
Klaus Lemke
Am 7. Juli verstarb der Regisseur Klaus Lemke im Alter von 81 Jahren. Der Filmemacher galt als erklärter Rebell unter den deutschen Regisseuren, er begehrte auf gegen den filmischen Mainstream. Zuletzt war er Ende Juni noch beim Filmfest München aufgetreten – körperlich schon sichtlich angeschlagen. Er könne nicht mehr gut laufen, sagte er damals und hielt ein Schild hoch: "Kunst kommt von küssen". Schon mit seinen ersten, vorwiegend für das Fernsehen produzierten Filmen wie "Brandstifter" (1969) oder "Rocker" (1972) richtete Lemke den Scheinwerfer auf die Schattenseiten der Gesellschaft. Mit Filmen wie "Idole" oder "Amore" folgten Studien vorwiegend der Schwabinger Szene. Lemke selbst drehte traditionell mit kleinem Budget – auch in der Corona-Krise. Auf diese Weise filmte Lemke seit den 60er Jahren. Meistens arbeitete er mit Laien zusammen, die er in München, Hamburg oder Berlin in Cafés oder auf der Straße entdeckte und oft vom Fleck weg engagierte. Zu seinen Entdeckungen zählen Fernsehstars wie Wolfgang Fierek und Cleo Kretschmer. Oft gab es bei ihm kein detailliert ausgearbeitetes Drehbuch, so dass den Darstellern Raum für Improvisation blieb. Nach den Erfolgen der 60er und 70er Jahre wurde es ruhiger um Lemke, Filme wie "Bibo's Männer" (1986) und "Die Ratte" (1993) wurden verrissen. "Ein verhexter Sommer" (1989) mit Günther Maria Halmer sowie "Das Flittchen und der Totengräber" (1994), das sein Erfolgspaar Kretschmer und Fierek vor der Kamera vereinte, stießen bei der Kritik dann wieder auf Zustimmung. Auch in den vergangenen Jahren drehte er Film um Film: "Unterwäschelügen" (2016), "Bad Girl Avenue" und "Neue Götter in der Maxvorstadt" (beide 2018) sowie "Ein Callgirl für Geister" (2020).
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