Das Kommando für den militärischen Einsatz gegen Muammar al Gaddafi gaben die USA bereitwillig an die Nato ab. Doch offenbar dauert der Kampf gegen das Regime des libyschen Machthabers den USA zu lang. Sie wollen die Opposition jetzt erstmals direkt unterstützen. Wie Außenministerin Hillary Clinton am Mittwoch mitteilte, sollen die Regimegegner medizinische Artikel, Uniformen, Schutzausrüstung, Radios und Nahrungsmittel im Wert von 25 Millionen Dollar (17,2 Millionen Euro) erhalten. Vorausgegangen seien wochenlange Beratungen mit dem Übergangsrat in Bengasi über die am dringendsten benötigten Güter.
"Es ist wichtig herauszustellen, dass diese Opposition, die sich gegen den brutalen Angriff der Gaddafi-Truppen behauptet, keine organisierte Miliz gewesen ist, keine Gruppe, die seit Jahren den Widerstand gegen die Herrschaft von Gaddafi geplant hat", sagte Clinton. Es habe sich vielmehr um eine "spontane Reaktion" im Zusammenhang mit den Aufständen in anderen arabischen Staaten gehandelt.
Die Ministerin betonte, dass die Unterstützung im Einklang mit der UN-Resolution stehe, die grünes Licht für Militärmaßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und für humanitäre Hilfe gegeben hatte. Es sei aber "kein Blankoscheck", fügte Clinton hinzu. Der Übergangsrat hat auch um Waffenhilfe gebeten, aber die USA haben bisher nicht darüber entschieden.
Halten Sie sich von Soldaten fern!
Die Nato hat die Bürger Libyens aufgefordert, sich im eigenen Interesse so weit wie möglich von den Streitkräften der Regierungstruppen fernzuhalten. Der Kommandeur des internationalen Militäreinsatzes in Libyen, der kanadische General Charles Bouchard, erklärte am Mittwochabend nach Angaben der Nato in Brüssel, die Angriffe gegen Truppen des Machthabers Muammar al Gaddafi würden auch in den nächsten Tagen fortgesetzt.
"Zivilisten können der Nato helfen, indem sie sich von den Truppen Gaddafis und der militärischen Ausrüstung so weit wie möglich fernhalten", heißt es in der Erklärung. "Indem sie dies tun, ermöglichen sie es der Nato, Truppen und Ausrüstung mit größerem Erfolg und geringerem Risiko für Zivilisten zu treffen."
Die Nato bemühe sich, beim Angriff auf militärische Ziele die Gefahr für Zivilisten so gering wie möglich zu halten, "aber wir können das Risiko nicht auf Null reduzieren". In den nächsten Tagen werde der Druck auf Gaddafis Truppen aufrechterhalten. Die Nato hat in den vergangenen Tagen immer wieder erklärt, Gaddafi verstecke Soldaten und Waffen absichtlich in unmittelbarer Nähe der Zivilbevölkerung. "Unser Einsatz war bisher erfolgreich", erklärte General Bouchard. "Wir sehen das Ergebnis in verringerter Aktivität in den von der Regierung kontrollierten Gebieten."
"Wir helfen euch!"
Dennoch wollen neben Großbritannien auch Frankreich und Italien die massiv in Bedrängnis geratenen Regimegegner mit Militärexperten unterstützen. "Wir werden euch helfen!", erklärte Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy am Mittwoch nach einer Unterredung mit Vertretern des libyschen Übergangsrates in Paris. Eine ähnliche Entscheidung kündigte auch die Regierung in Rom an. Hilfe durch internationale Bodentruppen, die sich die seit Wochen eingekesselten Aufständischen in Misurata wünschen, steht aber weiter nicht zur Debatte.
Fotograf Hetherington stirbt in Misurata
In der umkämpften libyschen Stadt ist nach Medieninformationen ein renommierter westlicher Fotograf getötet worden. Drei weitere Journalisten seien verletzt worden. Die "New York Times" berichtete am Mittwoch, bei dem Toten handle es sich um den preisgekrönten britischen Kriegsfotografen und Filmemacher Tim Hetherington.
Der 41 Jahre alte Brite hatte für seinen Film "Restrepo" über US-Soldaten in Afghanistan eine Oscar-Nominierung erhalten. Der Film dreht sich um den Tod des amerikanischen Militärarztes Juan Restrepo. Der Filmemacher hatte sich für die Dokumentation mitten ins Korengal-Tal - ein Kampfgebiet im Osten des Landes - begeben, das beim amerikanischen Militär als "Tal des Todes" bekannt ist. Welches Projekt er in Libyen verfolgte, war zunächst nicht bekannt.
Der US-Fotograf Chris Hondros, der unter anderem für die Agentur Getty arbeitete, sei schwer verletzt worden, hieß es weiter. Der 41-Jährige hat nach eigenen Angaben deutsche Wurzeln, seine Eltern kommen aus Deutschland und Griechenland. Der New Yorker ist auf Einsätzen in Krisengebieten und hat zahlreiche Auszeichnungen für seine Aufnahmen erhalten. Bei einem anderen Verletzten handele sich um den Briten Guy Martin. Die Zeitung berief sich auf einen Kollegen im Krankenhaus von Misurata.
Der britische Sender BBC sprach ebenfalls von einem getöteten Journalisten und drei Verletzten. Eine Korrespondentin der BBC in Misurata berichtete, nach Angaben von Ärzten befänden sich zwei der Verletzten in einem kritischen Zustand. Die Journalisten seien Opfer eines Mörserangriffs geworden. In seinem letzten Twitter-Beitrag am Dienstag hatte Hetherington geschrieben, er sei in Misurata. Es gebe unaufhörlichen Beschuss durch Truppen von Muammar al Gaddafi. "Von der Nato nichts zu sehen", schrieb er.