Fragen & Antworten USA schießen drei Flugobjekte ab – Herkunft bleibt ein Rätsel

Eine F-22 Raptor hat das Flugobjekt im kanadischen Luftraum abgeschossen
Eine F-22 Raptor hat das Flugobjekt im kanadischen Luftraum abgeschossen
© Martin Bernetti / AFP
Mehrere mysteriöse Flugobjekte über Nordamerika halten die dortige Luftwaffe in Atem. Was die Jets abgeschossen haben, ist noch unklar. Gibt es einen Zusammenhang zum kürzlich entdeckten chinesischen Ballon? China meldet nun selbst eine rätselhafte Sichtung.

Die USA haben am Sonntag im Grenzgebiet zu Kanada ein weiteres unbekanntes Flugobjekt abgeschossen. US-Präsident Joe Biden habe den Abschuss über dem Huron-See als Vorsichtsmaßnahme angeordnet, sagte ein Regierungsvertreter. Das Objekt sei nicht als militärische Bedrohung, aber als Gefahr für zivile Flugzeuge eingestuft worden. Es war bereits das dritte verdächtigte Objekt, das binnen weniger Tage durch US-Kampfjets vom Himmel geholt wurde.

Das über dem Huron-See abgeschossene Objekt, das von dem Regierungsvertreter als achteckige Struktur mit daran hängenden Fäden beschrieben wurde, war in einer Höhe von 6000 Metern über dem Bundesstaat Michigan im Nordosten der USA unterwegs und wurde daher als Gefahr für den zivilen Luftverkehr eingestuft.

Das US-Militär hatte das Objekt zuvor fast einen Tag lang beobachtet, wie das Pentagon mitteilte. Es wurde dann über dem Huron-See abgeschossen, "um Auswirkungen auf Menschen am Boden zu vermeiden und gleichzeitig die Chancen für die Bergung von Trümmern zu verbessern".

Drei Flugobjekte an drei Tagen

Am Freitag hatte das US-Militär bereits ein unbekanntes Flugobjekt über dem Bundesstaat Alaska abgeschossen. Am Samstag wurde ein weiteres Objekt bei einem gemeinsamen Einsatz von kanadischen und US-Kampfflugzeugen über dem kanadischen Yukon-Territorium zerstört.

Der Kommandeur des US-Nordkommandos, Glen VanHerck, sagte, es habe sich um "sehr, sehr kleine Objekte" gehandelt. Er wollte weder die Form noch die Größe der Objekte beschreiben, sagte aber, sie hätten sich sehr langsam fortbewegt, etwa mit Windgeschwindigkeit.

Es war völlig offen, wem es gehörte und mit welchem Ziel es unterwegs war. Unklar war auch, ob es eine Verbindung zum mutmaßlichen chinesischen Spionageballon gibt, den das amerikanische Militär vor wenigen Tagen über US-Territorium vom Himmel holte. Über China wurde am Sonntag laut Staatsmedien derweil auch ein unbekanntes Flugobjekt gesichtet.

Gemeinsamkeiten mit dem Vorfall vor der Küste Alaskas

Die seit Freitag abgeschossenen Objekte wurden nach Angaben von Vize-Verteidigungsministerin Melissa Dalton entdeckt, weil nach dem Abschuss eines mutmaßlichen chinesischen Spionage-Ballons vor fast zehn Tagen Radareinstellungen verändert wurden, um nach kleineren und langsameren Objekten zu suchen.

Seit dem Abschuss des Ballons sei der US-Luftraum in der fraglichen Höhe genauer überprüft worden, sagte Dalton. Das könne "zumindest teilweise die Zunahme an Objekten erklären, die wir in der vergangenen Woche entdeckt haben". Dalton wies darauf hin, dass Flugobjekte in solchen Höhen auch von Forschungsinstituten und Privatunternehmen betrieben werden.

Kanadas Verteidigungsministerin Anita Anand sagte, das Objekt über ihrem Territorium sei in rund zwölf Kilometern Höhe abgeschossen worden. Auch das Objekt vor der Küste Alaskas war in dieser Höhe unterwegs – beide sollen unbemannt gewesen sein. Die Ministerin nannte das Objekt außerdem klein und sprach von einer "zylindrischen Form". Auch das hat es laut US-Medien mit dem zuvor abgeschossenen Objekt gemeinsam, das die Größe eines Kleinwagens gehabt haben soll.

Damit unterscheiden sich beide Objekte in Flughöhe und Größe deutlich vom chinesischen Ballon. Der war laut US-Regierung in einer Höhe von 18 Kilometern unterwegs und hatte die Größe von zwei bis drei Bussen.

