Zu den wenigen Dingen, die aus Putins Privatleben verbürgt sind, gehört, dass er nicht mehr mit seiner ersten Ehefrau Ljudmila verheiratet ist. Ihre Trennung hatte er vor laufenden Kameras bekannt gegeben. Alles andere aus dem Umfeld des russischen Präsidenten verbirgt sich hinter einem mehr oder weniger blickdichten Schleier. Im Dezember 2015 lupfte der Kremlchef ihn ein wenig, als er auf seiner jährlichen Pressekonferenz verriet, stolz auf seine Töchter zu sein. Es war das erste Mal, dass er über sie öffentlich sprach. Seitdem machten immer wieder Spekulationen und Gerüchte über Katarina und Maria die Runde, die beide jetzt von den USA auf eine Sanktionsliste gesetzt wurden. Anlass sei die "widerliche Brutalität in Butscha, die auf tragische Weise den verabscheuungswürdigen Charakter des Putin-Regimes deutlich macht", wie ein amerikanischer Regierungsvertreter sagte.
Hat Putin sechs weitere Kinder?
Wie viele Kinder Wladimir Putin tatsächlich hat, ist unbekannt. Neben den beiden Töchtern aus der ersten Ehe soll es noch bis zu fünf weitere mit seiner angeblichen Lebensgefährtin Alina Kabajewa geben. Vergangenes Jahr tauchten Berichte auf, nach denen die 19- oder 20-jährige Elizaweta Kriwonogikh, die sich Luisa Rosowa nennt, eine weitere Tochter sein soll. Die großen Schwestern jedenfalls stehen auch nicht im gleißenden Rampenlicht, besetzen aber durchaus einflussreiche Posten in Russland.
Die ältere der beiden, Maria Woronzowa, wurde 1985 im damals Leningrad genannten St. Petersburg geboren. Offenbar besuchte sie mehrere deutsche Schulen und studierte schließlich Biologie und Medizin. Als Ärztin im medizinischen Gefolge des russischen Präsidenten begleitet sie angeblich auch regelmäßig ihren Vater. Sie berät ihn daneben auch als Expertin für Gentechnik und leitet staatlich finanzierte Programme, die anscheinend vom Kreml mit Milliardensummen für die Genforschung gefördert werden.
Niederländer wollten Maria ausweisen
2014 geriet sie unfreiwillig in die Schlagzeilen, nachdem über der Ostukraine der Malaysia-Airlines-Flug MH17 abgeschossen wurde. Dabei starben 193 Niederländer und das Land machte den Kremlchef für das Unglück verantwortlich. In der Diskussion wurde bekannt, dass Maria Woronzowa mit ihrem holländischen Mann Jorrit Faassen in Voorschoten bei Den Haag lebt. Einige Politiker forderten damals die Ausweisung von Putins Tochter. Das Paar zog anschließend nach Moskau um. Ihr Lebensgefährte soll für die Gasprom-Bank gearbeitet haben.
Etwas bekannter als die große Schwester ist Katerina Tichonowa – zumindest in gewissen Kreisen. Denn die 36-Jährige hat als jüngere Frau häufig an internationalen Rock'n'Roll-Tanz-Wettbewerben teilgenommen. Anders als Maria wurde sie in Deutschland geboren, als ihr Vater als KGB-Agent in Dresden stationiert war. Als studierte Verwaltungswissenschaftlerin leitet Katerina das Institut für die Erforschung komplexer Systeme an der Moskauer Lomonossow-Universität. Der Fachbereich wird angeblich mit anderthalb Milliarden Euro vom Kreml gefördert und arbeitet wohl der Rüstungsindustrie zu. Das dürfte der Grund sein, warum auch sie auf der Sanktionsliste gelandet ist.
Ehe als Geschäftsbeziehung
Mitte März hatten Aktivisten ihr mutmaßliches Anwesen im französischen Biarritz aus Protest gegen den Krieg in der Ukraine "besetzt". Videoaufnahmen der Aktion zeigen, wie die Demonstranten ukrainische Flaggen in der Villa hissen. Katerina war fünf Jahre mit den Unternehmer Kirill Schamalow verheiratet – dem Sohn von Putins langjährigem Freund Nikolai Schamalow, einem Mitgründer der Bank Rossija. Deren Ehe erinnert an eine Art familiäre Geschäftsbeziehung. Nach der Heirat hatte Kirill Anteile des Gaskonzerns Sibur im Wert von 380 Millionen Dollar erhalten. Für gerade einmal 100 Dollar. Zwischenzeitlich soll er 21 Prozent des Sibur-Konzerns besessen haben, von denen er allerdings den größten Teil nach der Scheidung 2018 wieder abgeben musste, wie es heißt.
Wenn die Rede auf seine Familie zu sprechen kommt, wird der russische Präsident sehr schmallippig. Vor zwei Jahren sagte Putin, dass er sich wegen "Sicherheitsproblemen" nicht über seine Töchter und andere Familienmitglieder äußern wolle. Bei der Gelegenheit offenbart er jedoch, dass er Großvater sei. Die Zahl seiner Enkel nannte er allerdings nicht. "Ich habe Enkel, ich bin glücklich", sagte er. "Sie sind sehr gut, so nett. Ich verbringe gerne Zeit mit ihnen."
Quellen: al Dschasira, "Süddeutsche Zeitung", Blick.ch, "Spiegel", DPA, AFP, "The Hill"