Krieg in der Ukraine Russland warnt wegen Kaliningrad vor "schwerwiegenden" Folgen – Panzerhaubitzen 2000 in Ukraine angekommen

Blick über die beleuchtete Uferpromenade am Pregel, aufgenommen am 18.07.2015 in Kaliningrad (Russland)
Blick über die beleuchtete Uferpromenade am Pregel, aufgenommen am 18.07.2015 in Kaliningrad (Russland). Die EU hat nach russischer Kritik an Beschränkungen des Bahntransits zwischen der zu Russland gehörenden Ostsee-Exklave Kaliningrad und dem russischen Kernland eine Überprüfung von Leitlinien zu Sanktionen zugesichert.
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Regionalgouverneur: "Katastrophale Zerstörungen" in der Stadt Lyssytschansk +++ Hollywood-Star Ben Stiller stattet ukrainischem Präsidenten Selenskyj Solidaritätsbesuch ab +++ Die Nachrichten zu Russlands Krieg in der Ukraine im stern-Ticker.

Tag 118 des Ukraine-Krieges: In der heftig umkämpften Stadt Sjewjerodonezk drangen russische Truppen ukrainischen Angaben zufolge in das Industriegebiet vor, wo das eigene Militär nur noch das Chemiewerk Azot kontrolliere. Auch umliegende Ortschaften stünden unter ständigem Beschuss, sagte Gouverneur Serhij Hajdaj.

Im Osten des Landes wurden nach Angaben ukrainischer Behörden im Gebiet Donezk und in Charkiw durch russischen Beschuss jeweils drei Zivilisten getötet und zwei weitere verletzt. In der Region Sumy soll ein Zivilist getötet und ein weiterer verletzt worden sein. Die Angaben waren nicht unabhängig zu prüfen. 

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17.45 Uhr: Laut Habeck führt Putin "ökonomischen Angriff auf uns"

Wirtschaftsminister Robert Habeck hat die Drosselung der russischen Gaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream als "Angriff" des russischen Präsidenten Wladimir Putin bezeichnet. Der Grünen-Politiker sprach am Dienstag beim Tag der Industrie von einer neuen Dimension. Die Reduktion der Gaslieferungen durch Nord Stream sei ein "ökonomischer Angriff auf uns". Putin setze Energie als Waffe ein.

Putin verringere die Menge und wolle dadurch die Preise treiben. Er wolle damit in Europa und in Deutschland eine Debatte auslösen über Angst, etwa vor materiellen Verlusten - um am Ende eine Debatte auszulösen, ob man Putin in der Ukraine nicht gewähren lassen solle, wie Habeck deutlich machte. Der Krieg gegen die Ukraine sei ein Angriff gegen die individuelle Freiheit.

17.09 Uhr: Ukraine braucht mehr als sieben Milliarden Euro für Gaskauf

Der ukrainische Gaskonzern Naftogaz gibt den möglichen zusätzlichen Finanzbedarf für die Vorbereitung der kommenden Heizsaison mit umgerechnet rund 7,6 Milliarden Euro an. "Um Gasreserven von 19 Milliarden Kubikmeter (Erdgas) zu haben, müssen zusätzlich 5,8 Milliarden Kubikmeter importiert werden", sagte der Chef des Staatskonzerns, Jurij Witrenko, am Dienstag in Kiew.

Reserven von 15 Milliarden Kubikmeter würden prinzipiell jedoch auch ausreichen. Aktuell bezifferte er die Gasvorräte des Landes auf etwa 10,5 Milliarden Kubikmeter, was über dem Schnitt der Jahre 2016-2018 liege. Den Importbedarf hofft er über US-amerikanische oder europäische Kredite zu finanzieren. Dabei werden 87 Prozent des ukrainischen Heizbedarfs über Erdgas gedeckt.

17.08 Uhr: US-Justizminister verspricht Kiew Hilfe bei Verfolgung von Kriegsverbrechern

US-Justizminister Merrick Garland hat bei einem Besuch in der Ukraine Hilfe bei der Verfolgung von Kriegsverbrechern zugesagt. "Ich bin hier, um die uneingeschränkte Unterstützung der USA für die Ukrainer angesichts der ungerechten und ungerechtfertigten Invasion Russlands zum Ausdruck zu bringen", sagte Garland am Dienstag bei einem Treffen mit der ukrainischen Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa nahe der Grenze zu Polen.

