Klimawandel und Versorgung Weltwetterorganisation: Das Wasser wird knapper – mit Folgen für Atomkraftwerke

Atomkraftwerk Isar 2
Blick auf das Atomkraftwerk Isar 2: Durch den Klimawandel wird Wasser immer knapper. Dadurch lassen sich Atommeiler nicht mehr sicher kühlen – wie zuletzt auch in Frankreich.
© Armin Weigel / DPA
Die Weltwetterorganisation sieht durch zunehmende Wasserknappheit aufgrund des Klimawandels die Kühlung von Atomkraftwerken gefährdet. Abhilfe würden vor allem Wind und Sonne schaffen.

Die Stromproduktion braucht viel Wasser. Doch das hierzulande meist allgegenwärtige Nass wird mit dem Klimawandel weltweit zunehmend zu einem knappen Gut. Die Produktion von Energie müsse daher viel radikaler auf Windkraft und Solarenergie umgestellt werden. Das ist die Einschätzung der Weltwetterorganisation (WMO) in ihrem neuen Bericht zum Einfluss des Klimawandels auf heutige Energiequellen.

Immer häufiger auftretende Hitzewellen und Trockenheit lassen schon jetzt die Wasserpegel sinken, die für Wasserkraft oder zur Kühlung von Atomkraftwerken gebraucht werden, warnte die WMO am Dienstag in Genf. Hinzu komme, dass Stürme und andere Wetterextreme vielerorts die Infrastruktur in ihrem Bestand gefährde.

Wasserabhängige Energieproduktion akut bedroht

Der Energiesektor sei für drei Viertel der menschengemachten Treibhausgasemissionen verantwortlich, die den Klimawandel vorantreiben, heißt es in den Bericht. Es sei deshalb unumgänglich, die Produktion radikal umzustellen. Doch die Regierungen täten zu wenig, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. Sie schafften es nicht, die Klimaerwärmung wie angestrebt auf 1,5 Grad zu begrenzen, wenn die Stromproduktion aus sauberen Quellen nicht in den nächsten acht Jahren verdoppelt wird.

Schon heute stünden 15 Prozent der weltweiten Atomkraftwerke in Regionen, in denen das Wasser knapper wird. Der Anteil steige in den kommenden 20 Jahren wohl auf 25 Prozent. Auch 33 Prozent der Wärmekraftwerke, die Kühlwasser brauchten, und elf Prozent der Wasserkraftkapazität seien in Gebieten mit Wasserstress. Gut ein Viertel der existierenden Staudämme für Wasserkraftwerke und knapp ein Viertel der geplanten Anlagen seien an Flüssen mit mittlerem bis großem Risiko von Wasserknappheit.

Stromproduktion: Erneuerbare Energien brauchen weniger Wasser

Um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen, strebt die Weltgemeinschaft eigentlich an, bis 2050 nur noch so viele Kohlendioxid-Emissionen zu verursachen, wie kompensiert werden können (Netto-Null-Emissionen). Es werde aber nicht genug getan, mahnt die WMO. Die zur Erreichung des Ziels nötigen Emissionsreduzierungen bis 2030 würden nach derzeitigen Plänen nur zu 30 Prozent geschafft.

Tatsächlich müsse der Strombedarf bis 2050 weitgehend aus erneuerbaren Energien, vor allem Solarenergie, gedeckt werden, schreibt die WMO. Das reduziere auch den Stress durch wachsende Wasserknappheit, denn Strom aus Solar- und Windenergie brauche deutlich weniger Wasser als etwa Strom aus Anlagen, die mit fossiler Energie betrieben werden, oder aus Atomkraftwerken.

Solarenergie: WMO für mehr Investitionen in Afrika

Afrika habe großes Potenzial für Solarenergie. Die Investitionen seien dort aber viel zu niedrig. Die Finanzierungshilfen, um den Ländern beim Umstieg auf saubere Energien zu helfen, gingen seit 2018 zurück, von 14,2 Milliarden Dollar auf 10,9 Milliarden Dollar ein Jahr später. Um überall in Afrika saubere Energie liefern zu können, seien jährliche Investitionen von 25 Milliarden Dollar nötig.

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dho