Nachdem Kämpfer der Extremistengruppe Islamischer Staat im Irak und Syrien (Isis) am Dienstag die zweitgrößte irakische Stadt Mossul erobert haben, sind nach Angaben internationaler Helfer rund 500.000 Menschen geflohen. Sie hätten ihre Wohnhäuser aus Angst vor gewalttätigen Übergriffen verlassen, berichtete die Internationale Organisation für Migration (IOM).
Die Kämpfer hatten die nordirakische Metropole nach mehrtägigen Kämpfen eingenommen. Wie die IOM mitteilte, gab es durch Kämpfe unter der Zivilbevölkerung "eine hohe Zahl von Opfern".
Die Terrorgruppe bewegt sich nun auf die irakische Hauptstadt Bagdad zu. Kämpfer brachten große Teile der Regionen Ninive, Anbar und Salah ad-Din nordöstlich von Bagdad unter ihre Kontrolle, berichtete der Nachrichtensender Al-Dschasira. Am Mittwoch drangen die Dschihadisten weiter auf Tikrit vor.
Rebellen sollen aus Mossul vertrieben werden
Die irakische Führung will zusammen mit der kurdischen Regionalregierung die islamistischen Rebellen aus wieder vertreiben. "Es wird eine engere Kooperation zwischen Bagdad und der Regionalregierung in Kurdistan geben, um gemeinsam die ausländischen Kämpfer zu verjagen", sagte der irakische Außenminister Hoschjar Sebari in Athen.
Sie seien eine "ernste und tödliche" Bedrohung für sein Land, sagte der Minister am Rande eines Treffens zwischen der Arabischen Liga und der EU. Alle Anführer im Irak müssten sich gemeinsam gegen die Aufständischen stellen, forderte Sebari. "Die Antwort auf das, was geschehen ist, muss rasch kommen."
Terrorgruppe Isis steuert Bagdad an
Die Extremisten rückten außerdem in das für die Ölversorgung wichtige Baidschi vor. Dort hätten sie Gefangene befreit, hieß es in irakischen Sicherheitskreisen. Die Raffinerie in Baidschi versorgt die meisten Provinzen des Iraks.
Die Aufständischen "sind über Nacht aufmarschiert und haben das Gerichtsgebäude sowie eine Polizeiwache im Stadtzentrum in Brand gesteckt", berichtete ein Sicherheitsmann in Baidschi dem unabhängigen Nachrichtenportal "Al-Sumaria News". Stammesführer hätten die Islamisten jedoch vom Elektrizitätswerk vertreiben können.
Notstand könnte verhängt werden
Am Donnerstag soll das irakische Parlament über die Forderung von Ministerpräsident Nuri al-Maliki beraten, den Notstand zu verhängen. Damit hätte der umstrittene schiitische Regierungschef mehr Befugnisse, um in den Konflikt mit den sunnitischen Aufständischen einzugreifen. Viele Sunniten fühlen sich benachteiligt durch die schiitisch dominierte Regierung.
Die Terrorgruppe macht sich diesen Machtkampf zwischen Sunniten und Schiiten im Irak zunutze. Die Umgebung von Mossul gehört seit langer Zeit zu den Hochburgen der Isis. Einen Rückzugsort findet sie aber auch jenseits der Grenze in den syrischen Nordprovinzen.