Australien hat den umstrittenen chinesischen Wächtern der olympischen Flamme mit Festnahmen gedroht, sollten sie beim Fackellauf am 24. April in Canberra handgreiflich werden. "Wenn sie irgendjemanden anfassen, können sie in Gewahrsam genommen werden", sagte der Organisator des australischen Fackellaufs, Ted Quinlan. Die Chinesen müssen auf Weisung der australischen Behörden während des gesamten Laufs durch die Hauptstadt in einem Bus bleiben; die Sicherheit des olympischen Feuers gewährleiste allein die australische Polizei.
Die Wächter waren bei den anti-chinesischen Protesten während des Fackellaufs in Paris, London und San Francisco unangenehm aufgefallen, weil sie Zuschauer anrempelten und Demonstranten rücksichtslos aus dem Weg drängten. Auch Japan hat bereits angekündigt, die Sicherheitskräfte aus China beim Fackellauf am 26. April in Nagano nicht akzeptieren zu wollen.
Fackellauf in Pakistan ohne Zwischenfälle
Unterdessen hat die olympische Fackel Pakistan passiert. Abgeschirmt von der Außenwelt und ohne Zwischenfälle ging der Lauf in einem Sportstadion in der Hauptstadt zu Ende. Hinter den Athleten, die die Fackel trugen, lief eine Polizeieskorte. Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf und Premierminister Yousuf Raza Gillani hatten die Veranstaltung im Jinnah-Stadion eröffnet, die unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen stattfand. Musharraf, der Proteste gegen den Fackellauf in westlichen Staaten kritisiert hatte, war erst kurz zuvor von einem sechstägigen Besuch in Peking zurückgekehrt.
Der Lauf war aus Sicherheitsgründen von den Straßen in der Innenstadt Islamabads in das Stadion verlegt worden. Mit Protesten von Exiltibetern war zwar nicht gerechnet worden, in Pakistan kommt es aber immer wieder zu tödlichen Anschlägen muslimischer Extremisten. Hunderte Soldaten, paramilitärische Truppen und Polizisten wurden während des Fackellaufs innerhalb und außerhalb des Jinnah-Stadions eingesetzt. 66 pakistanische Sportler trugen die Fackel durch das Stadion.
Am Donnerstag soll die Flamme im Nachbarland Indien eintreffen. Dort haben exiltibetische Gruppen zu Demonstrationen gegen die chinesische Tibet- und Menschenrechtspolitik aufgerufen. Einen Tag vor dem Fackellauf in Neu Delhi versuchten Exiltibeter in der indischen Hauptstadt erneut, die chinesische Botschaft zu stürmen. Die Nachrichtenagentur PTI meldete unter Berufung auf die Polizei, den rund 60 Demonstranten sei es nicht gelungen, auf das schwer gesicherte Botschaftsgelände vorzudringen. Sie seien noch vor der ersten Stacheldrahtbarriere festgenommen worden.
In Indien leben rund 100.000 Exiltibeter, mehr als in jedem anderen Land. Aus Sicherheitsgründen haben die indischen Behörden die Länge des Fackellaufs in Neu Delhi von neun auf rund 2,5 Kilometer verkürzt. Rund 15.000 Polizisten sollen die Route absichern. Mindestens drei indische Fackelläufer haben ihre Teilnahme an der Veranstaltung inzwischen abgesagt.