Der Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) führt auch über das Wochenende zu erheblichen Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr. Wer als Fußballfan, Ausflügler, Partner in einer Fernbeziehung oder als Wochenpendler in diesen Tagen auf die Schiene angewiesen ist, braucht eine Alternative. Erst am Montagabend um 18Uhr soll der Streik enden. Bis Dienstagmorgen wird es laut Bahn mindestens dauern, bis alles wieder normal fährt. Es ist das erste Mal im laufenden Tarifstreit, dass ein Ausstand der GDL über das komplette Wochenende geht.
Nur jeder Fünfte vom GDL-Streik betroffen
Direkt betroffen fühlen sich aber nur rund 20 Prozent der Bürgerinnen und Bürger, wie bei einer Yougov-Umfrage im Auftrag der Nachrichtenagentur DPA herausgekommen ist. Für mehr als der Viertel hat der Streik keine Auswirkungen. Rund ein Drittel der Befragten planen in den nächsten Wochen keine Bahnreise und wären von möglichen weiteren Streiks nicht beeinflusst, selbst wenn sich Tarifstreit weiter hinziehen sollte.
Die Zahlen spiegeln das generelle Verkehrsverhalten der Bürgerinnen und Bürger wider. Lediglich rund ein Fünftel der gesamten Verkehrsleistung in Deutschland entfiel laut Umweltbundesamt in den vergangenen Jahren auf den sogenannten Umweltverbund, zu dem auch die Bahn gehört. Es fahren also deutlich weniger Menschen regelmäßig mit dem Zug als mit dem Auto.
Hand- und Fußballfans bekommen Streik zu spüren
Am ehesten bekommen am Wochenende Hand- und Fußballfans den Streik zu spüren. In Köln findet das Finalwochenende der Handball-EM statt. Betroffen sind vor allem jene Fans, Mannschaften und Offizielle, die vom Hauptrunden-Spielort Hamburg nach Köln reisen müssen. Der Deutsche Handballbund und die Europäische Handballföderation appellierten schon zu Beginn der Woche an die Fans, "gemeinsame Lösungen" zu finden. "Empfohlen wird das Bilden von Fahrgemeinschaften sowie das Nutzen gängiger Portale hierzu", teilten die Verbände mit.
In der Bundesliga dürfte sich der GDL-Streik unter anderem auf die An- und Abreise der Zuschauer der Begegnung zwischen Eintracht Frankfurt und dem FSV Mainz 05 am Freitagabend (20.30 Uhr/DAZN) auswirken. Die Bahn bat explizit alle Fußballfans, genügend Zeit bei der Anreise einzuplanen und sich vorab sowie kurz vor Reiseantritt über Reisemöglichkeiten und -alternativen zu informieren. Eintracht Frankfurt passt die Stadionöffnungszeit aufgrund der besonderen Bedingungen an: Die Stadionöffnung wird um eine Stunde auf 17.30 Uhr vorgezogen, wie der Verein mitteilte.
60 Prozent lehnen Arbeitskampf ab
Auch wenn laut Umfrage nur eine Minderheit vom Ausstand der GDL betroffen ist, lehnt eine Mehrheit den Arbeitskampf ab. Mehr als 60 Prozent der Befragten haben eher kein oder überhaupt kein Verständnis für die Maßnahmen. Lediglich elf Prozent können den Streik der Lokführer "voll und ganz" nachvollziehen.
Ganz anders betrachtet Claus Weselsky, Chef der Lokführergewerkschaft GDL, seinen Streik: "Ich erlebe Disziplin auf breiter Front. Die Stimmung ist exzellent", sagte er der "Rheinischen Post". Außerdem gebe es Solidarität mit den Eisenbahnern in der Bevölkerung: "Viel mehr Kunden haben Verständnis für den Streik als mancher behauptet", so der Gewerkschaftschef.
Weselsky: Streiken vielleicht noch länger
"Wir werden diesen Streik erfolgreich zu Ende bringen, und dann schauen wir, was passiert", sagte Weselsky weiter. Gebe es keine Bewegung seitens der Bahn-Spitze, "werden wir wieder streiken. Und dann vielleicht noch länger."
Weselsky kritisierte in der "Rheinischen Post" auch Forderungen nach einer Verschärfung des Streikrechts. Es sei "unverfroren", die Rechte der Arbeitnehmer beschneiden zu wollen, nur weil sie für bessere Arbeitszeiten und ein höheres Einkommen kämpfen würden. "Wir werden beim Streikrecht kein einziges Zugeständnis machen. Dann wären wir doch bescheuert."