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Start ab 1. Juni Verkaufsstart des 9-Euro-Tickets: So funktioniert die Schnäppchen-Fahrkarte

9-Euro-Ticket: Das müssen Kunden jetzt wissen
Teaserbild: Getty Images / Aleksandar Nakic
Sehen Sie im Video: 9-Euro-Ticket – Was Sie jetzt wissen müssen.
Videoquelle: RTL.de

Ein Sommer-Sondertarif für Straßenbahnen, Busse und Regionalzüge: Der Bundesrat hat den Weg für das 9-Euro-Ticket freigemacht. Hier finden Sie alle wichtigen Fragen und Antworten zu der Schnäppchen-Fahrkarte.

Inhaltsverzeichnis

So billig war Öffentlicher Personennahverkehr in ganz Deutschland wohl noch nie: Dank des 9-Euro-Monatstickets sollen Millionen Menschen im Juni, Juli und August für kleines Geld in Busse und Bahnen steigen können. Mit der Sonderaktion will die Ampel-Koalition auch Bürgerinnen und Bürger, die nicht Auto fahren, von den hohen Energiepreisen und massiv gestiegenen Lebenshaltungskosten entlasten. Zugleich geht es um einen generellen Anreiz, stärker den Nahverkehr zu nutzen, wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte.

Nach dem grünen Licht des Bundesrates am Freitag kann das Schnäppchenangebot nun pünktlich in Kraft treten. Für die Verkehrsbetriebe wird es eine Großoperation, den erwarteten Andrang so zu bewältigen, dass die Charme-Offensive nicht zu Frust führt. Ein Überblick:

Wann und wo gilt das 9-Euro-Ticket?

Das Ticket soll ab dem 1. Juni gelten — und dann jeweils im Juni, Juli und August für den Kalendermonat. Nicht möglich sind also gleitende Vier-Wochen-Zeiträume, etwa von Mitte Juli bis Mitte August. Die Fahrkarte verlängert sich nicht automatisch, muss also für jeden Monat einzeln gekauft werden.

Fahren kann man damit bundesweit beliebig oft in allen Bussen, Straßenbahnen, U-Bahnen, S-Bahnen, Zügen und Fähren des Nah- und Regionalverkehrs, egal ob von der Deutschen Bahn oder anderen Anbietern. Nicht genutzt werden kann der Fernverkehr mit ICE, Intercity und Eurocity, den grünen Flixzügen und Fernbussen. Das Ticket gilt nur für die 2. Klasse.

Ab wann und wo kann man das Ticket kaufen?

Ab Montag, den 23. Mai, gibt es das Ticket nach Angaben der Bahn über die Internetseite bahn.de oder die App DB Navigator. Erwerben lässt es sich auch deutschlandweit an den Fahrkartenautomaten sowie in den Reisezentren der Bahn in den Bahnhöfen. 

Auch die jeweiligen örtlichen Verkehrsbetriebe wollen das Ticket vielerorts ab Montag beispielsweise über ihre App anbieten; in Hamburg und Berlin hatten der HVV und die BVG damit schon am Freitag begonnen, nachdem der Bundesrat grünes Licht für das 9-Euro-Ticket gegeben hatte. Der HVV verkaufte nach eigenen Angaben binnen 24 Stunden über 50.000 der Billigtickets.

Laut Bundesverkehrsministerium planen außerdem die Verkehrsunternehmen eine gemeinsame Online-Plattform, über die das Ticket digital gebucht werden kann. Das Ticket gilt jeweils für einen Kalendermonat und verlängert sich nicht automatisch, muss also für jeden Monat einzeln gekauft werden.

Was ist mit meinem Abo?

Für Abo-Kunden wird der Preis für ihre Monatskarte laut Bundesverkehrsministerium automatisch durch das jeweilige Verkehrsunternehmen auf neun Euro abgesenkt oder der Differenzbetrag in den Folgemonaten ausgeglichen. Die Deutsche Bahn und Verkehrsverbünde verweisen ebenfalls darauf, dass Abo-Kunden selbst nicht aktiv werden müssen. 

Auch im Fall von Semestertickets für Studentinnen und Studenten, Jobtickets, oder sogenannten 9-Uhr-Abos arbeiten die Verkehrsunternehmen nach Ministeriumsangaben an der Erstattung für den Zeitraum Juni bis August. Kein Geld zurück gibt es hingegen für diejenigen, die eine Bahncard 100 haben, mit der sie auch den Nahverkehr nutzen können.

Kann man sein Fahrrad kostenlos mitnehmen?

