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Scholz top, Seehofer flop Das sind die beliebtesten und unbeliebtesten Ministerpräsidenten

Wie zufrieden sind die Bürger mit ihrem jeweiligen Ministerpräsidenten? Danach fragte das Forsa-Institut im Auftrag des stern in 15 Bundesländern. Die Ergebnisse überraschen.
Von Lutz Kinkel und Werner Mathes

 Es ist doch sehr, sehr merkelig in Deutschland geworden. Ihr Politikstil, das Pragmatische, Nüchterne, Abwägende, ist außerordentlich populär. Anders ist es nicht zu erklären, dass diese beiden Männer an der Spitze des Ministerpräsidenten-Rankings stehen: Olaf Scholz, SPD, Erster Bürgermeister in Hamburg; danach Winfried Kretschmann, Grüne, Ministernpräsident in Baden-Württemberg. Beide sind nicht nur unter den Anhängern ihrer jeweiligen Parteien beliebt - sondern bis weit ins Oppositionslager hinein. Sie haben, wie Merkel, eine stark integrierende Wirkung. Das honorierten die Menschen, sagt Forsa-Chef Güllner zum stern.

An dritter Stelle des Rankings steht Malu Dreyer, Ministerpräsidentin in Rheinland-Pfalz, die ebenfalls ein breites Spektrum anspricht. Würden 2016 bei den Landtagswahlen nur die Regierungschefs gewählt, müssten sich Dreyer und Kretschmann keine Sorgen machen. Sie sind gesetzt. Trotzdem können sie verlieren: wenn ihre Partei oder der Koalitionspartner schwächelt.

Ganz unten: Albig, Seehofer, Haseloff

Unten im Ranking stehen Torsten Albig, Ministerpräsident in Schleswig-Holstein, und Horst Seehofer, Regierungschef in Bayern. Beide polarisieren die Menschen, wie ein Blick auf die Anhängerschaft der jeweiligen Oppositionsparteien zeigt. Albig ist bei der Mehrheit der CDU-Wähler in seinem Land unbeliebt, ebenso ergeht es Seehofer unter SPD- und Grünen-Anhängern - obendrein hat der Bayer ein Problem mit seiner Partei, der CSU. Selbst unter Gleichgesinnten findet Seehofer keinen Rückhalt. Am Ende der Skala steht Reiner Haseloff, Ministerpräsident in Sachsen-Anhalt. Seine Werte sind generell desaströs.

Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin, läuft (noch) außer Konkurrenz, weil er erst kurz im Amt ist, 34 Prozent der Befragten trauen sich noch kein Urteil über ihn zu. In Bremen unterblieb die Umfrage ganz, weil zum Zeitpunkt der Erhebung noch kein neuer Regierungschef gewählt war.

Kein Drang ins Kanzleramt

Was am Ministerpräsidenten-Ranking noch auffällt: Keiner der Namen drängt sich auf, wenn es um die Kanzler-Frage geht. Es meldet auch kein Landesfürst Ambitionen an. Im Gegenteil. "Nie, nie, nie", wolle sie nach Berlin, sagte zum Beispiel Hannelore Kraft. Warum diese Zurückhaltung? Einer der Gründe dürfte sein: Derzeit kommt niemand an Merkel vorbei. Sie hat den Merkel-Stil immer noch am besten drauf.

Datenbasis: Das Forsa-Institut befragte vom 2. und 22. Juni 2015 im Auftrag des Magazins stern 5504 repräsentativ ausgesuchte Bundesbürger, die durch eine computergesteuerte Zufallsstichprobe ermittelt wurden. Befragt wurden in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen jeweils rund 500, in den übrigen Bundesländern jeweils rund 300 Wahlberechtigte. Die statistische Fehlertoleranz liegt bei +/- 4 Prozentpunkten. 

 

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