Nach Orbans Zögern Ein "historischer Tag": Ungarns Parlament stimmt Nato-Beitritt von Schweden zu

Ulf Kristersson und Viktor Orban geben sich die Hand
Schwedes Regierungschef Ulf Kristersson und sein ungarischer Gastgeber Viktor Orban am Freitag in Budapest
© Attila Volgyi / Xinhua / Action Press
Es war die letzte Hürde für die Aufnahme Schwedens in das westliche Verteidigungsbündnis. Nachdem sich Ungarns Regierungschef Viktor Orban lange quer gestellt hatte, ist der Weg für den Nato-Beitritt der Skandinavier nun frei.

Nachdem die Türkei ihre Blockade aufgegeben hatte, war Ungarns Regierungschef Viktor Orban der letzte Widersacher. Nun gibt es auch aus Budapest grünes Licht: Das ungarische Parlament hat wie erwartet am Montag für einen Nato-Beitritt von Schweden gestimmt. Damit fällt 21 Monate nach der offiziellen Antragstellung die voraussichtlich letzte Hürde für die Aufnahme der Skandinavier in das westliche Verteidigungsbündnis. 

Dem schwedischen Beitrittsantrag stimmten die Abgeordneten in Budapest mit breiter Mehrheit zu: 188 Abgeordnete votierten dafür und sechs dagegen. Damit stehen für die ungarische Ratifizierung der Nato-Aufnahme Schwedens nur noch Formalien aus. Ungarn ist das letzte Land, dessen Ratifizierung Schweden auf seinem Weg in das Verteidigungsbündnis noch fehlt.

Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson nannte das Ergebnis auf X einen "historischen Tag". Sein Land sei bereit, seinen Teil der Verantwortung für die Sicherheit der Nato zu übernehmen. Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hieß das Votum willkommen. Schwedens Nato-Mitgliedschaft werde das Bündnis stärker und sicherer machen, schrieb der Norweger auf X.

Ungarns Präsident muss Beitrittsprotokoll unterschreiben

Nun muss Schwedens Beitrittsprotokoll noch vom Staatspräsidenten des EU-Landes unterschrieben werden. Dies gilt als Formsache. Das ungarische Parlament wollte noch am Montag einen neuen Staatspräsidenten wählen. Die Unterschrift könnte damit vom voraussichtlichen neuen Präsidenten Tamas Sulyok kommen. Sulyoks offizieller Amtsantritt wäre allerdings erst am 5. März. Bis dahin führt Parlamentspräsident Laszlo Köver kommissarisch die Geschäfte des Staatsoberhaupts. 

Nach der Unterschrift des Präsidenten in Ungarn muss die Ratifizierung noch im ungarischen Amtsblatt erscheinen. Dies kann bis zu acht Tage dauern. Anschließend muss die ungarische Ratifizierung formal beim US-Außenministerium in Washington hinterlegt werden. Schon in den Tagen darauf könnte Schweden mit einer Zeremonie, bei der die schwedische Flagge vor dem Nato-Hauptquartier in Brüssel gehisst wird, als 32. Mitglied in dem Bündnis willkommen geheißen werden.

Fidesz-Politiker nach schwedischer Kritik an demokratischen Verhältnissen in Ungarn "beleidigt"

Unter dem Eindruck des russischen Einmarsches in die Ukraine hatten Schweden und Finnland im Mai 2022 Mitgliedschaften in der Nato beantragt. Finnland wurde bereits im April 2023 als 31. Mitglied in das Bündnis aufgenommen. Schweden kämpfte dagegen noch viele Monate länger um die Ratifizierungen durch die Nato-Mitglieder Türkei und Ungarn.

Die Türkei hatte ihre Blockadehaltung im Januar beendet. Unmittelbar darauf brachte die US-Regierung den Verkauf von F-16-Kampfjets an Ankara auf den Weg. Ungarn hatte vor wenigen Tagen ebenfalls grünes Licht signalisiert. Vorher hatten führende Politiker von Orbans Partei Fidesz geltend gemacht, man sei "beleidigt", weil es aus Schweden Kritik an den demokratischen Verhältnissen in Ungarn gegeben hatte. Dies habe das bilaterale Vertrauen zerstört. Dieses müsse Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson durch einen Besuch in Budapest wiederherstellen. Zudem verlange man von Schweden, mit demselben Respekt behandelt zu werden wie die Türkei, zumal der Schwede auch zum türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gereist sei, um dessen Blockade zu beenden, hieß es vonseiten des Fidesz.

Schwedens Regierungschef Kristersson macht Ungarns Orban die Aufwartung

Kristersson war am Freitag nach Budapest zu Orban gekommen. Dabei wurde verkündet, dass Ungarn vier neue Kampfjets vom schwedischen Typ Jas 39 Gripen kaufen wird. Zudem verlängerten die beiden EU-Länder eine Wartungs- und Logistikvereinbarung zu den bisherigen 14 Gripen-Flugzeugen, die Ungarn seit 2006 von Schweden geleast hat und die 2026 vollständig in ungarischen Besitz übergehen sollen, um zehn Jahre bis 2036. Diesen Deal stellten Ungarns regierungsnahe Medien als Sieg der ungarischen Diplomatie dar, obwohl unklar blieb, inwiefern Schweden dabei Ungarn entgegengekommen sein soll. Details zu den finanziellen Konditionen hierzu wurden nicht genannt.

Parallel war der Druck auf Orban gewachsen, die Schweden endlich ins Bündnis zu lassen. Der Besuch von Kristersson und der Kampfjet-Deal gaben beiden Seiten die Gelegenheit, das Gesicht zu wahren. Zwar betonte Orban bei der Pressekonferenz mit Kristersson, dass das Verteidigungsabkommen keine Bedingung für Ungarns Nato-Ratifizierung sei. Gleichwohl fügte er hinzu: "Aber natürlich: Ein Abkommen über Verteidigungs- und Militärkapazitäten zu treffen, hilft dabei, das Vertrauen zwischen den beiden Ländern wiederherzustellen, definitiv".

DPA · Reuters
yks