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Bundespräsident zum 60. Jahrestag Gauck fordert mehr Anerkennung für DDR-Volksaufstand

Bundespräsident Joachim Gauck hat dazu aufgerufen, die Erinnerung an den Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953 wachzuhalten - und zieht Parallelen auch zu 1989 und zum Fall der Mauer.

Bundespräsident Joachim Gauck hat den Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953 als wichtigen Anstoß für viele Freiheitsbewegungen in Osteuropa gewürdigt. Als Beispiele nannte er am Freitag bei der Gedenkstunde des Bundestages anlässlich des 60. Jahrestags den Aufstand 1956 in Ungarn, den "Prager Frühling" 1968 und die Arbeiterunruhen 1980 in Polen.

Die Ereignisse des 17. Juni seien mehr als ein Arbeiteraufstand gewesen, sagte der Bundespräsident. "Der Aufstand entsprang der millionenfach empfundenen Wut über Unrecht und unhaltbare Zustände - Arbeiter im Blaumann folgten ihm genauso wie Studenten, Landwirte und Hausfrauen." Gauck: "So viele bezahlten ihren Mut mit großen Opfern, einige auch mit dem Leben."

In seiner Rede zog der Bundespräsident Parallelen zwischen 1953 und dem Fall der Mauer 1989. "Warum konnten wir uns damals noch nicht in die Tradition des 17. Juni stellen und den Aufstand von Hunderttausenden als Vorbild nehmen? Waren die Sehnsucht nach Demokratie und Freiheit 1989 den Motiven von 1953 nicht auffallend ähnlich?", fragte er.

Ein Schlüsseldatum der europäischen Geschichte

Das Gedenken an den 17. Juni 1953 müsse heute aus der "Erinnerungsreserve" herausgeholt werden, forderte Gauck. Zudem müsse ihm in Schulen und Bildungseinrichtungen im Sinne eines "Denktages" mehr Raum eingeräumt werden. "Aber die Tradition des 17. Juni zu würdigen, verlangt mehr. Es gilt, auch heute überall auf der Welt denen beizustehen, die - obwohl diskriminiert und ausgegrenzt - sich mutig für Freiheit, Demokratie und Recht einsetzen." Gauck: "Mögen diese Verteidiger von Freiheits- und Menschenrechten auch zeitweilig unterliegen - wie einst wir -, so sind wir ihnen, mit denen wir unsere Werte teilen, diesen Beistand schuldig."

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hatte zuvor den 17. Juni 1953 als ein "Schlüsseldatum der europäischen Geschichte" gewürdigt. "Es war ein Tag, der nicht gut ausging, aber später seine Wirkung entfaltete." Lammert verwies auf die aktuellen Freiheitsbewegungen in Syrien, dem Iran und in Weißrussland - sowie auch auf "die Ereignisse in der Türkei", die besondere Aufmerksamkeit verdienten.

In den Tagen um den 17. Juni 1953 waren in der DDR an 700 Orten rund eine Million Menschen auf die Straße gegangen, um Freiheit und Demokratie einzufordern. Auslöser der Proteste war zunächst eine erhebliche Erhöhung der Arbeitsnormen am Bau und in der Schwerindustrie durch die SED-Führung. Der Aufstand wurde von sowjetischen Panzern niedergewalzt. Danach vollstreckten die DDR-Justiz und sowjetische Militär-Tribunale massenhaft Unrechtsurteile. Teilnehmer wurden als "Rädelsführer" standrechtlich erschossen oder in Stasi-Gefängnissen gefoltert.

ds/DPA DPA

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