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"heute wichtig" Ukrainische Geflüchtete: So kann Migration funktionieren

Ukrainische Flüchtlinge nehmen an einer Jobbörse in Dresden teil
Ukrainische Flüchtlinge nehmen an einer Jobbörse in Dresden teil
© Sebastian Kahnert / DPA
Etwa sieben Millionen Ukrainer:innen haben zeitweise ihr Land verlassen, fast eine Million davon sind nach Deutschland gekommen. Dabei gab es keine größeren Probleme, keine Widerstände in der Bevölkerung. Das liegt an der legalen Einreise, sagt Migrationsforscher Gerald Knaus.

Am 24. Februar ist die russische Armee in die Ukraine eingefallen. Seitdem kämpfen viele Menschen dort, viele sind aber auch geflohen und haben sich und ihre Familien in Sicherheit gebracht. Innerhalb des Landes, aber auch innerhalb der Europäischen Union. Brüssel entschied damals relativ schnell: Ukrainer:innen können völlig legal nach Deutschland und in andere Länder der EU einreisen. Diese Möglichkeit der legalen Flucht wünscht sich Gerald Knaus auch für andere Länder, wie Algerien etwa. Das Beispiel Ukraine sieht er als Vorbild: "Erstens zeigt sich, dass eine historisch einmalig große Zahl durch eine historisch einmalige Entscheidung der EU-Innenminister tatsächlich verkraftbar wurde." Nämlich die, dass Ukrainer:innen innerhalb der Europäischen Union überall ankommen dürfen und in jedem Land das Recht auf Aufenthaltsgenehmigung, Unterstützung und Arbeit haben. Das erklärt der Soziologe und Migrationsforscher in der 296. Folge des Podcasts "heute wichtig". Eine legale Einreise heißt: "Keine musste mit einem Schlepper erst ihr Leben riskieren, keine musste in ein Boot steigen, keine musste durch den dunklen Urwald, im Winter, wie aus Belarus nach Polen, kommen", erklärt Knaus.

Kriegsberichterstattung führt zu mehr Akzeptanz in der Bevölkerung  

Ein weiterer Faktor, warum Ukrainer:innen in Deutschland und in der EU ohne große Probleme aufgenommen werden, ist, dass die Fluchtursache medial gut erklärt wird, so Knaus: "Es ist eine Kombination aus legalen Wegen, ohne Schmuggler und ohne Drama, und einer breiten Unterstützung. Weil man glaubt zu wissen, dass die, die da kommen, den Schutz wirklich brauchen. Das macht es möglich, dass wir mit Zahlen von Flüchtlingen zurechtkamen, die vor wenigen Jahren noch als Horrorvorstellung von Rechtspopulisten Europas Zivilisation zerstört hätten." Diese Horrorvorstellung wurde 2015 nicht nur durch Bewegungen wie Pegida geschürt, sondern auch durch die Partei Alternative für Deutschland, die damit 2017 ihren Wahlkampf bestritt. Das Beispiel zeigt, wie man in Deutschland Migration ganz neu denken – und gerade deshalb leistungsfähig und erfolgreich bleiben könnte. 

Laut der Uno-Flüchtlingshilfe sollen seit Kriegsbeginn mehr als sieben Millionen Menschen die Ukraine verlassen haben. Dem deutschen Ausländerzentralregister (AZR) zufolge wurden bisher 802.500 Personen aus der Ukraine in Deutschland registriert. Eigentlich hat die Ukraine 44,13 Milliarden Einwohner:innen. 

Michel Abdollahi
© TVNOW / Andreas Friese

Podcast "heute wichtig"

Klar, meinungsstark, auf die 12: "heute wichtig" ist nicht nur ein Nachrichten-Podcast. Wir setzen Themen und stoßen Debatten an – mit Haltung und auch mal unbequem. Dafür sprechen Host Michel Abdollahi und sein Team aus stern- und RTL-Reporter:innen mit den spannendsten Menschen aus Politik, Gesellschaft und Unterhaltung. Sie lassen alle Stimmen zu Wort kommen, die leisen und die lauten. Wer "heute wichtig" hört, startet informiert in den Tag und kann fundiert mitreden.

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mkb / tis

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