Garry Kasparow war früher einmal Dauerweltmeister im Schach und nach seiner Karriere einer der ersten prominenten Kritiker von Wladimir Putin. Er unternahm in den 2000ern einige Versuche, in die russische Politik einzusteigen. Im August 2015 erklärte er: "Solange Putin im Kreml ist, gibt es keine Chancen für den Frieden, denn der Frieden bedeutet für Putin das Ende seiner Macht." Es war nicht sein einziges Menetekel dieser Art. Nun, nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine, meldet sich Kasparow wieder zu Wort und fordert via Twitter, alle Brücken zu dem Land abzureißen und es vollständig zu isolieren.
"Ruiniert Putins Kriegsmaschine"
"Ok, nachdem jahrelang meine Warnungen ignoriert wurden, höre heute den ganzen Tag 'Garry, du hattest Recht.' Ich wiederhole, was ich 2014 gesagt habe. Also hört auf, mir Recht zu geben, sondern hört, was ich zu sagen habe." Mit diesen Worten leitet das frühere Schachgenie einen vierteiligen Forderungskatalog ein, wie nun mit Russland umzugehen sei:
"Unterstützt das ukrainische Militär, mit allem außer Truppen. Ruiniert Putins Kriegsmaschine. Friert und beschlagtnahmt Russlands Gelder. Schmeißt Russland aus allen internationalen (Finanz-)Organistationen heraus. Ruft alle Botschafter aus Russland zurück. Gespräche machen keinen Sinn. Legt Putins globale Propagandamaschine lahm. Schaltet sie ab, schließt sie, schickt alle nach Hause."
Auch Gerhard Schröder wird von Kasparow ausdrücklich erwähnt. Der Ex-Kanzler der SPD ist ein langjähriger Vertrauter von Waldimir Putin und steht unter anderem dem Aufsichtsrat des umstrittenen Gaspipelinebetreibers Nord Stream 2 vor. Schröder wird wegen seiner engen Verbindungen zu Russland heftig kritisiert. Nach dem Angriff der Ukraine schrieb er auf dem Karrierenetzwerk LinkedIn: "Der Krieg und das damit verbundene Leid für die Menschen in der Ukraine muss schnellstmöglich beendet werden. Das ist die Verantwortung der russischen Regierung."
Kasparow gegen Gerhard Schröder
Über den Ex-Kanzler schreibt Kasparow: "Entlarvt und geht gegen Putins Lakaien in der freien Welt vor. Falls Schröder und seinesgleichen weiter für Putin arbeiten, zerrt sie vor Gericht…
Ersetzt russisches Öl und Gas. Macht Druck auf die Opec, steigert die Produktion, nehmt Keystone wieder in Betrieb. Wir können den Planeten nicht retten, wenn wir nicht die Menschen auf ihm retten. Denkt dran, das alles wird etwas kosten. Wir haben zu lange gewartet, der Preis ist hoch, er wird nur noch steigen. Es ist Zeit zu kämpfen", so Kasparow.
Am Ende seines Appells richtet sich der mittlerweile im US-Exil lebende Oppositionelle auch noch an die "5 Kolonne": "Die Putin-Versteher, von den Rechten und Linken in der EU, über Stalinisten, Altkommunisten, Trump und seinen Republikanern in den USA. Sie mögen das Recht haben, einen brutalen Diktator zu unterstützen, um damit Biden zu kritisieren, aber das ist abstoßend und anti-amerikanisch. Vergesst das nicht."