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TomTom Verkehrsindex In diesen deutschen Städten stehen Autofahrer am längsten im Stau

Der Verkehr wächst kaum, dafür aber die Staus: Im Verkehrs-Index von TomTom führt - mal wieder - die Stau-Hochburg Stuttgart. Aber auch andere Metropolen verschlechtern sich rapide.
Von Gernot Kramper

Die Zahl ist erschreckend: In Deutschlands Stau-Hochburg Stuttgart steht der durchschnittliche Pendler mit einer idealerweise halbstündigen Anreise zum Arbeitsplatz pro Jahr 84 Stunden im Stau. Das sind dreieinhalb volle Tage oder zehneinhalb Acht-Stunden-Schichten. Dieses Ergebnis berechnet der TomTom-Verkehrsindex 2014. Die TomTom-Daten beruhen auf den Auswertungen echter Fahrten und nicht auf Stichproben und Schätzungen.

Die meisten Städte legen beim Stau zu

Zu allem Übel nimmt die Stau-Tendenz zu, von Jahr zu Jahr verstaut Deutschland immer mehr. Seit drei Jahren behaupten sich Stuttgart bei den Erhebungen des Navi- und Softwareherstellers an der Spitze der deutschen Stau-Hitparade. Hamburg holt beim Stillstand mächtig auf und hat sich auf Platz zwei geschoben. Auf den Plätzen drei bis zehn folgen, Köln, Berlin, München, Frankfurt/Main, Duisburg-Essen, Düsseldorf, Bremen und Bochum-Dortmund. Die Erhebung beruht auf anonymisierten Daten, die TomTom-Geräte während der Fahrt senden. Aus ihnen werden die Echtzeit-Verkehrsinformationen errechnet; daraus der jährliche "Stau-Index". Er beschreibt in Prozent, um wieviel sich eine Fahrt durch verkehrsbedingte Behinderungen verzögert hat. Im Fall von Stuttgart liegt er bei 32 Prozent, das bedeutet: Statt beispielsweise 30 Minuten im fließenden Verkehr sind die Autofahrer morgens und abends im Schnitt 52 Minuten unterwegs. Am meisten Zeit raubt die abendliche Rush-Hour. Sie führt häufig zu einer Verdoppelung der Fahrzeit.

Aus Gründen des Datenschutzes anonymisiert TomTom die Daten und zerstückelt zudem die gefahrenen Routen. Start-Zielanalysen sind daher nicht möglich. Dennoch könnten die Daten den Kommunen helfen, die Verkehrsströme besser zu organisieren. TomTom-Vizepräsident Andreas Erwig: "Große Baumaßnahmen sind heute kaum noch möglich. Unsere Daten könnten Straßenverkehrsbehörden und Kommunalverwaltungen jedoch helfen, den Berufsverkehr in den bestehenden Strukturen besser zu verteilen. Oder auch gezielt, einzelne Engstellen zu beseitigen."

Im weltweiten Maßstab beeindrucken die deutschen Daten übrigens nicht. Absoluter Spitzenreiter von 218 untersuchten Großstädten ist Istanbul. Dort liegt der Stau-Index bei 58 Prozent, eine eigentlich 30-minütige Fahrt dauert während der abendlichen Stoßzeiten über eine Stunde. In Europa führen Lodz, Moskau, St. Petersburg und Palermo die Stau-Liste an. Der deutsche Spitzenreiter Stuttgart kommt nur auf Rang 20.

Die deutsche Hitliste

1. Stuttgart32%NOTE 6(2013: 29% Platz 1)
2. Hamburg32%NOTE 6(2013: 28% Platz 2)
3. Köln29%NOTE 5(2013: 25% Platz 5)
4. Berlin28%NOTE 5(2013: 27% Platz 3)
5. München27%NOTE 4(2013: 26% Platz 4)
5. Frankfurt a.M.27%NOTE 4(2013: 24% Platz 6)
7. Düsseldorf 21% NOTE 2(2013: 19% Platz 7)
8. Bremen 20% NOTE 2

Einzelschicksal und Mittelwert

TomTom propagiert schlaue Navigationsgeräte als Lösung des Stauproblems. Echtzeit-Verkehrsinformationen sollen helfen, die schnellste Abkürzung auf ihrer Route zu finden. Doch auch eine intelligente Lenkung kann den Verkehr nur geschickt auf die bestehenden Straßen verteilen.

Der Index will ohnehin genau gelesen und verstanden werden. Denn TomTom berechnet durchschnittliche Verzögerungen für Großräume und keine individuellen Routen. In Stuttgart beträgt die durchschnittliche Verzögerung zum Beispiel 32 Prozent. Man benötigt also nicht 30 Minuten, sondern etwa 42 Minuten im Vergleich dazu, wenn man ganz allein nachts unterwegs wäre und die freie Fahrt genießen könnte. Das hört sich noch überschaubar an. Im Abendpeak am Donnerstag steigt die Verzögerung auf 76 Prozent. Anstatt einer halben Stunde, ist der Pendler dann schon 50 Minuten unterwegs.

Aber der eigentliche Punkt ist, dass es sich hierbei um den Mittelwert der ganzen Stadt handelt. Es werden also auch Zeitgenossen erfasst, die entgegen der Pendlerwelle fast ohne Verzögerung unterwegs sind. Oder mehr oder minder unbehelligt vom Pendlerstrom auf den Hauptachsen durch die Vororte cruisen.

Wer also tatsächlich zu den Pendlern auf den Ausfahrstraßen gehört, braucht deutlich länger als der Durchschnittswert suggeriert. Anstatt 76 Prozent können es auch 120 Prozent sein und das ist dann deutlich mehr als der Durchschnittswert von 32 Prozent Stauaufschlag.

Gernot Kramper mit Agenturen

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