Russische Invasion Erste Fluchtroute steht – hitzige Debatte um Energieembargo: So lief Tag 13 im Ukraine-Krieg

Menschen fliehen mit wenig Hab und Gut über eine zerstörte Brücke aus der ukrainischen Stadt Irpin
Menschen fliehen mit wenig Hab und Gut über eine zerstörte Brücke aus der ukrainischen Stadt Irpin
© Dimitar Dilkoff / AFP
Die russischen Angriffe in der Ukraine dauern an. Erstmals werden Zivilisten über einen Fluchtkorridor aus Sumy gebracht. Und die Debatte um ein Energieembargo gewinnt an Fahrt. Die Lage am Abend im Überblick.

Knapp zwei Wochen dauert der russische Angriffskrieg in der Ukraine bereits. Und es gibt zumindest eine gute Nachricht: Erstmals konnten am heutigen Dienstag Hunderte Zivilisten aus der umkämpften Stadt Sumy im Nordosten des Landes gerettet werden. Zuvor starben dort bei russischen Angriffen in der Nacht nach Behördenangaben mindestens 21 Menschen, darunter zwei Kinder.

Als besonders kritisch gilt dagegen die Lage in der belagerten Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer. Dort warten nach Angaben des Roten Kreuzes 200.000 Menschen darauf, über verschiedene Routen aus der Stadt zu kommen. Nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz ist die Lage katastrophal. "Die Situation ist apokalyptisch", sagte Sprecher Ewan Watson. Seit Russland die Ukraine am 24. Februar angegriffen hat, wurden UN-Angaben zufolge wurden bisher mehr als 400 Zivilisten getötet.

Selenskyj zu Gesprächen über Donbass und Krim bereit

Gleichzeitig laufen die diplomatischen Bemühungen um eine Deeskalation und ein Ende des Krieges auf Hochtouren. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping rief nach einem Videogespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zur Zusammenarbeit auf. Alle Bemühungen zur friedlichen Lösung sollten unterstützt werden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj selbst hat sich zu Gesprächen über den Status der Separatistengebiete im Osten des Landes und der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim bereit gezeigt. Im US-Sender ABC machte Selenskyj am Montagabend zugleich deutlich, dass er nicht auf Forderungen aus Moskau eingehen werde, die Unabhängigkeit der selbst ernannten "Volksrepubliken" sowie die russische Herrschaft über die Krim anzuerkennen. "Ich bin bereit für einen Dialog. Aber wir sind nicht bereit für eine Kapitulation."

Russland droht mit Gas-Lieferstopp – Debatte um Energieembargo

Unterdessen hat Russland erstmals offen mit einem Gas-Lieferstopp durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 gedroht. "Wir haben das volle Recht, eine "spiegelgerechte" Entscheidung zu treffen und ein Embargo auf die Durchleitung des Gases durch die Pipeline Nord Stream 1 zu erlassen", sagte Vize-Regierungschef Alexander Nowak, und bezog sich damit auf die gestoppte Leitung Nord Stream 2.

Als Reaktion haben die USA am Dienstag ein Importverbot für Öl aus Russland erlassen. "Das bedeutet, dass russisches Öl in US-Häfen nicht mehr angenommen wird und die Amerikaner der Kriegsmaschinerie Putins einen weiteren schweren Schlag versetzen werden", sagte US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck warnte im Falle eines westlichen Embargos russischer Energielieferungen vor schweren Schäden für Deutschland. Der Grünen-Politiker sagte nach Beratungen der Energieminister von Bund und Ländern, Deutschland habe sich in den vergangenen 20 Jahren in eine immer größere Abhängigkeit von fossilen Energieimporten aus Russland hineinmanövriert. "Das ist kein guter Zustand."

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Auch die Spritpreise stiegen – angetrieben von den Ölpreisen – am Dienstag erstmals über die Schwelle von zwei Euro. Im bundesweiten Schnitt kostete Superbenzin der Sorte E10 am Montag laut ADAC 2,008 Euro je Liter, bei Diesel waren es 2,032 Euro. Gleichzeitig kündigte der Mineralölriese Shell an, keine Geschäfte mehr in Russland zu machen. Man werde tagesaktuell kein russisches Öl mehr kaufen und langfristige Verträge auslaufen lassen, hieß es. Zudem sei die schrittweise Abkehr von russischem Gas geplant.

UN: Mehr als zwei Millionen Flüchtlinge aus Ukraine

Insgesamt sind nach UN-Angaben seit Kriegsbeginn bereits mehr als zwei Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. Die meisten Menschen seien nach Polen sowie nach Ungarn, Rumänien, Moldau und in die Slowakei gegangen, sagte eine Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR). Nach Angaben der UN-Organisation für Migration waren darunter gut 100.000 Menschen aus Drittstaaten. Die Zahl der in Deutschland angekommenen Kriegsflüchtlinge ist auf 64.604 gestiegen, teilte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums mit. Da es an den EU-Binnengrenzen keine stationären Kontrollen gebe, könne die tatsächliche Zahl bereits wesentlich höher sein.

DPA · AFP
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