Erst die Entlassung des FBI-Direktors James Comey, dann der Wirbel rund um die Fotos aus dem Oval Office und nun die Affäre um angeblichen Geheimnisverrat - in den vergangenen Tagen scheint man im Kreml viel gelacht zu haben. Angesichts des Durcheinanders in Washington kann das politische Moskau die Schadenfreude und Häme kaum noch zurückhalten. Man witzelt, spottet - und schüttelt auch ungläubig den Kopf.
Selbst der sonst so kühle Wladimir Putin kann offenbar nicht mehr ernst bleiben. Auf einer Pressekonferenz in Sotschi brachte er nun sein Auditorium mit unverhohlener Ironie zum Lachen. "Wir sehen, dass sich in den USA eine politische Schizophrenie entwickelt", begann er sein Statement zur Causa Donald Trump. "Anders kann ich mir einfach die Vorwürfe gegen den Präsidenten, er habe Lawrow irgendwelche Geheimnisse verraten, nicht erklären", erklärte er mit einem demonstrativ unschuldigen Blick.
Wladimir Putin: "Das war sehr böse von ihm"
In Richtung seines Außenministers scherzte der Kreml-Chef mit schelmischem Grinsen: "Ich werde ihn wohl tadeln müssen, weil er diese Geheimnisse nicht mit uns geteilt hat, weder mit mir noch mit Vertretern der Geheimdienste. Das war sehr böse von ihm." Der Saal lag nach dieser Bemerkung dem russischen Präsidenten zu Füßen und konnte das Gekicher genauso kaum noch zurückhalten wie er selbst.
Putin erklärte sogar seinem geschundenen Amtskollegen zur Hilfe eilen zu wollen: "Wenn die US-Regierung das für möglich hält, sind wir bereit, eine Mitschrift des Gesprächs zwischen Trump und Lawrow dem Senat und dem US-Kongress zur Verfügung zu stellen", versprach er.
Entweder dumm oder skrupellos
"Am Anfang fanden wir es lustig, aber heute sind wir nicht nur traurig, sondern besorgt", fuhr Putin im gespielten Ernst fort. "Was in den Köpfen der Leute vorgeht, die sich solch einen Unsinn ausdenken, ist schwierig vorzustellen. Mit anti-russischen Parolen destabilisieren sie die politische Situation in den USA. Entweder sie verstehen nicht, dass sie dem eigenen Land schaden. Dann sind sie einfach nur dumm. Oder sie verstehen es. Und dann sind sie gefährlich und skrupellos."
Am Ende kehrte Putin aber zur seiner alten Linie in Sachen Trump zurück. "Auf jeden Fall ist es eine Angelegenheit der USA und wir werden uns nicht einmischen. Das Verhalten Trumps zu bewerten, obliegt uns ebenfalls nicht. Das sollte das amerikanische Volk tun. Aber das wird erst möglich sein, wenn man ihn arbeiten lässt", schloss er ab.
Die gute Laune im Kreml kann kaum verwundern: Was könnte es für Putin schließlich Erfreulicheres geben, als zuzusehen, wie sich seine Feinde selbst in Stücke zerlegen. Und ihm dadurch unfreiwillig Recht geben. Schließlich predigt er seit Jahren dem eigenen Volk vor: Die USA verwesen von innen.