Sie würden "die Maßnahmen der USA zur Unterstützung der ukrainischen Behörden bei der Verfolgung derjenigen, die für die weltweit bekannten Gräueltaten und Kriegsverbrechen verantwortlich sind", erörtern, sagte Garland. "Die USA senden ihnen eine unmissverständliche Botschaft: Es gibt keinen Ort, an dem sie sich verstecken können."

17.04 Uhr: Russland fehlen wegen Abwanderung 170.000 IT-Kräfte

Die dem Beginn des Krieges gegen die Ukraine folgende Massenausreise russischer IT-Spezialisten hat nach offiziellen Angaben zu einem gravierenden Fachkräftemangel im Land geführt. "Die Höhe des Bedarfs wird von Experten auf etwa 170.000 geschätzt, dabei sind insgesamt in der Branche etwa eine Million Menschen beschäftigt", sagte Russlands Vize-Innenminister Igor Subow am Dienstag auf einer in den sozialen Netzwerken übertragenen Sitzung des Föderationsrats, dem russischen Oberhaus des Parlaments.

Subow verwies auf die westlichen Sanktionen als Ursache für den Exodus. Die Abwanderung der Spezialisten in einige Länder sei "erheblich" gewesen, räumte der Top-Beamte ein. Um die Lücke zu stopfen, bat Subow den Föderationsrat darum, eine Gesetzesinitiative zu unterstützen, die es ausländischen IT-Spezialisten leichter macht, eine Aufenthaltsgenehmigung in Russland zu erhalten.

16.20 Uhr: Zahl ukrainischer Schüler an deutschen Schulen steigt auf mehr als 138.000

Die Zahl der ukrainischen Schülerinnen und Schüler an deutschen Schulen ist auf mehr als 138.000 gestiegen. Das teilt die Kultusministerkonferenz (KMK) in Berlin mit. Demnach meldeten die Bundesländer für die am Sonntag zu Ende gegangene 24. Kalenderwoche 138.670 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine, die an ihren Schulen aufgenommen wurden. Im Vergleich zur Vorwoche war das Anstieg um etwa 3750.

Aus einigen Bundesländer wurden dabei etwa wegen Schulferien keine neuen wöchentlichen Zahlen gemeldet, dazu zählten Bayern und Baden-Württemberg. In den anderen Bundesländern lag der wöchentliche Zuwachs zwischen 20 im Saarland und 964 in Niedersachsen. Die von der KMK veröffentlichten Zahlen beziehen sich auf allgemeinbildende Schulen und Berufsschulen. Etwa 10.150 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine sind an Berufsschulen aufgenommen.

14.56 Uhr: Deutsche Panzerhaubitzen 2000 in Ukraine eingetroffen

Die von Deutschland zugesagte Panzerhaubitze 2000 befindet sich nach ukrainischen Angaben nun im Besitz des dortigen Militärs. Sie sei "endlich Bestandteil des 155-Millimeter-Haubitzenarsenals der ukrainischen Artillerie", schreibt der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow auf Twitter. Er dankte dabei Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) "für alle Bemühungen" zur Unterstützung der Ukraine.

Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, dass die modernen Geschütze in der Ukraine eingetroffen sind.

14.33 Uhr: Spanier bei Kämpfen in der Ukraine getötet

Bei den Gefechten in der Ukraine ist ein Spanier getötet worden, der auf Seiten der ukrainischen Armee gekämpft hat. Wie das spanische Außenministerium mitteilte, wurde der Mann am Samstag getötet. Nähere Angaben zur Identität oder zu den genauen Todesumständen machte das Ministerium nicht. 

Ein Sprecher sagte, das Ministerium stehe in Kontakt mit der Familie, an die alle vorliegenden Informationen weitergeben würden. Außerdem arbeite es mit den ukrainischen Behörden zusammen, um die Rückführung der sterblichen Überreste in den kommenden Tagen zu veranlassen. 

Die aus Mallorca stammende Mutter des Toten hatte der balearischen Zeitung "Ultima Hora" gesagt, ihr Sohn sei im März, wenige Tage nach dem russischen Einmarsch, in die Ukraine gereist. Dort sei der 31-Jährige in die Armee eingetreten und zunächst im Bereich Telekommunikation, später an der Front im Einsatz gewesen. Aus Sicherheitsgründen habe ihr Sohn ihr nicht sagen wollen, wo er sich aufhielt, sagte die Mutter. Er habe ihr Fotos von zerstörten Häusern geschickt.

