Nahost-Konflikt Israel teilt den Gazastreifen: Experte erklärt, was das für Krieg, Hamas und Zivilisten heißt

Markus Kaim, Senior Fellow Stiftung Wissenschaft und Politik
Markus Kaim ist Senior Fellow der Stiftung Wissenschaft und Politik
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Sehen Sie im Video: Markus Kaim von der Stiftung Wissenschaft und Politik schätzt die Lage im Nahen Osten ein.




Markus Kaim sagt im Gespräch mit n-tv unter anderem:
Die Trennung in Nord und Süd Gaza hängt mit den Anforderungen zusammen, die Israel gerade erfüllen muss. Zum einen wollen sie die Hamas zerstören, auf der anderen Seite ist der Druck gestiegen die humanitäre Situation zu verbessern.

Israel teilt Gazastreifen


Die Trennung in Nord und Süd ist als Schutzgebiet (Süden) und Kampfgebiet (Norden) zu verstehen und er geht davon aus, dass sich die Kämpfe im Norden verschärfen werden. Aber es wird noch schwieriger für die Zivilbevölkerung zu entkommen. "Die Zivilbevölkerung bleibt auch nach dieser Trennung in Kampfgebiet und Schutzgebiet letztlich eine Geisel der Hamas." Wie der Krieg weitergeht, hängt davon ab, wie viel Druck auf Israel ausgeübt wird. Seiner Einschätzung nach wird es schwer die Hamas auszurotten. Die Drahtzieher sitzen im Ausland und in Gaza soll es ein Tunnelsystem von 900 km geben. Kaim spricht von einer "schwierigen Operation für Israel". Abgesehen mal davon, dass das Ziel schwammig formuliert ist und der Ministerpräsident in Israel mehr oder weniger festlegt, wann das Ziel erreicht ist. Es steht und fällt vor allem auch mit dem Rückhalt in Israel selber.

Arabische Staaten, Ägypten und USA in der Zwickmühle


Die arabischen Akteure treten gerade sehr "doppelgesichtig" auf. Sie wollen das Leid mindern, aber es gibt auch einen großen Migrationsdruck. Das kann man Ägypten nicht aufbürden. Stattdessen jetzt die diplomatischen Bemühungen, unter anderem von Tony Blinken.  Daran erkennt man auch den Wandel der USA. Das hängt vor allem mit der Wahl 2024 ab.
"Also innenpolitischer Druck in den USA und die Situation in Israel selber oder im Gazastreifen. (…) Wenn man das beides zusammenzieht, dann erklärt das diese Entwicklung der USA in den letzten vier Wochen." Einer humanitären Feuerpause wird Israel aber wahrscheinlich nicht zustimmen. Denn das Kriegsziel, die Hamas zu zerstören, ist nicht erreicht und man würde der Terrororganisation die Möglichkeit geben sich neu zu gruppieren. Stichwort: Langfristige Lösung/Zweistaaten-Lösung. Da lacht Kaim nur und sagt: "Davon sind wir weit entfernt." Zuerst müssen jetzt die unpolitischen Fragen geklärt werden, zum Beispiel humanitäre Hilfe für Gaza.


Tamara Bilic spricht mit Markus Kaim, Senior Fellow Stiftung Wissenschaft und Politik.
Israels Armee hat den Gazastreifen in Nord und Süd geteilt. Was bedeutet das für die Hamas und die palästinensische Zivilbevölkerung? Erleichtert es Israels Bodentruppen den Job? Markus Kaim von der Stiftung Wissenschaft und Politik erklärt es.