammentreten des israelischen Kabinetts zur Billigung des Deals genannt.

Von Israel befreite Geisel aus Hamas-Tunnel war unbewacht
Von Israel befreite Geisel aus Hamas-Tunnel war unbewacht
© dpa
Von Israel befreite Geisel aus Hamas-Tunnel war unbewacht

Widerstand rechtsextremer Politiker

Israelische Medien nannten unterdes auch interne Gründe für die Verschiebung der Sitzung. So habe der rechtsextreme Finanzminister Smotrich Netanjahu zunächst nicht Bescheid gegeben, ob seine Partei aus Protest gegen das geplante Abkommen die Regierung verlassen werde. Berichten zufolge sollen die beiden inzwischen eine Einigung erzielt haben. Wie genau diese inhaltlich aussieht, blieb zunächst unklar. 

Smotrich hatte zuvor unter anderem gefordert, dass die Kämpfe nach der ersten Phase des Abkommens weitergehen müssen. Er und seine Partei würden gegen den Deal stimmen, aber in der Regierung bleiben, hieß es. Ben-Gvir hatte mit dem Verlassen der Regierung gedroht, sollte diese den Deal genehmigen.

Katar hatte am Mittwochabend eine Einigung zwischen Israel und der Hamas verkündet. Israels Staatspräsident Izchak Herzog rief anschließend das Sicherheitskabinett und die Regierung seines Landes dazu auf, die Vereinbarung mit der Hamas zu billigen.

Hinweis: Dieser Artikel wurde umfassend aktualisiert und um weitere Informationen ergänzt.

AFP · DPA · Reuters
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