14.22 Uhr: Ukrainische Truppen laut Moskau bei Sjewjerodonezk abgeschnitten

Das russische Militär hat nach eigenen Angaben einen Angriff auf die strategisch wichtige Schlangeninsel abgewehrt und die ukrainischen Truppen im Großraum Sjewjerodonezk - Lyssytschansk vom Nachschub abgeschnitten. "Die Gruppierung des ukrainischen Militärs im Raum Lyssytschansk ist vom Nachschub abgeschnitten und befindet sich unter der Feuerkontrolle der russischen Streitkräfte", sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow.

Nach Angaben des russischen Armeesprechers haben die ukrainischen Kräfte in der Region hohe Verluste erlitten. Von der in Sjewjerodonezk stationierten 57. mechanisierten Brigade seien nur noch 28 Soldaten übrig, in der Kleinstadt etwas weiter westlich davon seien Hunderte ukrainischer Soldaten desertiert, meinte er. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben nicht.

14.05 Uhr: Moskauer Kommunalpolitiker nach Kritik an Ukraine-Offensive vor Gericht

In Moskau steht ein Kommunalpolitiker wegen der Verbreitung angeblicher Falschinformationen über die russische Armee in der Ukraine vor Gericht. Der Stadtrat Alexej Gorinow hielt beim Prozessauftakt einen Zettel mit der Aufschrift "Nein zum Krieg" hoch. Der 60-Jährige hatte öffentlich die russische Offensive in der Ukraine kritisiert. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm nun bis zu zehn Jahre Haft.

Laut der Website Mediasona, die sich auf die Beobachtung von Gerichtsverfahren spezialisiert hat, hatte Gorinow bei einem Arbeitstreffen Mitte März Russlands "Aggression" gegen die Ukraine kritisiert. Ende April wurde Gorinow festgenommen, er sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Angeklagt ist er wegen der "Verbreitung falscher Informationen" über die russische Armee – ein Anfang März eingeführter Straftatbestand, der Kritiker der russischen Offensive in der Ukraine zum Schweigen bringen soll. Dutzende Menschen wurden schon angeklagt, weil sie die Offensive öffentlich kritisiert hatte. Die meisten wurden mit Geldstrafen belegt, anderen drohen lange Haftstrafen.

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13.40 Uhr: Ukrainischer Minister zeigt Lager für russische Kriegsgefangene

Der ukrainische Justizminister Denys Maljuska hat dem ukrainischen Fernsehen nach Angaben seines Ministeriums Bilder eines vorbereiteten Lagers für russische Kriegsgefangene gezeigt. Das Lager befinde sich im Westen des Landes, sagte der Minister gemäß einer Mitteilung. "Die Inhaftierten erhalten angemessene Lebensbedingungen und medizinische Versorgung", versicherte er – und erklärte zugleich, dass die Russen arbeiten müssten. "Sie sind in der Holzverarbeitung tätig und machen sich für die ukrainische Gesellschaft nützlich", sagte Maljuska.

Insgesamt gebe es 51 Gefängnisse in beinahe jeder Region, in denen Kriegsgefangene gemäß den internationalen Normen getrennt von gewöhnlichen Insassen untergebracht würden. Zur Gesamtzahl der russischen Kriegsgefangenen machte Maljuska keine Angaben. Früheren Äußerungen zufolge sollen es rund 700 gewesen sein. Die russische Seite behauptet, seit dem Beginn des Einmarsches Ende Februar etwa zehnmal so viele Ukrainer gefangen genommen zu haben. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben beider Seiten nicht.

13.29 Uhr: Putin verkündet Indienststellung neuer Waffensysteme

Kremlchef Wladimir Putin hat die Indienststellung neuer Hightech-Waffen bei den russischen Streitkräften angekündigt. "Neben den auf dem Schlachtfeld schon erprobten Waffen sind die ersten Luftabwehrkomplexe S-500 angekommen, für die es weltweit kein Pendant gibt", sagte Putin bei einem Treffen mit Absolventen russischer Militärakademien. Die schwere Interkontinentalrakete Sarmat werde gerade erprobt und bis Jahresende in Dienst gestellt, fügte er hinzu. Angesichts der potenziellen militärischen Drohungen werde Russland auch weiterhin das Militär stärken und entwickeln. 