Wenn ein bestehendes Abo das so vorsieht: ja — allerdings nur im jeweiligen Abo-Geltungsbereich, wie das Verkehrsministerium erläutert. Generell muss sonst ein Fahrradticket dazu gebucht werden. Die Bahn schickte schon vorsichtshalber als Warnung voraus, dass die Fahrradmitnahme wegen absehbar voller Züge nicht garantiert sei. An Feiertagen sollte man lieber darauf verzichten.

Und was ist mit Kindern?

Bei Kindern weist die Bahn darauf hin, dass diese unter sechs Jahren kostenfrei reisen und keine Fahrkarte benötigen. Sechs- bis 14-Jährige brauchen aber eine eigene Fahrkarte, also ein eigenes 9-Euro-Ticket.

Und mit Hunden?

Für Hunde kann laut Bahn grundsätzlich kein 9-Euro-Ticket erworben werden. Sie können demnach aber wie sonst auch üblich den regulären Tarifbestimmungen des jeweiligen Verkehrsverbundes entsprechend mitgenommen werden, gegebenenfalls mit einem separaten Ticket — abhängig beispielsweise davon, wie groß der Hund ist. Hier sollten sich Reisende also entsprechend informieren.

Kann man Sitzplätze reservieren?

Nein. Reservierungsmöglichkeiten gibt es in der Regel nur im Fernverkehr. Das 9-Euro-Ticket gilt aber nur im Nahverkehr.

Drohen überfüllte Busse und Bahnen?

Ein Nischenangebot ist der ÖPNV schon bisher nicht. Allein bei der bundeseigenen Bahn fuhren im vergangenen Jahr pro Tag mehr als drei Millionen Fahrgäste in knapp 22.000 Regionalzügen. Morgens und abends im Berufsverkehr herrscht in Ballungsräumen ziemliches Gedränge auf vielen Linien. Und an Sommerwochenenden sind Regionalbahnen ins Grüne generell gut gefüllt. Die Billigtickets fallen nun in die Ferienzeit, in der Schulkinder, Pendlerinnen und Pendler zeitweise nicht fahren. Manche könnten das Ticket aber für Ausflüge und Urlaubsreisen nutzen.

Wie groß wird der Andrang auf das 9-Euro-Ticket?

Genau weiß das niemand. Zu rechnen sei wohl mit ungefähr 30 Millionen Ticket-Nutzern pro Monat, erläuterte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen. Dies sei aber nur eine Schätzung. Politik und Branche setzen darauf, dass die spektakuläre Aktion jetzt viele dazu bringt, sich überhaupt einmal richtig damit zu befassen, wann und wie Busse und Bahnen im Umkreis eigentlich fahren.

Ungewiss ist auch, wie sich die parallele Entlastung an Tankstellen auf die Umsteigelust unter Autofahrern und Autofahrerinnen auswirkt. Denn ebenfalls vom 1. Juni bis 31. August wird wegen der stark gestiegenen Spritpreise die Energiesteuer auf das in der EU erlaubte Mindestmaß heruntergesetzt. Benzin könnte damit etwa 35 und Diesel etwa 17 Cent pro Liter günstiger werden.

ICE und Fahrradtransport

Fahren ab 1. Juni auch mehr oder längere Züge?

Die Branche will alles auf Schiene und Straße bringen, was rollt. Auf einen Schlag und für begrenzte drei Monate in großem Stil Extra-Fahrzeuge zu ordern und Fahrpersonal dazu, geht aber nicht. Aktiviert werden sollen Reserven, "die aber nicht in einer nennenswerten Größenordnung" vorhanden sind, erklärte der Verband der Verkehrsunternehmen. Die Bahn macht nach Betriebsratsangaben wohl 40 bis 50 zusätzliche Doppelstockwagen betriebsbereit, viel mehr sei nicht drin. Mehr Aufwand dürfte zum Beispiel auch bei Reinigung und Service entstehen.

Warum ist das 9-Euro-Ticket nicht gleich kostenlos?

Diesen Vorschlag hatte es aus den Ländern tatsächlich gegeben. Einfach auf Tickets zu verzichten — und damit auch auf Kontrollen — hätte den Aufwand deutlich gesenkt, lautete eine Argumentation.

Ein Grund, dass nun ein kleiner Geldbetrag verlangt wird, ist aber auch der Blick über das Ende der Aktion hinaus. Bei zahlenden Kunden lässt sich die Nutzung besser analysieren. Geplant sind Befragungen. Wer nutzt auf welchen Strecken Busse und Bahnen, wenn es deutlich günstiger ist? Das ist für die Verkehrsbetriebe und die Politik eine spannende Frage, auch wenn es ja kaum bei 9 Euro pro Monat bleiben dürfte.

mad / Jan Mueller, AFP / Sascha Meyer, Burkhard Fraune, Matthias Arnold / DPA DPA AFP

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