Bergung dauert noch an

Die Einsätze, um den Ballon und die drei anderen abgeschossenen Objekte zu bergen, dauerten nach Angaben Daltons am Sonntag noch an. Besonders die Bergung des vor Alaska abgeschossenen Flugkörpers gestaltete sich schwierig. Sie werde durch die "arktischen Wetterbedingungen" erschwert, teilte der Kommandostab Northern Command (Northcom) mit. Dazu zählten eisiger Wind, Schnee und eingeschränktes Tageslicht. Die Bergung der Trümmerteile finde auf dem Meereis statt. Northcom betonte, noch gebe es keine weiteren Informationen zu dem Objekt, seinem Zweck oder seiner Herkunft.

Auch die Bergung der Trümmer des mutmaßlichen Spionage-Ballons vor der Küste des Bundesstaats South Carolina dauert noch an. Die USA erhoffen sich von der Untersuchung der Trümmerteile weitere Erkenntnisse über das chinesische Vorgehen.

Seit dem Abschuss des Ballons sei der US-Luftraum in der fraglichen Höhe genauer überprüft worden, sagte Dalton. Das könne "zumindest teilweise die Zunahme an Objekten erklären, die wir in der vergangenen Woche entdeckt haben". Dalton wies darauf hin, dass Flugobjekte in solchen Höhen auch von Forschungsinstituten und Privatunternehmen betrieben werden.

Verbindung zu chinesischem Ballon offen

Der Vorfall erinnerte an den mutmaßlich für Spionage eingesetzten chinesischen Ballon, den die US-Luftwaffe eine Woche zuvor vor der Küste des Bundesstaats South Carolina abschoss. Schumer betonte, beim Überflug hätten die USA enorm viel nachrichtdienstliche Informationen gesammelt. Auch dessen Trümmerteile werden geborgen und untersucht. Die USA werfen Chinas Regierung vor, sie habe mit dem Ballon Militäreinrichtungen ausspionieren wollen. Peking sprach dagegen von einem zivilen Forschungsballon, der vom Kurs abgekommen sei, und bezeichnete den Abschuss als "Überreaktion".

Der Vorfall sorgte für weitere Spannungen im ohnehin belasteten Verhältnis beider Länder – auch weil die USA China beschuldigen, mit Ballons dieser Art ein großes internationales Überwachungsprogramm zu betreiben, mit dem sie mehr als 40 Länder auf fünf Kontinenten ins Visier genommen hätten. "Die Chinesen wurden gedemütigt", sagte Schumer. "Die Chinesen wurden beim Lügen erwischt. Und ich denke, das ist ein echter Rückschritt für sie." Er gehe davon, dass sie das Programm einstellen oder etwas anderes unternehmen müssten, nachdem sie aufgeflogen seien. "Denn sie stehen wirklich schlecht da."

Sichtung über China

Am Sonntag kamen dann auch aus China Meldungen über eine mysteriöse Sichtung. Die staatsnahe Tageszeitung "Global Times" berichtete, China bereite den Abschuss eines unbekannten Flugobjekts vor. Unter Berufung auf eine örtliche Schifffahrtsbehörde hieß es, das rätselhafte Objekt sei am Sonntag vor den Gewässern der bezirksfreien Stadt Rizhao in der Provinz Shandong entdeckt worden. Zunächst gab es keine weitere Informationen, um was für ein Objekt es sich handelte.

Rätselhafte Flugobjekte beschäftigen US-Militär schon länger

Unidentifizierte Flugobjekte sind an sich keine Seltenheit. 2020 richtete das US-Verteidigungsministerium eine Arbeitsgruppe ein, um "ungeklärte Phänomene in der Luft, die möglicherweise eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA darstellen könnten", zu analysieren. Seitdem veröffentlicht die Gruppe in unregelmäßigen Abständen Berichte dazu - zuletzt vor einigen Wochen. Daraus ging hervor, dass das US-Militär für viele Beobachtungen unidentifizierter Flugobjekte keine Erklärung hat. Die Meldung unerklärlicher Phänomene am Himmel habe zugenommen. Das Pentagon machte aber deutlich, man habe keine Beweise für außerirdisches Leben gefunden.

Der demokratische Abgeordnete Jim Himes sagte am Sonntag dem Sender NBC, angesichts des Mangels an Informationen werde in sozialen Medien auch nun wieder wild über eine Invasion von Aliens oder weitere Aktionen der Chinesen spekuliert. Das sei nicht hilfreich.

DPA
tis / cl / Julia Naue, Benno Schwinghammer und Christiane Jacke

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