13.28 Uhr: Russland warnt Litauen wegen Kaliningrad vor "schwerwiegenden" Folgen

Im Konflikt um die Einschränkung des Güterverkehrs in die russische Exklave Kaliningrad hat der Chef des russischen Nationalen Sicherheitsrats, Nikolai Patruschew, die Menschen in Litauen vor "schwerwiegenden" Konsequenzen gewarnt. "Russland wird auf solche feindseligen Aktionen natürlich reagieren", sagte Patruschew laut der Nachrichtenagentur Interfax bei einem Besuch in Kaliningrad. "Entsprechende Maßnahmen werden auf interministerieller Ebene ausgearbeitet und bald verabschiedet. Sie werden schwerwiegende negative Folgen für die Bevölkerung in Litauen haben." Die Regierung in Moskau bestellte zudem den EU-Botschafter Markus Ederer ins Außenministerium ein und warf der EU vor, für eine "Eskalation" des Konflikts zu sorgen. 

Kaliningrad liegt an der Ostsee zwischen Litauen und Polen und hat keine direkte Landverbindung nach Russland. Litauen hatte in der vergangenen Woche angekündigt, den Bahnverkehr zwischen Russland und Kaliningrad zu beschränken. Güter, die unter die EU-Sanktionen gegen Russland fallen, können nicht mehr mit der Bahn von Russland über Litauen nach Kaliningrad gebracht werden. Dazu gehören vor allem Metalle, Baumaterial, Technologiegüter und Kohle. Laut dem Gouverneur von Kaliningrad, Anton Alichanow, könnten 40 bis 50 Prozent der Importe von der "Blockade" betroffen sein.

13 Uhr: Estland meldet Luftraumverletzung durch russischen Helikopter

Estland hat die Verletzung seines Luftraums durch einen Helikopter des russischen Grenzschutzes gemeldet. Der Hubschrauber des Typs Mi-8 sei am 18. Juni unerlaubt in den Luftraum des baltischen EU- und Nato-Mitglieds eingedrungen, teilte die estnische Armee mit. Das Außenamt in Tallinn bestellte wegen des Vorfalls den russischen Botschafter ein. "Estland hält dies für einen äußerst schwerwiegenden und bedauerlichen Vorfall, der zweifellos zusätzliche Spannungen verursacht und völlig inakzeptabel ist", hieß es in einer Mitteilung.

Nach Armeeangaben war es die zweite Luftraumverletzung durch Russland in diesem Jahr. Sie sei im Gebiet Koidula im Südosten Estlands nahe der Grenze zu Russland erfolgt und habe fast zwei Minuten gedauert. Der Helikopter habe weder einen Flugplan übermittelt noch seine elektronische Kennung eingeschaltet gehabt. Auch habe der Pilot keinen Funkkontakt mit Estlands Flugsicherung gehalten, hieß es.

12.39 Uhr: EU will 600 Millionen Euro gegen Lebensmittelkrise mobilisieren

Angesichts der drohenden Lebensmittelkrise durch den Ukraine-Krieg will Brüssel gegensteuern: Die EU-Kommission kündigt Hilfen in Höhe von 600 Millionen Euro für Länder in Afrika, der Karibik und dem Pazifikraum an. Sie sollen aus dem europäischen Entwicklungsfonds fließen.

Russland blockiere immer noch Millionen Tonnen Getreide aus der Ukraine, kritisiert Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Von den Hilfen sind 150 Millionen Euro für humanitäre Unterstützung vorgesehen, 350 Millionen für die nachhaltige Produktion von Lebensmitteln und weitere 100 Millionen für die wirtschaftliche Unterstützung der Länder.

12.17 Uhr: Laut Asselborn ist kein EU-Land gegen Kandidatenstatus für Ukraine

Die Ukraine und Moldau können beim EU-Gipfel diese Woche auf Zustimmung für ihre Beitrittskandidaturen hoffen: Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn sagt, "kein einziges Land" habe Bedenken gegen den Vorschlag der EU-Kommission vom Freitag. "Ein Konsens zeichnet sich ab", sagt auch der französische Europaminister Clément Beaune, der in Luxemburg die den Gipfel vorbereitende Sitzung leitete. 

"Wir werden da große Einstimmigkeit zeigen", sagte Asselborn zu dem Treffen der Staats- und Regierungschefs am Donnerstag und Freitag. Die deutsche Europa-Staatsministerin Anna Lührmann plädierte in Luxemburg für ein klares Signal an die Ukraine und Moldau: "Ihr gehört in die EU."

