Luftfahrt-Chaos in Europa Aschewolke breitet sich weiter aus

Ein Ende des Stillstands im europäischen Luftverkehr ist nicht in Sicht: Die Aschewolke eines isländischen Vulkans erstreckte sich am Samstag weiter über weite Teile des Kontinents und führte nach Angaben der Aufsichtsbehörde Eurocontrol zu einem Ausfall von knapp drei Viertel aller Flüge.

Ein Ende des Stillstands im europäischen Luftverkehr ist nicht in Sicht: Die Aschewolke eines isländischen Vulkans erstreckte sich am Samstag weiter über weite Teile des Kontinents und führte nach Angaben der Aufsichtsbehörde Eurocontrol zu einem Ausfall von knapp drei Viertel aller Flüge. Der Luftraum in vielen Ländern wurde bis mindestens Sonntag gesperrt, Frankreich schloss einige Flughäfen sogar bis Montagmorgen.

Vom Atlantik bis nach Moskau und vom Polarkreis bis Italien waberte eine gigantische Aschewolke, während der Vulkan unter dem isländischen Gletscher Eyjafjalla nicht zur Ruhe kam. Auf den drei größten europäischen Flughäfen - London-Heathrow, Paris-Roissy und Frankfurt am Main - waren keine Starts und Landungen möglich, zehntausende Passagiere waren gestrandet.

Eurocontrol teilte in Brüssel mit, dass am Samstag von geplanten 22.000 Flügen nur 6000 stattfinden würden. In 17 europäischen Ländern sei der Flugverkehr am Samstagmittag vollständig unterbrochen gewesen. Möglich waren Flüge demnach lediglich in Spanien, auf dem südlichen Balkan, in Bulgarien, Griechenland und der Türkei.

Die französische Regierung ordnete an, dass die Flughäfen im Norden des Landes - darunter das Drehkreuz Paris - bis Montagfrüh 08.00 Uhr (alle Angaben MESZ) geschlossen bleiben. In Deutschland wurde die Sperrung des Luftraums zunächst bis Sonntagmorgen 02.00 Uhr verlängert.

Auch in anderen nordeuropäischen Ländern weiteten die Behörden das Flugverbot bis zum Sonntag aus. Die britische Luftfahrtbehörde teilte mit, der Luftraum bleibe bis mindestens Sonntag 02.00 Uhr gesperrt. In Dänemark und Estland erließen die Behörden ebenfalls ein Flugverbot bis 02.00 Uhr, während in Lettland bis 03.00 Uhr kein Flugzeug starten, landen oder den Luftraum durchqueren darf. Tschechien sperrte seinen Luftraum bis vorläufig Sonntag 12.00 Uhr, Finnland bis 14.00 Uhr.

Der Luftraum über Polen war nach Behördenangaben "bis auf Weiteres" nicht zugänglich. Damit wurde die Teilnahme internationaler Trauergäste am Staatsbegräbnis des verunglückten polnischen Präsidenten Lech Kaczynski am Sonntag in Krakau zunehmend fraglich. Auch die weißrussischen und ukrainischen Behörden begannen mit einer Einschränkung des Flugverkehrs.

Die Aschewolke breitet sich seit Mittwoch über Europa aus, am Donnerstag waren in den nördlichen Ländern des Kontinents erste Flughäfen geschlossen worden. Der isländische Wetterdienst rechnete mit anhaltenden Behinderungen in Europa: Die Asche werde "in den kommenden Tagen" wegen unveränderter Höhenwinde weiter Richtung Großbritannien und Skandinavien ziehen, hieß es.

Der britische Wetterdienst beobachtete, dass die Wolke sich am Samstag weiter Richtung Südeuropa ausdehnte. Zudem werde die Aschewolke aber auch über dem Norden Europas mindestens bis Sonntag ihre Auswirkungen entfalten, sagte ein Sprecher des Met Office in London. In der Nacht zum Sonntag sollte die Wolke auch an die spanisch-französische Grenze, nach Korsika und Nordgriechenland vordringen.

Die Vulkanasche kann die Triebwerke der Flugzeuge beschädigen und die Fenster blind machen, weil sie wie ein Sandstrahl wirkt. In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind nach Angaben von Experten 80 Fälle bekannt, in denen Flugzeuge Vulkanasche ausgesetzt waren. Dabei wurden 20 Maschinen beschädigt. In zwei Fällen entgingen Passagierflugzeuge nur knapp einem Absturz.

AFP
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