Bei ihrem Vormarsch auf Bagdad werden die alliierten Streitkräfte offenbar in immer heftigere Kämpfe verwickelt. Nach US-Angaben wurde ein amerikanisches Regiment am Dienstag bei Nadschaf von irakischen Einheiten angegriffen und erwiderte das Feuer. Dabei sollen bis zu 500 Iraker getötet worden sein. Zwei britische Soldaten wurden versehentlich von Alliierten erschossen. Aus der südirakischen Stadt Basra wurde ein Aufstand von Zivilisten gegen die eigenen Truppen gemeldet.
Bis zu 500 Tote
Wie das Verteidigungsministerium in Washington mitteilte, befand sich das 7. Panzerregiment östlich von Nadschaf auf dem Weg ins 150 Kilometer entfernte Bagdad. Plötzlich sei es von irakischer Seite mit Artilleriegranaten beschossen worden. Bei dem anschließenden Feuergefecht seien zwischen 150 und 500 irakische Kämpfer getötet worden. Diese seien zu Fuß unterwegs gewesen, hieß es weiter. Vorerst war unklar, ob es sich um reguläre Einheiten oder um Angehörige der Elitetruppe Republikanische Garde handelte. Über Opfer auf amerikanischer Seite lagen zunächst keine Angaben vor.
Rumsfeld: Bedrohung durch Chemiewaffen
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld erklärte, Geheimdienstberichten zufolge könnten die alliierten Streitkräfte mit Chemiewaffen angegriffen werden, je näher sie an Bagdad heranrückten. Man habe zwar keine akkuraten Informationen, doch müsse von einer erhöhten Gefährdung ausgegangen werden.
Wieder Tote durch "friendly fire"
Die Alliierten waren in der Nacht zum Mittwoch an mehreren Fronten nur noch rund 80 Kilometer von der irakischen Hauptstadt entfernt. Die 3. Infanterie-Division stieß dabei auf die Medina-Truppe der Republikanischen Garde. Zwei Briten wurden getötet, als ihr Panzer irrtümlich von einer anderen alliierten Panzercrew unter Feuer genommen wurde, wie der britische Oberst Chris Vernon mittelte. Der Vorfall habe sich in der Nähe von Basra ereignet.
Der britische Generalmajor Peter Wall erklärte, in Basra sei "eine bedeutende Anzahl" Zivilpersonen auf die Straße gegangen, was auf einen Aufstand hindeuten könnte. Zuvor hatte der britische Reporter Richard Gaisford berichtet, zwei große Explosionen hätten den Sitz der regierenden Baath-Partei in Basra zerstört. Oberst Vernon warf Irak in einem BBC-Interview vor, Einwohner Basras als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.
Explosion in Bagdad
Die irakische Hauptstadt Bagdad ist am frühen Mittwochmorgen erneut aus der Luft angegriffen worden. Im Süden der Stadt habe es sechs heftige Explosionen gegeben, im Stadtzentrum eine weitere, berichteten US-Fernsehsender. Möglicherweise sei ein Gebäude des irakischen Fernsehens getroffen worden. Arabische Fernsehsender zeigten Bilder von dichten Rauchwolken über der Stadt. Der katarische Fernsehsender El Dschasira berichtete von mehreren lauten Detonationen im Zentrum und am Stadtrand der Fünf-Millionen-Metropole.
Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats
Auf Antrag der arabischen und der blockfreien Staaten setzte der Weltsicherheitsrat für Mittwoch eine Dringlichkeitssitzung zum Irak-Krieg an. Zunächst war unklar, ob die Antragsteller eine Resolution einbringen würden, in der ein Rückzug der Alliierten aus Irak gefordert wird.
Sicherheitsberater Perle: "UN überflüssig"
Nach Ansicht des amerikanischen Regierungsberaters Richard Perle sind die Vereinten Nationen sowie die NATO nicht mehr in der Lage, für die Sicherheit im 21. Jahrhundert zu sorgen. Wenn der Irak-Krieg vorbei sei, müsse darüber gesprochen werden, "wie die westlichen Demokratien künftig ihre kollektive Sicherheit gewährleisten wollen", sagte Perle der "Berliner Zeitung".
Der britische Premierminister Tony Blair wurde unterdessen in den USA erwartet. Blair und US-Präsident George W. Bush wollten in Camp David über den Verlauf des Golfkriegs und über eine mögliche Nachkriegsordnung sprechen. Blair wünscht eine UN-Beteiligung an der künftigen Verwaltung Iraks. Der australische Ministerpräsident John Howard, der 2.000 Soldaten für den Krieg abgestellt hat, wurde ebenfalls zu dem Treffen eingeladen, sagte jedoch ab.