11.48 Uhr: Lambrecht sagt, Europa müsse militärisch auch über die Nato hinausdenken

Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hat angesichts des Ukraine-Kriegs eine eigenständige europäische Verteidigungsfähigkeit notfalls auch ohne die Nato gefordert. Zwar habe Europa in der derzeitigen US-Regierung "einen sehr verlässlichen Partner", sagte Lambrecht in Berlin. Die Jahre unter dem früheren US-Präsidenten Donald Trump hätten aber gezeigt, dass sich dies auch ändern und "wie fragil" das Militärbündnis werden könne.

Es könne "gefährlich" sein, "sich alleine darauf zu verlassen, dass die Nato eben mit der großen Schutzmacht Amerika immer für uns einsteht", sagte Lambrecht bei einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung. Die Europäer müssten deshalb auch "über die Nato hinausdenken". "Wir müssen selber abschrecken können, wir müssen dazu in der Lage sein."

Europa im Verteidigungsbereich auszubauen, bringe viele Vorteile, etwa wenn Rüstungsgüter gemeinsam beschafft würden, betonte die Ministerin. Sie würden damit günstiger und die Systeme in Europa untereinander kompatibel. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine habe hier in Brüssel "neue Ambitionen" geweckt. Allerdings werde der Ausbau der europäischen Verteidigung "kein Selbstläufer", warnte Lambrecht. "Das wird ein steiniger Weg".

11.34 Uhr: Linke fordert Deutschland müsse Vertrag zum Atomwaffenverbot beitreten

Vor dem Wiener Treffen der Vertragsstaaten zum Verbot von Atomwaffen hat die Linken-Vorsitzende Janine Wissler scharfe Kritik an der deutschen Position geübt. "Es ist eine Schande, dass Deutschland den Atomwaffenverbotsvertrag noch nicht unterzeichnet hat", sagte Wissler in Berlin. Nur Abrüstung könne Sicherheit schaffen. Die Bundesregierung solle den Verbotsvertrag sofort unterzeichnen, forderte die Linken-Politikerin. "Leider tut sie mit der Anschaffung neuer atomwaffenfähiger Kampfflugzeuge im Moment das Gegenteil."

Der Atomwaffenverbotsvertrag, abgekürzt TPNW, war im Januar 2021 unter anderem auf Initiative Österreichs in Kraft getreten. Mehr als 80 Staaten haben ihn unterschrieben. Doch die Atommächte und die Nato lehnen ihn ab. Bei der Wiener Konferenz ist Deutschland als Beobachter vertreten.

11.24 Uhr: Deutsche Exporte nach Russland gehen im Mai weiter zurück

Die deutschen Exporte nach Russland sind wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs im Mai im Vorjahresvergleich um 50 Prozent zurückgegangen. Insgesamt betrugen die Ausfuhren demnach noch 1,1 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt erklärte. Bereits im April waren die Exporte nach Russland im Vorjahresvergleich um gut 64 Prozent eingebrochen.

Insgesamt stiegen die deutschen Exporte in Drittstaaten, also Länder außerhalb der EU, im Vormonatsvergleich im Mai um 1,1 Prozent an. Im Vergleich zum Mai 2021 betrug das Plus 13,4 Prozent. Deutsche Unternehmen exportierten somit im Mai Waren im Wert von 57,7 Milliarden Euro in Länder außerhalb der EU. Wichtigster nicht-europäischer Handelspartner waren im Mai die USA: Güter im Wert von 13,6 Milliarden Euro gingen in die Vereinigten Staaten. Im Vorjahresvergleich stand somit ein Plus von 49,7 Prozent. Auch nach China wurden im Vorjahresvergleich 10,5 Prozent mehr Waren mit einem Gesamtwert von 9,3 Milliarden Euro exportiert. N

11.07 Uhr: Nach Raketenbeschuss – Bohrinsel im Schwarzen Meer brennt weiter

Ein Brand auf einer von ukrainischen Raketen getroffenen Gasförderplattform im Schwarzen Meer hat sich russischen Angaben zufolge weiter ausgebreitet. "Das Feuer hat sich in der Nacht dem Bohrloch genähert", zitierte die Nachrichtenagentur Interfax die russische Senatorin Olga Kowitidi. Die sieben vermissten Menschen würden weiter mit Flugzeugen gesucht. Drei Verletzte würden in Krankenhäusern behandelt. Die Schäden auf zwei weiteren getroffenen Plattformen seien geringer. Am Montag waren drei Bohrinseln mit Raketen attackiert worden. Insgesamt sollen sich 109 Menschen auf den Plattformen befunden haben. Die ursprünglich ukrainischen Anlagen waren im März 2014 im Zuge der Annexion der Halbinsel Krim von Russland besetzt worden. 

10.53 Uhr: Regionalgouverneur – "Katastrophale Zerstörungen" in der Stadt Lyssytschansk

Die Lage in der umkämpften ostukrainischen Stadt Lyssytschansk verschärft sich weiter. In der strategisch wichtigen Nachbarstadt von Sjewjerodonezk gebe es "katastrophale Zerstörungen" durch russischen Beschuss, erklärte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, im Messenger-Dienst Telegram. Außerdem werde im Industriegebiet von Sjewjerodonezk weiter gekämpft. 

Die "letzten 24 Stunden waren schwierig" für die ukrainische Armee, wie Hajdaj weiter berichtete. Die Nacht zu Dienstag beschrieb er als "die Ruhe vor dem Sturm". Russland wolle die Region Luhansk "vor dem 26. Juni" vollständig einnehmen. "Aber das werden sie nicht in fünf Tagen schaffen", fügte der Gouverneur hinzu.

10.37 Uhr: Führende Friedensforscher warnen vor Ernährungskrisen durch Ukraine-Krieg

Deutschlands führende Friedensforschungsinstitute haben vor neuen Krisen infolge des Ukraine-Kriegs gewarnt. Durch den starken Anstieg der Rohstoff- und Lebensmittelpreise drohe "insbesondere den afrikanischen Entwicklungs- und Schwellenländern eine Ernährungskrise", erklärten die Friedensforscher zu ihrem Friedensgutachten 2022. Mittelmeeranrainer und viele ostafrikanische Staaten seien etwa von Getreidelieferungen aus Russland und der Ukraine abhängig.

"In der Vergangenheit waren steigende Lebensmittelpreise dort immer wieder Anlass sogenannter 'Brotaufstände' und führten zu einer Eskalation von Gewalt", erklärten die Friedensforscher. Auch ungeachtet des Ukraine-Kriegs sei die Zahl gewaltsamer Konflikte weltweit zuletzt erneut gestiegen. Von 128 Konflikten, die im Jahr 2020 gezählt wurden, fanden demnach 78 auf dem afrikanischen Kontinent statt.

Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine warnten die Wissenschaftler vor einer nuklearen Eskalation. "Ein Atomkrieg kann nicht gewonnen werden und darf nie geführt werden", hieß es.

Das Friedensgutachten erscheint seit 1987 jährlich. Darin analysieren führende Friedensforschungsinstitute etwa aktuelle internationale Konflikte.

10.14 Uhr: Luxemburgs Premierminister besucht Ukraine

Der luxemburgische Premierminister Xavier Bettel ist auf Einladung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in die Ukraine gereist. Dies teilte die Regierung in Luxemburg mit. Bettel wolle "von der russischen Aggression betroffene Städte" besuchen, hieß es nach seiner Ankunft in Kiew. Einzelheiten zu seinem Besuchsprogramm und zur Dauer des Aufenthaltes wurden nicht mitgeteilt. Es sei auch eine Reihe bilateraler politischer Gespräche geplant. Selenskyj hatte sich am 2. Juni mit einer Video-Ansprache an das luxemburgische Parlament gewendet und dabei Bettel zu einem Besuch des Landes eingeladen.

9.39 Uhr: London – Ukrainer verhindern russische Kontrolle über das Meer

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste hat der ukrainische Widerstand bislang erfolgreich verhindert, dass Russland Kontrolle über das an die Ukraine grenzende Meeresgebiet übernimmt. Dies habe das ursprüngliche Konzept der russischen Invasion untergraben, hieß es in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums. Ursprünglich habe Moskau nämlich vorgehabt, die Region um den wichtigen ukrainischen Hafen von Odessa vom Schwarzen Meer aus anzugreifen.

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Am 17. Juni sei es ukrainischen Kräften erstmals gelungen, mit Schiffsabwehrraketen aus dem Westen ein russisches Schiff anzugreifen, das mit hoher Wahrscheinlichkeit Waffen und Personal auf die strategisch wichtige Schlangeninsel im Nordwesten des Schwarzen Meeres habe bringen wollen, hieß es von den Briten. Die Insel ist von russischen Truppen besetzt. Die Zerstörung des Schleppers zeige, wie schwierig es für Moskau sei, Nachschub auf die Insel zu bringen.

9.32 Uhr: Netzagentur-Chef will höchste Gas-Notfallstufe noch nicht ausrufen

Bundesnetzagentur-Präsident Klaus Müller hat Forderungen zurückgewiesen, sofort die höchste Gas-Notfallstufe auszurufen. Würde man die von Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger geforderte dritte und höchste Alarmstufe jetzt ausrufen, wäre dies eine "harte Entscheidung", sagte Müller im Bayerischen Rundfunk. Das hätte Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Wertschöpfungsketten und Industrieanlagen. Daher "drängele ihn nichts danach". Er werbe vielmehr dafür, zunächst mildere Maßnahmen zu nutzen.

9 Uhr: Gesamte ukrainische Region Cherson auf russisches Fernsehen umgestellt

In der Region um die besetzte südukrainische Stadt Cherson werden nun überall russische statt ukrainische Fernsehsender ausgestrahlt. Spezialisten der russischen Armee hätten "den letzten der sieben Fernsehsendemasten in der Region Cherson neu konfiguriert für die Ausstrahlung russischer Sender", teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Rund eine Million Einwohner in dem Gebiet könnten nun "kostenlos" die wichtigsten russischen Sender nutzen, darunter insbesondere diejenigen der staatlichen Sendergruppe VGTRK.

Die russische Armee hatte das an die annektierte Krim-Halbinsel grenzende Gebiet um Cherson bereits kurz nach Beginn ihrer Ukraine-Offensive Ende Februar eingenommen. Seitdem wird das Gebiet immer näher an Russland herangeführt. Vor anderthalb Wochen begann Russland mit der Ausgabe russischer Pässe, außerdem wurde der russische Rubel als Zahlungsmittel eingeführt.

6.55 Uhr: Kremlsprecher Peskow – "Werden dem Westen nie wieder vertrauen"

Vier Monate nach dem Überfall auf die Ukraine hat Russland die Beziehungen zum Westen als langfristig beschädigt bezeichnet. "Ja, es wird eine lange Krise werden", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in einem in der Nacht zum Dienstag ausgestrahlten Interview des US-Fernsehsenders MSNBC. "Wir werden dem Westen nie wieder vertrauen." Russland erhebt seit Beginn seines Kriegs gegen die Ukraine immer wieder Vorwürfe gegen westliche Staaten – etwa wegen der militärischen Unterstützung für das angegriffene Land.

2.31 Uhr: Russischer Journalist Muratow versteigert Nobelpreis-Medaille für 103,5 Millionen Dollar

Der russische Journalist und Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow hat seine Nobelpreis-Medaille für 103,5 Millionen Dollar (98,4 Millionen Euro) versteigert. Der bei der Auktion am Montag (Ortszeit) in New York erzielte Erlös soll geflüchteten ukrainischen Kindern zugutekommen. 

Den Zuschlag für die Medaille sicherte sich ein bisher anonym gebliebener Bieter per Telefon. Der Erlös der Versteigerung geht nach Angaben des Auktionshauses Heritage Auctions an das Hilfsprogramm für geflüchtete ukrainische Kinder des UN-Kinderhilfswerks UNICEF. Muratow ist der Chefredakteur der unabhängigen russischen Zeitung "Nowaja Gaseta". Ende März musste sie ihr Erscheinen einstellen, nachdem sie von den Behörden wegen ihrer Berichterstattung über die russische Invasion in der Ukraine mehrfach verwarnt worden war. Muratow war wegen seiner Verdienste um die Meinungsfreiheit im vergangenen Jahr gemeinsam mit der philippinischen Journalistin Maria Ressa mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. 

1.29 Uhr: Bericht – Deutsch-slowakischer Ringtausch für Panzer-Lieferung an Ukraine verzögert sich

Ein seit zwei Monaten geplanter deutsch-slowakischer Ringtausch für Waffenlieferungen an die Ukraine verzögert sich laut einem Bericht des Portals "Business Insider", weil Berlin zu wenige Panzer anbietet. Der Tausch sollte demnach vorsehen, dass die Slowakei der Ukraine 30  7-72 Kampfpanzer aus sowjetischer Produktion  an die Ukraine liefert – und im Gegenzug modernere deutsche Panzer als Ersatz erhält. 

Laut "Business Insider" lehnte Bratislava den Tausch aber in der vergangenen Woche ab, da Deutschland 15 Panzer des Typs Leopard-2A4 anbot. Dies sei aus Sicht der Slowakei ein zu geringer Ersatz für die 30 an die Ukraine zu liefernden T-72-Panzer. Dem Bericht zufolge erklärte eine Sprecherin des slowakischen  Verteidigungsministeriums, 15 Leopard-Kampfpanzer könnten "keine Lösung für uns sein, da wir 30 Kampfpanzer für ein Panzerbataillon benötigen".

0.57 Uhr: Hollywood-Star Ben Stiller stattet ukrainischem Präsidenten Selenskyj Solidaritätsbesuch ab

Hollywood-Star Ben Stiller hat dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in seiner Rolle als UN-Sonderbotschafter einen Solidaritätsbesuch in Kiew abgestattet. "Es ist mir eine große Ehre, Sie sind mein Held", sagte Stiller Selenskyj am Montag in der ukrainischen Hauptstadt. Der US-Schauspieler Stiller besuchte Selenskyj anlässlich des Weltflüchtlingstags. Selenskyjs Präsidialbüro veröffentlichte Bilder des Treffens. Stiller hatte zuvor die Kiewer Vorstadt Irpin besucht, wo zu Beginn des russischen Angriffskriegs heftige Kämpfe stattfanden. "Ich spüre, dass das Geschehen hier schwer zu verstehen ist, wenn man nicht vor Ort war", sagte der 56-Jährige dem Präsidenten. Es sei "etwas anderes", es direkt vor Ort zu sehen und mit Menschen darüber zu sprechen. 

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Selenskyj bedankte sich bei Stiller auf Englisch für seinen Besuch und sagte ihm, es sei "sehr wichtig", den Menschen weiter in Erinnerung zu rufen, was in der Ukraine passiert. Stiller und Selenskyj tauschten sich auch über die jeweiligen Schauspielkarrieren aus. Selenskyj war vor seiner Wahl zum Präsidenten im Jahr 2019 in der Ukraine vor allem für seine Rolle in der satirischen TV-Serie "Diener des Volkes" bekannt, in der er einen Schullehrer spielte, der unerwartet Präsident wird. 

0.36 Uhr: Gouverneur: Russische Truppen im Industriegebiet von Sjewjerodonezk

In der heftig umkämpften Stadt Sjewjerodonezk sind russische Truppen ukrainischen Angaben zufolge in das Industriegebiet vorgedrungen. Dort werde bereits gekämpft, schrieb der Gouverneur des ostukrainischen Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, am Montagabend in seinem Telegram-Kanal. Ukrainische Truppen kontrollieren demnach nur noch das Territorium des Chemiewerks Azot. Auch umliegende Ortschaften stünden unter ständigem Beschuss.

Im Krieg gegen die Ukraine konzentrieren sich russische Truppen seit einiger Zeit auf die Einnahme des Verwaltungszentrums Sjewjerodonezk in Luhansk. Am Montagmorgen räumten ukrainische Behörden den Verlust der Ortschaft Metjolkine südöstlich der Stadt ein.

Im Chemiewerk Azot hielten sich nach Angaben der ukrainischen Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk zuletzt noch etwa 300 Zivilisten auf. Die Lage ändere sich allerdings ständig, sagte sie nach Angaben der ukrainischen Agentur Ukrinform am Montag. Sollten die dort Schutz suchenden Zivilisten den Wunsch äußern, evakuiert zu werden, werde man versuchen, einen Fluchtkorridor einzurichten, so Wereschtschuk den Angaben zufolge. Am Samstag hatte Gouverneur Hajdaj gesagt, die Zivilisten wollten nicht evakuiert werden, es gebe jedoch ständigen Kontakt. Nach Angaben der russischen Agentur Interfax konnten etwa 20 ukrainische Zivilisten das Chemiewerk am Montag verlassen.

0.30 Uhr: Selenskyj sieht Ukraine als Teil des europäischen Werteraums

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat kurz vor der Entscheidung über einen EU-Beitrittskandidatenstatus des Landes bekräftigt, dass die Ukraine seiner Meinung nach bereits zu Europa gehört. Das von Russland attackierte Land beweise jeden Tag, dass es schon Teil eines vereinten europäischen Werteraums sei, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache in der Nacht. Die EU-Kommission hatte am Freitag empfohlen, die Ukraine und Moldau zu Kandidaten für den Beitritt zur Europäischen Union zu ernennen. Die Entscheidung darüber müssen nun die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Länder bei ihrem Gipfel ab Donnerstag treffen.

DPA · AFP
rw / tkr